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Pierin Vincenz in Geldnöten: Jetzt muss er Häuser verkaufen

Pierin Vincenz in Geldnöten: Jetzt muss er Häuser verkaufen – und Millionen zurückzahlen

Der ehemalige Chef von Raiffeisen kommt noch im Januar vor Gericht. Doch Pierin Vincenz hat nicht nur juristische, sondern auch akute finanzielle Probleme. Er brauchte Millionen-Darlehen von Bekannten - ein prominenter ehemaliger Freund fordert nun viel Geld zurück. Die Hintergründe.
03.01.2022, 14:18
Patrik Müller / ch media
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In Nöten: Pierin Vincenz.Bild: KEYSTONE

Im Bekanntenkreis von Pierin Vincenz, dem gefallenen ehemaligen Spitzenbanker, rätselt man: Wie ist es möglich, über Jahre einen CEO-Lohn zu kassieren und dennoch Liquiditätsprobleme zu bekommen?

Vincenz war Raiffeisen-Chef von 1999 bis 2015 und bezog Jahresvergütungen von anfänglich zwei, später drei und dann vier Millionen Franken. Insgesamt mehr als 40 Millionen Franken dürften dabei geflossen sein. Selbst wenn 10 bis 15 Millionen davon als Steuern weggegangen sind, bleibt eine Summe, die eigentlich ein sorgenfreies Leben garantieren sollte.

Nicht so bei Pierin Vincenz, der im vergangenen Jahr in aller Stille seinen 65. Geburtstag feierte. Er kann jetzt jeden Franken brauchen - auch die AHV-Rente, auf die er nun Anspruch hat.

Peter Spuhler, Verwaltungsratspraesident und Group CEO ad interim von Stadler Rail, aufgenommen beim Roll-out des "Flirt" Zuges von Stadler Rail fuer die BLS AG, aufgenommen am Mittwoch, 9.  ...
Peter SpuhlerBild: keystone

Denn Vincenz steht bei mehreren Freunden - oder ehemaligen Freunden - in der Kreide. Nicht nur bei seinem ehemaligen Geschäftspartner Beat Stocker, der ab 25. Januar wie Vincenz vor Gericht kommt und der in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagte, «insgesamt schuldet er mir heute fast 6 Millionen Franken».

6.5 Millionen Franken vom ehemaligen Studienfreund

CH-Media-Recherchen zeigen: Vincenz hat auch seinen ehemaligen Studien- und Militärkollegen Peter Spuhler «angepumpt». Der Chef von Stadler und ehemalige SVP-Nationalrat lieh Vincenz die sagenhafte Summe von 6.5 Millionen Franken.

Bei diesem Darlehen geht es um die Ablösung einer Hypothek auf Vincenz' Haus in Teufen AR nach dem Abgang von Vincenz als Raiffeisenchef 2015. Damals waren die juristischen Probleme von Vincenz noch nicht bekannt. Spuhler war nicht bewusst, dass der eben zurückgetretene Bankchef derartige Geldprobleme haben könnte, dass er das Darlehen nicht fristgerecht zurückzahlen würde.

Vincenz hat die Millionen bis heute nicht zurückbezahlt. Doch Spuhler will das Geld zurück. In den nächsten drei Monaten soll darum das Haus in Teufen verkauft werden - durch einen Immobilienmakler.

Auf Anfrage bestätigt Peter Spuhler den Sachverhalt, ohne sich weiter dazu zu äussern. Der Verkauf der Liegenschaft musste aufgrund mehrerer laufender Verfahren gegen Vincenz offenbar mit der Staatsanwaltschaft besprochen werden.

4.3 Millionen für ein Ferienhaus im Tessin

Das Haus in Teufen, das ursprünglich 10 Millionen Franken gekostet haben soll, ist nicht die einzige luxuriöse Liegenschaft von Vincenz, die dieser nicht mehr halten kann. Gemäss zuverlässigen Informationen wird auch sein Ferienhaus in Morcote (Tessin) veräussert.

