Das nennt man mal eine Ansage: Nichts weniger als «die grösste Produktinnovation in der Unternehmensgeschichte» möchte die Migros am 6. September vorstellen. So formuliert es die Detailhändlerin in einer Einladung an die Medien, die sie diese Woche verschickt hat. An einer Pressekonferenz am Hauptsitz in Zürich wird Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen die Journalistinnen und Journalisten empfangen und das Geheimnis lüften, um welche Erfindung es sich handelt.
Indizien, worum es sich dabei handeln könnte, liefert die Migros in der mysteriösen Einladung nicht. Es bleibt beim Cliffhanger und es darf spekuliert werden. Doch Insider glauben zu wissen, was am 6. September verkündet wird.
Laut Informationen von CH Media will Zumbrunnen in zwei Wochen eine Kaffee-Revolution präsentieren. Demnach hat die Migros ein neues, nachhaltiges Kaffee-System entwickelt, mit biologisch abbaubaren Kaffeeportionen, also ohne Aluminium- oder Plastik-Hülle, wie man es von Nespresso-Kapseln und deren Kopien kennt.
Auf Anfrage will die Migros keine Stellung zum Inhalt der Pressekonferenz nehmen. Allerdings: Bereits vergangenen Herbst hat die Migros ein Markenlogo namens Coffee B registrieren lassen. Und wie Recherchen zeigen, folgte im Mai die Registrierung des Namens beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum - und zwar für die beiden Kategorien «Kaffee» und «Elektronische Kaffeemaschinen».
Angesichts der grossen Worte in der Presse-Einladung, muss sich die Migros sicher sein, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Denn an sich ist die Idee von biologisch abbaubaren Kaffeeportionen nicht neu. Die Genfer Firma Ethical Coffee Company begann ebenfalls in den 2000er-Jahren, Nespresso-kompatible, biologisch abbaubare Kapseln zu verkaufen. Die Firma, unter der Leitung des ehemaligen Nespresso-Chefs Jean-Paul Gaillard, verstrickte sich aber in zermürbende Rechtsstreitigkeiten mit Nestlé und ging 2018 Konkurs. Auch, weil es inzwischen Hunderte von oftmals billigen Nespresso-Kopien gibt. Sprich: Die Margen sind kleiner geworden.
Fakt ist, dass die Schweiz als Kaffeeland gilt und grosses, entsprechendes Know-how vorhanden ist, in erster Linie beim Kapsel-Pionier Nespresso von Nestlé - aber auch bei der Migros. Sie begann bereits Anfangs der 2000er-Jahre mit der Entwicklung eines eigenständigen Kaffeekapselsystems und lancierte 2004 die Marke Delizio, mit eigenen Maschinen und Kapseln, die günstiger als jene von Nestlé sind. Unter dem Namen Cremesso verkauft sie das System auch in ausländischen Märkten. 2012 folgte die Linie Café Royal mit Nespresso-kompatiblen Kapseln.
Und auch beim Kaffeetrinken ist die Schweiz Spitzenklasse gemessen am Pro-Kopf-Konsum. 2020 wurden hierzulande laut dem Branchenverband Cafetier Suisse pro Person jährlich 1070 Tassen getrunken - also fast drei pro Tag. Das ergibt Rang vier im internationalen Vergleich.