Für die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM) wird die Lage schwierig. Der konjunkturelle Gegenwind und der starke Franken lassen den bereits in den vergangenen Quartalen rückläufigen Auftragseingang regelrecht einbrechen. Und eine Besserung ist nicht in Sicht.
So fielen die Auftragseingänge im ersten Halbjahr um 12.5 Prozent. Nachdem im ersten Quartal allerdings noch ein vergleichsweises moderates Minus von 5.1 Prozent resultiert hatte, stürzte der Bestellungseingang im zweiten Quartal um beinahe 20 Prozent ab. Allerdings war das Vorjahr stark gewesen.
Trotz dieses Basiseffekts sei der Rückgang massiv, teilte der Branchenverband Swissmem am Mittwoch mit. Einerseits schwächele die Konjunktur und andererseits hätten sich die wirtschaftspolitischen Risiken jüngst akzentuiert, was zu einer Aufwertung des Frankens geführt habe.
Eine Trendumkehr zeichnet sich derzeit nicht ab, im Gegenteil: Die erwähnten Faktoren würden die Erwartungen für die kommenden Monate eintrüben, hiess es. Der Dachverband der Industrie geht deshalb davon aus, dass die Nachfrage in den kommenden Monaten noch weiter zurückgehen werde. Sofern es nicht zu grösseren politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen komme, sei für die nächsten zwölf Monate «eine Stabilisierung auf tieferem Niveau das bestmögliche Szenario», lautet das pessimistische Fazit.
Bei den Umsätzen sieht die Lage noch nicht so dramatisch aus, weil die Unternehmen noch vom guten Auftragsbestand des Vorjahres zehren. Auf das Semester gesehen reduzierten sich die Verkäufe in der MEM-Industrie um 1.9 Prozent. Auch hier ergab sich vom ersten Quartal (-1.1 Prozent) zum zweiten (-2.6 Prozent) eine Verschlechterung, wenn auch weniger ausgeprägt als bei den Bestellungen. Insgesamt sind von der negativen Entwicklung die Grossfirmen wie die KMU gleichermassen betroffen.
Der sinkende Auftragseingang wirkt sich auch auf die Kapazitätsauslastung als wichtigen Kennwert für die Unternehmen aus. Nach einem hohen Wert von knapp 92 Prozent per Ende 2018, lag diese Mitte Jahr noch bei 86.6 Prozent und gemäss einer Umfrage von Swissmem im Juli lediglich noch bei 83.7 Prozent. Dies ist deutlich weniger als der langjährige Durchschnitt von 86.4 Prozent.
Die tiefe Auslastung dürfte sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Im ersten Quartal - neuere Zahlen liegen noch nicht vor - beschäftigte die MEM-Industrie noch mehr Leute als ein Jahr davor. Aufgrund der rückläufigen Aufträge und der geringeren Auslastung ist jedoch nicht mit einem weiteren Stellenwachstum zu rechnen. Laut Swissmem haben einzelne Firmen einen Stellenabbau und Kurzarbeit bereits beschlossen.
Die Güterexporte gaben im ersten Semester um 1.0 Prozent auf knapp 34.5 Milliarden Franken nach. Dabei exportierten von den verschiedenen Branchen die Metallunternehmen, der Maschinenbau und der Bereich Elektrotechnik/Elektronik weniger. Einzig der Bereich Präzisionsinstrumente legte leicht zu. Regional gesehen erhöhten sich die Ausfuhren lediglich Richtung USA, wogegen die Exporte in die EU und nach Asien abnahmen.
«Die jüngste Entwicklung gibt Anlass zu grosser Sorge», wird in der Mitteilung Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher zitiert. Und Swissmem-Präsident Hans Hess doppelt mit einem Appell an die hiesige Politik nach. «Wir wollen keine Subventionen. Aber wir wollen bessere Rahmenbedingungen. Und wir brauchen Klarheit beim Verhältnis zur EU», erklärte Hess. Insbesondere verlangt er eine Unterzeichnung des Rahmenabkommens mit der EU noch vor Ende Oktober. (aeg/sda/awp)