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Private Vorsorge: Bitcoin in die Säule 3a? Was du beachten solltest

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Jetzt ein bisschen Bitcoin in deine Säule 3a? Was du beachten solltest

Mit neuen Krypto-Anlageprodukten wird Investieren noch einfacher und auch als Beimischung in die Säule 3a auf konventionelle Art möglich. Ob sich das lohnt und was du beachten solltest.
04.04.2024, 09:23
Olga Miler
Olga Miler
Olga Miler
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Habt ihr auch schon Nachrichten bekommen? Letzte Woche habe ich Screenshots gemacht, um meine Säulen 3a für ein Seminar zu zeigen, da kam das Pop-up auf dem Online-Tool meines Vorsorgeanbieters: «Bitcoin-Fans aufgepasst. Neu hast du in der eigenen Strategie die folgenden Bitcoin-ETFs zur Auswahl … Der ETF zählt zur Anlageklasse «Alternative Anlagen» und kann bis zu maximal 5 % gewichtet werden. Dies gilt nicht als Anlageempfehlung. Eine Investition in Kryptowährungen ist mit hohen Risiken verbunden». Interessant. Für meine Säule 3a genutzt habe ich es noch nicht, aber es hat einige Gedanken und auch Fragen aufgeworfen.

Exchange Traded Products, sogenannte ETPs, im Krypto-Bereich haben wir in Europa bereits seit einigen Jahren, z. B. sind über 5,5 Milliarden Franken (6,15 Milliarden US-Dollar) in die Produkte des Krypto-ETP-Spezialisten 21Shares investiert (Stand März 2024).

Seit der Zulassung der Bitcoin-Spot-ETFs im Januar in den USA und weiteren neuen Produkten wie dem jetzt im März lancierten «1 Valour STOXX Bitcoin Suisse Digital Asset Blue Chip»-ETP kommt weitere Bewegung in den Markt. Ziel dieser Entwicklungen ist es, das Vertrauen zu stärken, das Anlegen in Krypto weiter zu vereinfachen und für eine immer grössere Anzahl an auch institutionellen Anleger:innen zugänglich zu machen. Damit wird auch die Beimischung von Krypto in traditionellere und stärker regulierte Portfolios wie z. B. deine Säule 3a einfacher und kostengünstiger möglich.

Seit der Einführung im Januar sind die Handelsvolumen der neuen Bitcoin-Spot-ETFs sprichwörtlich explodiert: 2–3 Milliarden US-Dollar pro Tag waren es im Januar, dann Anfang März wurde die 10-Milliarden-US-Dollar-Marke geknackt (Details und aktuelle Daten dazu hier). Wird mit den neuen Lösungen Anlegen in Krypto immer mehr zum Mainstream? Was es damit auf sich hat und welche Vor- und Nachteile solche neueren Lösungen bringen, siehst du hier.

Herkömmliche Krypto-Möglichkeiten

Wenn du in Krypto anlegen oder es nutzen willst, dann gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten – am häufigsten sind:

  • Direkt: Du kaufst deine Kryptos über einen Broker, eine spezialisierte App/Plattform oder hast eine eigene Hard Wallet. Möglich sind auch Bezug über Kreditkarten oder SBB-Automaten, welche wegen der hohen Gebühren aber nicht empfehlenswert sind.
  • Indirekt: Du kaufst Anteile von sogenannten ETPs, Exchange Traded Products, welche – wie viele andere Fonds auch – an der Börse gelistet sein können und in der Regel verschiedene, ausgewählte Kryptos beinhalten. Einige Beispiele sind die ETPs von Signum oder 21Shares.

Verschiedene Möglichkeiten gab es also schon länger. Jetzt gibt es mit den Bitcoin-Spot-ETFs und neueren Exchange Traded Products (ETPs) weitere Möglichkeiten, an der Entwicklung von Krypto teilzuhaben.