Beat Stocker
Beat StockerBild: linkedin

Dieses Haus finanzierte Vincenz ebenfalls auf Pump. Hier bat er nicht Spuhler, sondern einen anderen Ostschweizer Unternehmer um einen Kredit, Dölf Früh, den ehemaligen Präsidenten des FC St. Gallen. Dessen Darlehen ist beträchtlich: 4.3 Millionen Franken beträgt es, durch den Verkauf des Ferienhauses soll es zurückbezahlt werden.

Zurück zur Frage: Wie kann ein Top-Banker in derartige Geldnöte geraten? Vincenz' Ex-Geschäftspartner und Mitangeklagte Beat Stocker hatte darauf im erwähnten Interview keine schlüssigen Antworten bereit, er sagte bloss, er habe erst im Verlauf der letzten vier Jahre erfahren, wie gross die Liquiditätsprobleme von Vincenz wirklich gewesen seien. Allerdings habe ihn Vincenz schon im Juni 2014 nach einer «privaten Angelegenheit im Zürcher Hotel Park Hyatt» am Abend aufgelöst angerufen und gesagt: «Ich brauche sofort eine Million. Es ist etwas passiert. Frag nicht nach, ich brauche das Geld dringend, und ich brauche es cash.» Stocker gewährte den Kredit.

In dem Interview ging er auf Distanz zu Vincenz, naheliegenderweise aus prozesstaktischen Gründen. Jahrelang hatte er aber mit ihm Geschäfte gemacht.

Möglicher Zusammenhang zwischen Geldnot und betrügerischem Verhalten

Die prekäre finanzielle Situation von Vincenz ist insofern relevant, als er angeklagt ist wegen gewerbsmässigen Betrugs und Veruntreuung. Er soll sich bei Firmenkäufen privat bereichert haben, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Inwiefern seine offenbar notorischen Liquiditätsprobleme dabei eine Rolle gespielt haben und ob wirklich alle Straftatbestände erfüllt sind, darüber wird das Gericht ab dem 25. Januar befinden.

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107 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Macca_the_Alpacca
03.01.2022 15:43registriert Oktober 2021
Also jetzt nochmal für ganz Langsamen wie mich. Der gute Mann war 16 Jahren lang CEO von Raiffeisen. dazu hatte er 13 Verwaltungsratsmandate, 3 Stiftungsratsmandate und Präsident der Leonteq AG. Seine Frau war Rechtschefin bei Raiffeisen. Man kann sich etwa vorstellen was die beiden für ein Gehalt gezogen haben. Dazu kommen die Gelder die noch auf dem illegalen Weg geflossen sind. Nun soll mir mal Jemand erklären wie so einer notorischen Liquiditätsprobleme haben kann. Diese Geschichten hat aus meiner Sicht ein paar ganz gewaltige Fragezeichen. (Kann man die Filmrechte der Geschichte kaufen?)
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(isb)
03.01.2022 14:35registriert April 2021
Naja - umso mehr man hat, umso mehr gibt man aus… allerdings scheint es hier doch ein klitzeklein-wenig darüber hinaus zu gehen 😳 für mich als Normalverdiener doch recht erstaunlich mit welchen Beträgen da gegenseitig Kredit gewährt wird/ wurde…
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Maya Eldorado
03.01.2022 15:24registriert Januar 2014
Er hat offenbar noch genug Vermögen, halt in Sachwerten. Damit kann er ja die Schulden bezahlen.
Und offenbar hat er noch genug Einkommen, dass er nicht auf der Strasse leben muss. Und Geld genug hat er sicher auch, um sich gutes Essen zu kaufen.
Also, wo liegt das Problem?
Ihm täte gut einen Monat mit den Basler Obdachlosen ohne Einkommen zu leben. So kann er nachher vielleicht erahnen, was man wirklich zum leben braucht.
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