Migros-Konzernchef Herbert Bolliger steht in Verhandlungen mit ausländischen Grosskonzernen um tiefere Preise. Mühsam seien die Gespräche, sagte er im Gespräch mit der «SonntagsZeitung». Bild: KEYSTONE
Läden in Grenznähe unter Druck
01.02.2015, 03:1201.02.2015, 09:42
Migros prüft laut Konzernchef Herbert Bolliger einen Einstellungsstopp in Läden in der Näher der Grenze. Grund ist der Einkaufstourismus angesichts des schwachen Euros. «Entlassungen wird es nicht geben, aber Abgänge in Läden nahe der Grenze werden wohl nicht mehr besetzt oder die Arbeitseinsätze reduziert», sagte Bolliger im Interview mit der «SonntagsZeitung».
Bei diesen Filialen rechne er mit einem Umsatzrückgang von fünf Prozent und mehr. «Die Kostenunterschiede beim Personal sind enorm», begründet Bolliger. So würde eine Kassiererin in Deutschland 1600 Euro im Monat verdienen, während es in der Schweiz knapp 4000 Franken seien. Die Lohnerhöhungen bei der Migros werden nach seinen Angaben «tiefer sein als in den vergangenen Jahren».
Auf den Europositionen der Migros rechnet Bolliger mit 40 bis 50 Millionen Franken Währungsverlust, trotz Absicherung. Die Wachstumsprognosen seien bereits nach unten korrigiert worden. Wie sich die Euroschwäche und Frankenschwäche auf das Geschäftsjahr auswirken werden, lasse sich derzeit aber noch nicht seriös voraussagen, sagte er weiter.
Weitere Preisreduktionen
Als Reaktion auf das Ende des Euro-Mindestkurses hatten Migros, Coop und Lidl bereits angekündigt, die Preise für importierte Frischprodukte zu senken. Ab Montag fallen bei der Migros nun auch die Preise verschiedener Markenprodukte um mindestens zehn Prozent.
Es liefen noch Verhandlungen mit Grosskonzernen um Preisreduktionen. «Es ist wie immer ein mühsames Hin und Her», sagte Bolliger zum Stand der Gespräche. Bevor Resultate vorliegen, will Bolliger sich nicht dazu äussern, ob die Migros allenfalls erneut Markenprodukte aus dem Sortiment nehmen wird.
Schwierigkeiten für Migros sieht Bolliger zudem beim Export von Eigenprodukten. «Schokolade zum Beispiel besteht aus Schweizer Milch und Schweizer Zucker. Unsere Exportkunden werden kaum bereit sein, plötzlich 20 Prozent mehr zu bezahlen.» Auch der Käseexport und damit der Milchpreis in der Schweiz dürften mit dem starken Franken unter Druck kommen. Zusätzlich drohe eine Milchüberproduktion, weil sich die Konsumenten im Ausland bedienen würden. (trs/sda)
Das könnte dich auch noch interessieren:
Die Konsumzurückhaltung in Deutschland wird sich in diesem Winter mutmasslich auch auf Österreich und die Schweiz auswirken. Erste Zeichen deuten auf weniger Gäste in der neuen Wintersaison.