Bitcoin-Spot-ETFs

Im Januar 2024 hat die United States Securities and Exchange Commission (SEC), die US-amerikanische Börsenaufsicht, sogenannte Bitcoin-Spot-ETFs zum Handel zugelassen.

Schon vor dieser Zulassung gab es bereits Bitcoin-ETFs, allerdings waren nur sogenannte Bitcoin-Future-ETFs zugelassen. Diese investieren in Derivate, die auf die künftige Kursentwicklung des Bitcoin spekulieren (Futures). Die neuen Produkte haben den Vorteil, dass sie den Marktpreis des Bitcoin sekundengenau nachbilden, du aber keine komplizierte Infrastruktur benötigst, sondern wie mit anderen ETFs auch sehr einfach und kostengünstig über die Börse investieren kannst.

Einige Beispiele der neuen ETFs sind Bitwise Bitcoin ETF (0,2 % TER), ARK 21Shares Bitcoin ETF (0,21 % TER), Fidelity Wise Origin Bitcoin Fund (0,25 % TER), iShares Bitcoin Trust (0,25 % TER) – Quelle und vollständige Liste auf Moneyland.ch. In der EU sind diese Produkte aus rechtlichen Gründen nicht zugelassen, aber in der Schweiz kannst du diese ETFs einfach über eine Handelsplattform oder einen Online-Broker gleich wie Aktien oder andere Fonds handeln.

Dabei gibt es eine Reihe von Vor- und Nachteilen zu beachten:

Vorteile

  • Einfache Anlage über herkömmliche Banking-Tools und Online-Broker möglich.
  • Stärkere Regulierung, was die Vertrauenswürdigkeit steigern soll.
  • Chance, an der potenziellen Wertentwicklung von Bitcoin teilzuhaben.
  • Wegfall von technologischen Risiken und Infrastruktur-Anforderungen, die beim Handel mit Bitcoin anfallen.
  • Im Vergleich zu den bisher auf dem Markt verfügbaren Krypto-Exchange-Traded-Products sind die Bitcoin-Spot-ETFs kostengünstig.
  • Zusätzliche Diversifikationsmöglichkeit für deine Anlagen.
  • Jederzeit während der Börsenlaufzeiten handelbar.

Risiken

  • Die ETFs bilden die Preisentwicklung des Bitcoin mit allen entsprechenden Risiken und sehr starken Kursschwankungen ab (mehrere % an nur einem Tag möglich).
  • Die Bitcoin-Spot-ETFs haben keine Diversifizierung, abgebildet wird nur die Preisentwicklung des Bitcoin.
  • Du besitzt den Bitcoin nicht, sondern verfolgst mit diesem Instrument deren Preisentwicklung, z. B. mit Bitcoin etwas kaufen kannst du mit diesen Instrumenten nicht.
  • Da die ETFs in der USA zugelassen sind, solltest du bei der Transaktion auch auf die Transaktionsgebühren, Stempelabgaben, den Spread (Handelsspanne) und Depotkosten achten, da i. d. R. Gebühren wie für US-Aktien anfallen. Einen Preisvergleich findest du bei Moneyland.ch.

Ob einer der Bitcoin-Spot-ETFs das Richtige für dich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu Serge Nussbaumer, Inhaber des auf strukturierte Produkte spezialisierten, unabhängigen Portals Payoff.ch: «Bitcoin-ETFs aus den USA sind eine interessante Sache, aber es gibt einiges zu beachten, z. B. die Kosten beim Kauf (Auslandsgebühren) und die US-Erbschaftssteuer. Günstige Alternativen gibt es mit ETPs auch aus der Schweiz. Es handelt sich zwar nicht um ETFs, aber das investierte Kapital wird zusätzlich physisch hinterlegt.»

Für die Wahl eines Bitcoin-Spot-ETFs solltest du neben einer Abwägung der Risiken folgende Kriterien einbeziehen: Handelsvolumen, Marktkapitalisierung und Kosten. Das Wichtigste überhaupt ist, zu entscheiden, warum und ob du überhaupt in Bitcoin investieren willst und ob du so ein Produkt mit den entsprechenden Schwankungen in dein Portfolio oder deine Vorsorge aufnehmen möchtest.

