Mehr als nur ein M besser soll sie werden, die Zukunft der Migros. Ausgliederung der Fachmärkte, Ausgliederung des Supermarktgeschäfts, neue Chefs. In den vergangenen Monaten wurde vieles auf den Kopf gestellt. Doch dabei bleibt es nicht. Denn der Detailhändler will wieder effizienter werden, er will verlorene Marktanteile zurückgewinnen.
Schon länger wird intern deshalb ein grosser Stellenabbau erwartet. «Alle sitzen derzeit wie auf Nadeln», sagt ein Firmenkenner. Für zusätzliche Nervosität sorgt ein Bericht von «Inside Paradeplatz». Das berühmt berüchtigte Wirtschaftsportal schrieb am Donnerstag: «Migros vor Kahlschlag: Tausende Stellen in Gefahr». Demnach stehe die Migros gar vor dem grössten Abbau ihrer Geschichte.
Bei der Migros, mit rund 100'000 Mitarbeitenden die grösste private Arbeitgeberin im Lande, dürften in nicht allzu ferner Zukunft tatsächlich Jobs abgebaut werden. Das bestätigt auch Migros-Sprecher Marcel Schlatter auf Anfrage: Es sei «davon auszugehen, dass es in gewissen Bereichen wohl zu einem Stellenabbau kommen wird». Jedoch stehe die «Zielorganisation» der neu zu schaffenden Supermarkt AG noch nicht fest. Und der Sprecher fügt an: «Ein generelles Abbauziel gibt es nicht.»
Gegenüber CH Media sagt ein Insider: «Dass ein Abbau kommt, ist sonnenklar.» Er rechne allerdings erst Anfang Jahr – nach Weihnachten – damit. Vor einigen Tagen habe Irminger im Rahmen einer internen Information seine Kaderleute auf die bevorstehenden Umwälzungen eingeschworen. Die Botschaft: Es braucht eine Konsolidierung.
Reformbedarf besteht etwa bei der Migros-Industrie. Diese solle wirtschaftlich profitabel unterwegs sein, sagt Schlatter. Auch bei den Fachmärkten werde es «räbeln», sagt der Insider. Diese wurden 2020 in eine eigenständige Aktiengesellschaft ausgegliedert, die allerdings auf keinen grünen Zweig kommt. Der Umbau ist noch lange nicht abgeschlossen, trotzdem wurde deren Chef, Patrik Pörtig, vor kurzem zum neuen Migros-Zürich-Chef befördert, was wiederum intern für grosses Stirnrunzeln sorgt.
Bereits klar bei der Fachmärkte-Familie ist, dass die M-Electronics-Läden nach und nach geschlossen und das Sortiment auf kleineren Flächen in die Supermärkte integriert werde. Die Zukunft der Sport- und Möbel-Läden, SportX und Micasa, hingegen ist noch offen. Entscheide sollen erst 2024 fallen.
Allein in der Zentrale, beim Migros-Genossenschafts-Bund, dem Irminger vorsteht, könnten locker 300 bis 400 Stellen gestrichen werden, sagt ein Migros-Kenner. «Doch der wirklich grosse Hebel ist bei den Genossenschaften, die nach wie vor für den operativen Betrieb der Filialen zuständig sind.»
Ein anderer Insider glaubt zu wissen, dass die Migros am Montag intern über weitere bedeutende Massnahmen berichten wird. In der Tat finde dann «einer der regelmässigen Informationsanlässe zur Supermarkt AG statt», wie Schlatter sagt. «Ein Jobabbau ist dort kein Thema.»
Die montägliche Information folgt auf die Delegiertenversammlung, die am Samstag in Zürich stattfindet. An dieser wird unter anderem über die Verkleinerung des Migros-Verwaltungsrates abgestimmt – ein zweites Mal, nachdem das Vorhaben der Migros-Spitze in einem ersten Versuch von den Delegierten abgeschmettert wurde.
Weitere wichtige Traktanden sind die vertraglichen Rahmenbedingungen zur Schaffung der neuen Supermarkt-Aktiengesellschaft sowie – als Folge der jüngsten AHV-Reform – die Erhöhung des Rentenalters der Migros-Mitarbeiterinnen von 64 auf 65 Jahre. Auch hierfür braucht es eine Statutenänderung.
Und was macht Irminger? Er nimmt den Befürchtungen seiner Angestellten den Wind nicht aus den Segeln. In einem ebenfalls am Mittwoch erschienenen «Blick»-Interview spult er vor: «Weil wir Doppelspurigkeiten beseitigen, was zu Effizienzsteigerungen führen soll, kann ich einen Personalabbau nicht ausschliessen.» Wie viele Arbeitsplätze wegfallen, wisse man im kommenden Jahr.
«Bei den Supermärkten verlieren wir seit über einem Jahrzehnt substanziell Marktanteile, während beispielsweise unser Denner viel besser vom Bevölkerungswachstum in diesem Zeitraum profitieren konnte», sagt der Ex-Denner-Chef. «Wir sind teilweise ineffizient und können unserer Kundschaft nicht immer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.» Die Konkurrenten Coop, Aldi und Lidl lassen grüssen. Und zu den Migros-Industriebetrieben sagt er deutlich: «Wenn wir die Industrie nun neu aufstellen, müssen wir uns von Aktivitäten, die wild gewachsen sind, auch wieder trennen.»
Man habe es zudem verpasst, das Ladennetz in gewissen Regionen zu erneuern und die Expansion mit kleineren Ladenformaten, die heute dem Kundenwunsch entsprächen, voranzutreiben, sagt Irminger. Grosse Veränderungen stehen somit bevor, wenn er auch darauf hinweist, dass derzeit 1700 Stellen in der ganzen Migros-Gruppe unbesetzt sind. «Wir haben nicht nur einen Fachkräftemangel in der Schweiz, sondern laufen strammen Schrittes in einen Arbeitskräftemangel hinein.» (aargauerzeitung.ch)
Wieso Melectronic nicht mit Digitec zusammen arbeitet ist auch unverständlich.
Und wo früher im klassischen Migros ausschliesslich Eigenmarken vorhanden waren, gibt es jetzt jedes Produkt in zig Ausführungen.