Wirtschaft
SBB

Bahngüterverkehr: Verband kritisiert neue Vorschriften

«In Grundfesten erschüttert»: Kritik an neuen Vorschriften für Güterverkehr

12.09.2025, 10:52

Die vom Bund beschlossenen Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit im Schienengüterverkehr stossen in der Branche auf scharfe Kritik. Die neuen Massnahmen erschütterten den Schienengüterverkehr in seinen Grundfesten, warnte der Verband der verladenden Wirtschaft.

Laut dem Verband VAP drohen durch die neuen Vorgaben massive Kosten für Wagenhalter, Engpässe bei Güterwagen und mittelfristig eine Verlagerung von Transporten auf die Strasse, wie er am Freitag mitteilte.

Unfall im Gotthard veranlasste Bund zu Verschärfung

Die Wagenhalter müssen demnach die Finanzierung der Kosten fast vollumfänglich allein tragen, unabhängig vom deutlich steigenden und bis heute nicht definierten zusätzlichen Organisationsaufwand. Der Verband rechnet mit Mehrkosten in Millionenhöhe, wie er auf anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA präzisierte

Nach dem Radbruch bei einem Güterzug im Gotthard-Basistunnel im August 2023 hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) am Donnerstag strengere Auflagen erlassen. Neu sollen Räder von Güterwägen früher aus dem Verkehr gezogen werden und Wartungen sollen häufiger durchgeführt werden.

Weniger verfügbare Güterwagen

Mit den neuen Massnahmen, insbesondere mit der Verkürzung des Instandhaltungsintervalls, nehme das BAV die Wagenhalter im Vergleich zu anderen Akteuren überdurchschnittlich stark in die Pflicht, kritisierte der Verband. Weder den Beförderern noch den Infrastrukturbetreibern habe das BAV ähnlich einschneidende Massnahmen auferlegt.

Die Massnahmen würden auch die Verfügbarkeit von Güterwagen in einem bisher noch nicht abschliessend quantifizierbaren Rahmen beeinträchtigen. «Dadurch führt diese Massnahme kurzfristig zu Engpässen bei der verladenden Wirtschaft, die das Potenzial haben, die Versorgungssicherheit im Land zu gefährden», schrieb der Verband.

Verlagerung auf die Strasse befürchtet

Mittelfristig würden die beschlossenen Massnahmen die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber der Strasse weiter verschlechtern und die Verlagerung von der Schiene auf die Strasse stark beschleunigen.

Für weitere Kritik beim Verband sorgt der sofortige Startzeitpunkt der Massnahmen. Für den Verband ist nach eigenen Angaben heute nicht absehbar, wie die Massnahmen in der äusserst kurzen Frist bis zur Inkraftsetzung umgesetzt werden sollen. «Denn schon heute fehlen den Instandhaltungsfirmen Kapazitäten, Ressourcen und Komponenten», hiess es in der Mitteilung. (sda)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
12.09.2025 11:00registriert Januar 2014
"Die Wagenhalter müssen demnach die Finanzierung der Kosten fast vollumfänglich allein tragen, unabhängig vom deutlich steigenden und bis heute nicht definierten zusätzlichen Organisationsaufwand. Der Verband rechnet mit Mehrkosten in Millionenhöhe,"


äh... Ja?
Wenn man nicht ausreichend sichere Maschinen hat, muss man die natürlich selbst verbessern?

Ich kann doch bei abgefahrenen Reifen am Auto oder kaputten bremsen auch nicht fordern, dass die Polizei mir die ersetzt?
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Knut Knallmann
12.09.2025 11:59registriert Oktober 2015
Aus der Luftfahrt gibt es einen schönen Satz: „If you think safety is expensive, try having an accident.“
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domin272
12.09.2025 14:52registriert Juli 2016
Die Wagenhalter sollten schweigen. Es geht hier letztlich um die Sicherheit. Will man den Bahntransport attraktiver machen muss die Strasse unattraktiver werden und nicht die Schiene unsicher. Die Forderungen der Wagenhalter gehen dabei total an den Fakten vorbei. Der Bericht der SUST lässt eigentlich kaum Spielraum dahingehend, was die einzig gangbaren Lösungen sind. Die Risse scheinen immer bei geringem Raddurchmesser zu entstehen und sind kaum zu detektieren auch mit Ultraschall nicht. Was soll also die sinnlose Forderung Streckenseitig etwas zu machen? Was denn bitte?
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