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Energieexperte fordert Verbot von Bitcoin: Die Branche wehrt sich heftig

Energieexperte fordert Verbot von Bitcoin und Co. – die Branche wehrt sich heftig

Ex-Swissgrid-Krisenmanager Paul Niggli fordert angesichts der drohenden Strommangellage ein Verbot von Kryptowährungen – weil sie Unmengen von Energie verschlingen. Die betroffenen Unternehmen wehren sich vehement.
25.08.2022, 09:08
Chiara Stäheli, Harry Ziegler / ch media
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«Wir sollten Bitcoins verbieten.» Paul Niggli, ehemaliger Krisenmanager der Stromnetzbetreiberin Swissgrid, sorgt mit seiner Forderung in einem Interview mit CH Media für Aufsehen. Der Elektroingenieur zeigt sich «schockiert», dass noch niemand auf diese Idee gekommen sei. Schliesslich basiere das Geschäft mit Bitcoins und anderen Kryptowährungen auf «Rechnern, die unfassbar viel Computerleistung benötigen und entsprechend Strom fressen».

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Der Anteil des Bitcoin-Minigs am weltweiten Stromverbrauch beträgt laut Schätzungen 0,5 Prozent.Bild: Shutterstock

Niggli rechnet vor: «Eine einzige Bitcoin-Transaktion verbraucht so viel Strom wie ein Haushalt in eineinhalb Monaten.» Der weltweite Bitcoin-Stromverbrauch entspreche etwa dem doppelten jährlichen Verbrauch der Schweiz.

Ähnliche Resultate zeigt eine Studie von Forschenden der Universität Cambridge. Sie haben errechnet, dass der Bitcoin-Stromverbrauch im vergangenen Jahr rund 134 Terawattstunden betrug. Das ist vergleichbar mit dem jährlichen Stromverbrauch von Ländern wie Schweden, Ukraine oder Norwegen.

Konsensmechanismus ist die «besorgniserregende Komponente»

Verantwortlich für den hohen Strombedarf ist der sogenannte Konsensmechanismus, welcher der Blockchain-Technologie zugrunde liegt. Damit alle Transaktionen sicher vonstatten gehen und keine Manipulationen möglich sind, braucht es eine immense Rechenleistung. Dass dafür viel Strom gebraucht wird, ist schon länger bekannt.

Besonders energieintensiv und «wirklich besorgniserregend» sei dabei vor allem das Schürfen von Bitcoins, Ethereum und Co., in der Fachsprache «Mining» genannt. Das schreibt der Blockchain-Experte Vlad Coroamă von der ETH Zürich in einer Studie, die er im Auftrag des Bundesamts für Energie erstellt hat.

Der durch diesen Algorithmus verursachte Stromverbrauch beträgt laut Coroamă heute schätzungsweise 0,5 Prozent des weltweiten jährlichen Stromverbrauchs. Dieser Anteil dürfte sich in Zukunft noch vergrössern: «Solange der Preis der Währung steigt, werden die Schürf-Aktivitäten und ihr Energieverbrauch folgen», heisst es in der Studie.

Auch Bitcoin Suisse, der grösste Krypto-Finanzdienstleister in der Schweiz, weiss um den hohen Energiebedarf. Das Unternehmen mit Sitz in Zug verweist auf Anfrage allerdings ebenfalls darauf, dass «der hauptsächliche Stromverbrauch beim sogenannten Bitcoin Mining passiert, welches das Netzwerk gegen Angriffe absichert».

Dieser Prozess finde wegen der hohen Strompreise aber überhaupt nicht in der Schweiz statt, sagt Marcus Dapp, Head of Research bei Bitcoin Suisse. «Ein Verbot von Bitcoin in der Schweiz hätte also keinerlei Auswirkungen auf das Bitcoin-Netzwerk und dessen Stromverbrauch», so Dapp.

Das «Crypto Valley» in Zug

Besonders präsent sind die Blockchain-Unternehmen hierzulande im Kanton Zug. Dort entstand in den vergangenen Jahren das sogenannte «Crypto Valley», mittlerweile sitzen über 500 Blockchain-Firmen in Zug.

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Heinz Tännler, Finansdirektor des Kantons Zug.Bild: keystone

So amtet denn auch der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler als Präsident der Swiss Blockchain Federation. Die Aussage Nigglis hält Tännler für gewagt: «Denkt man diese Forderung weiter, so müssten konsequenterweise Stromfresser wie Handys, Computer, Klimaanlagen, Kühlschränke oder Weihnachtsbeleuchtungen abgestellt werden. Sie dürften in der Summe weit mehr Strom brauchen als Bitcoin-Transaktionen», so der Finanzdirektor.

Ein Verbot von Bitcoin-Transaktionen sei in letzter Konsequenz auch ein Verbot einer neuen Technologie, so Tännler. Und an dieser hängen nicht nur im Kanton Zug eine Menge Arbeitsplätze. Einen ganzen Wirtschaftszweig einfach abzuklemmen, das funktioniere nicht.

«Das wird die Entwicklung nicht stoppen», ist Heinz Tännler überzeugt. «Innovation wird dann einfach anderswo stattfinden. Hinzu kommt, dass die technische Umsetzung eines solchen Verbots im globalisierten Onlinehandel äusserst schwierig oder gar unmöglich wäre.»

Es gibt energiesparsamere Alternativen

Man müsse ausserdem bedenken, dass die Blockchain-Transaktionen «immer besser werden, was den Energieverbrauch betrifft», sagt Tännler. Schliesslich liegt es auch im Interesse der Betreiber der Rechenzentren, die Stromkosten möglichst tief zu halten. Heisst: Sie siedeln sich dort an, wo die Energie billig und leicht verfügbar ist. Oder sie weichen auf Algorithmen aus, die weniger Energie verbrauchen.

Das bestätigt Marcus Dapp: «Bitcoin Miner suchen weltweit den günstigsten Strom – und das ist Strom aus Überproduktion oder erneuerbarer Strom, der inzwischen im globalen Schnitt billiger als fossile Brennstoffe ist.»

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276 Kommentare
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Sam1984
25.08.2022 09:28registriert Dezember 2014
"Man müsse ausserdem bedenken, dass die Blockchain-Transaktionen «immer besser werden, was den Energieverbrauch betrifft», sagt Tännler."

Das stimmt nicht. Bei Bitcoin gibt es keine Verbesserung beim Energieverbrauch. Es wird sogar jedes mal mehr Energie benötigt wenn der Schwierigkeitsgrad beim Mining steigt, da die Anzahl Transaktionen pro Block gleich bleibt, aber die Rechenleistung für einen Block immer mehr wird.
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Elke Wolke
25.08.2022 09:18registriert Oktober 2018
Russland-Freund Heinz Tännler, der so tat als würden die Sanktionen den Rohstoffhandelsplatz Zug nichts angehen, setzt sich jetzt ein für Bitcoins während der Strommangellage? Es gibt wohl kleinere bessere Gründe diesen Argumenten keinen Glauben zu schenken. Bitcoin-Chabis bitte in der Schweiz verbieten - auch unserer Umwelt zu liebe. Danke!
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Soul Rebel
25.08.2022 09:18registriert Juli 2018
Ja klar, würde ich als Dapp oder Tännler auch sagen. Man will ja nicht den Ast absägen, auf dem man sitzt.

Aber Fakt ist: Krypto-Währungen braucht es nicht auf der Welt. Somit könnte dieser Strom, egal vo wo, auch besser eingesetzt werden.
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