Neuer ETP verspricht Spreu vom Weizen zu trennen

Der im März 2024 lancierte «1Valour STOXX Bitcoin Suisse Digital Asset Blue Chip»-ETP, eine Zusammenarbeit von Valour Inc., Bitcoin Suisse AG und STOXX, soll eine diversifizierte Anlage in erstklassige digitale Vermögenswerte ermöglichen.

Die Vermögenswerte werden in Sektoren wie Cryptocurrency, General Purpose Smart Contract Platform, Decentralized Finance (DeFi), Utility und Culture unterteilt. Gemäss Beschrieb basiert die Auswahl der Vermögenswerte auf einem strengen mehrstufigen Verfahren, das darauf abzielt, die einflussreichsten und repräsentativsten Vermögenswerte in jedem Sektor zu ermitteln und wird vierteljährlich neu bewertet. Laut dem Factsheet sind die fünf grössten Positionen des ETP je 30 % Bitcoin und Ethereum, 11,71 % XRP, 8,44 % ADA, 5,63 % AVAX. Kosten: 1,90 % TER; gehandelt wird über die Deutsche Börse.

Es bewegt sich gerade einiges in der Krypto-Produktentwicklung. Für die einen ist dies ein positiver Trend: «Die neuen Entwicklungen stehen für den Glauben an die Zukunft dezentraler Finanzen und die Demokratisierung, indem sie Einzelpersonen Teil einer globalen finanziellen Revolution werden lassen. Seit über fünf Jahren bieten Krypto-ETPs die Möglichkeit, diese Vision zu verwirklichen.» sagt Sina Meier, Managing Director – Head of Switzerland & Middle East bei 21Shares.

Andere, wie z. B. der Finanzanbieter Vanguard, welcher konsequent keine Krypto-Produkte anbietet, sehen es so: «Nach Ansicht von Vanguard ist Krypto eher eine Spekulation als eine Investition.» schreibt Janel Jackson, Global Head of ETF Capital Markets Vanguard in einem Artikel.

Wie seht ihr das? Würdet ihr einen der neuen Bitcoin-Spot-ETFs eurer Säule 3a hinzufügen?

olga miler, frauen und geld, blog, watson
bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.

Kryptoindustrie kann Stromversorgung an ihre Grenzen bringen

Video: srf/SDA SRF

Bitcoin und Co.: Das passiert in Krypto-Foren auf Reddit

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Bitcoin und Co.: Das passiert in Krypto-Foren auf Reddit
Praktisch jede grössere Kryptowährung hat auf Reddit ein eigenes Unterforum. Darin üben sich die Mitglieder vor allem in Selbstbestärkung, das richtige Investment getätigt zu haben. Sie hoffen, dass der Wert ihrer Währung nach oben schiesst: «to the moon», zum Mond. Hier zu sehen sind Posts aus dem Unterforum r/Litecoin.

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70 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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krachbumxingpeng
04.04.2024 09:50registriert Juli 2017
NIEMALS für die Altersvorsorge über deinen Broker!! OH MEIN GOTT WAS EMPFEHLT IHR DA? Es gibt so viel Fluktuation von Plattformen.
Besonders Bitcoin muss man in einer eigenen Wallet einlagern! Das MUSS direktes Eigentum sein. Nie in Abhängigkeit von jemand anderen. Die Interessen können sich nämlich ändern, falls der Bitcoin Preis in 20 Jahren viel höher ist als jetzt.
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Schon gegangen
04.04.2024 10:57registriert August 2016
Also mit „Spielgeld“ kann man es ja versuchen, aber bei der Altersvorsorge würde niemals so etwas hochspekulatives beifügen!
Aber am Ende scheinen mir die Kryptowährungen wie ein Pyramidensystem, von dem ich persönlich ganz die Finger lasse!
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70
    Die Pendler der Zukunft teilen Autos, die ganz von allein fahren
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