Seit 1989 veröffentlicht das Wirtschatsmagazin «Bilanz» jährlich die Liste der reichsten Schweizerinnen und Schweizer. Sagenhafte 820'975'000'000 Franken summieren die 300 Reichsten des Landes im Jahr 2022. Gerundet sind dies 821 Milliarden Franken.
Damit liegen die Top 300 knapp unter dem Wert vom Vorjahr. Es ist das erste Mal seit der Finanzkrise 2008 und 2009, dass das Gesamtvermögen der 300 Reichsten wieder geschrumpft ist. Allerdings verringerte sich ihr angehäuftes Kapital nur um 0,1 Prozent. Im Vergleich dazu: Der SMI, der wichtigste Schweizer Aktienindex, hat im bisherigen Jahresverlauf fast 14 Prozent eingebüsst.
An der Spitzte tauchen seit Jahren die üblichen Verdächtigen auf. Einmal mehr dominiert die IKEA-Familie Kamprad die Liste der Reichsten. Dahinter folgt neu Chanel-Besitzer Gérard Wertheimer auf Rang 2. Um einen Rang abgerutscht sind die Roche-Familien Hoffmann, Oeri und Duschmalé und Klaus-Michael Kühne, der mit Kühne & Nagel im Logistik- und Transportgeschäft tätig ist.
Der grosse Gewinner im Jahr 2022 ist die in der Schweiz wohnhafte italienische Reeder-Familie Aponte. Ihr Vermögen ist um 11 Milliarden auf 19,5 Milliarden gestiegen. Im Seefrachtgeschäft seien die Margen seit der Corona-Krise stark gestiegen, wird der Anstieg begründet.
Pro Tag stieg das Vermögen der Apontes im letzten Jahr im Schnitt also um 30 Millionen Franken. Das sind fast 1,26 Millionen Franken pro Stunde. Damit stieg die Reeder-Familie erstmals in die Top 10, die bereits seit 21 Jahren von der IKEA-Familie Kamprad angeführt wird.
Wer die Liste etwas genauer anschaut, dem sticht auch ins Auge, dass der Anteil der Ausländer unter den 300 Reichsten in der Schweiz sehr hoch ist. Beinahe die Hälfte – genauer 145 der Top 300 – sind Ausländer, die ihren Wohnsitz in der Schweiz haben.
Interessant: Vor allem an der Spitze schrumpfte das Gesamtvermögen – insgesamt sind die Top 10 des Rankings 14 Milliarden weniger schwer als noch im Vorjahr. Wegen des schwächelnden Aktienkurses verloren allein die Roche-Erben, die Familien Hoffmann, Oeri und Duschmalé, rund 4,5 Milliarden Franken.
Gar eine Vermögensschrumpfung von 5 Milliarden Franken musste die Blocher-Familie mit ihren zwei börsenkotierten Unternehmen Ems-Chemie und Dottikon ES hinnehmen. Sie wird aber von der «Bilanz» immerhin noch mit 14,5 Milliarden Franken eingeschätzt.
Insgesamt verfügen die 10 Reichsten im Vermögen-Ranking aber noch immer über 252 Milliarden Franken. Ihr Anteil am Gesamtvermögen der Top 300 ist allerdings um 1,67 Prozentpunkte auf 30,69 Prozent geschrumpft.
Würde das Vermögen der 300 Reichsten zu gleichen Teilen auf die Gelisteten verteilt werden, jeder würde 2,7 Milliarden Franken besitzen.
Aber wie viel mehr ist das eigentlich im Vergleich zum «Durchschnittsbürger?» Damit wir die 300 Reichsten ausklammern können, nehmen wir hier das Median-Vermögen der Schweizer Erwachsenen. Im «Global Wealth Report» der Credit Suisse wird dieses in US-Dollar erhoben. Die aktuellsten Daten im Report 2022 sind von Ende 2021. Rund 168'000 Franken besitzt demnach eine erwachsene Schweizer Person – das ist ein 1,6-Millionstel des Durchschnitts der Top 300.
Hier zeigt sich, dass auch der «Durchschnittsschweizer» – oder besser «Median-Schweizer» – immer reicher wurde. Die Steigerung seit dem Jahr 2000 beträgt stolze 308 Prozent. Die 300 Reichsten steigerten ihr Vermögen in der gleichen Zeitspanne «nur» um 125 Prozent.