Die SNB hat am Donnerstagmorgen verkündet, dass sie den SNB-Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent senkt. Die Zinsänderung gilt ab morgen, 13. Dezember 2024.
Im März, Juni und September dieses Jahres hatte die SNB den Leitzins um je einen Zinsschritt (also 0,25 Punkte) gesenkt. Im März kam dies sehr überraschend, da die SNB als eine der ersten grossen Notenbanken weltweit den Leitzins zu senken begann.
Dass der Leitzins gesenkt wurde, ist keine Überraschung. Davon wurde ausgegangen. Dass der Leitzins aber um 0,5 Prozentpunkte gesenkt wurde, ist bemerkenswert. Das sind zwei Schritte auf einmal. Die letzten Senkungen betrugen jeweils nur 0,25 Prozentpunkte.
Der zugrundeliegende Inflationsdruck habe in diesem Quartal nochmals abgenommen, heisst es zum aktuellen Zinsschritt. Mit der heutigen Lockerung der Geldpolitik trage die Nationalbank dieser Entwicklung Rechnung.
Weitere Zinsschritte sind möglich: Die Nationalbank werde die Lage weiter genau beobachten, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Communiqué. Die SNB werde die Geldpolitik wenn nötig anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität von 0 bis 2 Prozent bleibe. Bei Bedarf sei die Nationalbank ausserdem weiterhin bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein.
Die Mietzinsen orientieren sich in der Schweiz am sogenannten Referenzzinssatz. Dieser ist ein Durchschnitt aller Zinsen, die auf Hypotheken in der Schweiz gezahlt werden. Diese wiederum orientieren sich am Leitzins der SNB.
Eine Veränderung bei den Mietzinsen nach einer Zinssenkung oder -erhöhung geschieht allerdings nicht sofort, der Referenzzinssatz gilt als «langsamer Tanker». Der Grund: Da auch langjährige Festhypotheken in die Rechnung fallen, verhält sich der Referenzzinssatz träge und es braucht Zeit, bis er steigt oder sinkt.
Der Referenzzinssatz wird vier Mal im Jahr neu angepasst. Derzeit liegt er bei 1,75 Prozent, und das schon seit Dezember 2023. Das nächste Mal wird er im März 2025 angepasst.
Fakt ist: Per 30. September lag der durchschnittliche Zinssatz aller inländischen Hypothekarforderungen nur noch bei 1,63 Prozent. Fällt dieser auf 1,62 Prozent, dann würde abgerundet werden und der Referenzzinssatz auf 1,5 Prozent sinken. Und dann könnten Mieterinnen und Mieter eine Senkung des Mietzinses einfordern.
Was bedeutet nun der Zinsschritt vom Donnerstag?
Vieles deutet darauf hin, dass der Referenzzinssatz im März sinken wird. Und nicht nur das. Es gibt Experten, die sagen, dass SNB-Chef Martin Schlegel im Lauf von 2025 den Leitzins weiter senken wird, was wiederum Auswirkungen auf den Referenzzinssatz hätte.
Deshalb könnte es sein, dass der Referenzzinssatz 2025 zwei Mal gesenkt wird. Die Chancen stehen also gut, dass die Mieten bei vielen Mietenden sinken werden.
Für Menschen, die ihr Geld sparen und/oder anlegen, sind sinkende Zinsen Bad News: Sie kriegen für das Deponieren ihrer Ersparnisse tiefere Zinsen überwiesen.
Grundsätzlich senken tiefere Leitzinsen alle Zinsen. Bei den Hypothekarzinsen – also den Zinsen, auf die Hypothekarkredite bezahlt werden müssen – ist das nicht anders, es kommt allerdings auf die Art der Hypothek an. So reagieren zum Beispiel Zinsen auf langfristigere Hypotheken anders als solche mit einer kürzeren Laufzeit.
Saron-Hypotheken, zum Beispiel, werden von weiteren Zinssenkungen der SNB sofort profitieren. Bei Festhypotheken hingegen ist vor allem wichtig, von welchen langfristigen Szenarien die Marktteilnehmer ausgehen. Da vieles darauf hindeutet, dass die SNB den Leitzins 2025 weiter senken wird, purzeln die Festhypotheken jetzt schon.
Wichtig ist aber, dass nicht alle Hausbesitzerinnen oder potenziellen Käufer gleich und auch nicht gleichzeitig betroffen sind. Langfristige Festhypotheken, zum Beispiel, werden erst dann den neuen Zinsen angepasst, wenn sie ablaufen und dann erneuert werden.
Im Gegensatz zu denjenigen, die ihr Geld auf einem Sparkonto lagern, sind tiefere Leitzinse für solche, die in Aktien investieren, Good News. Wenn die Zinsen auf Sparguthaben sinken, können sich Anleger dafür entscheiden, ihr Geld wieder in Aktien zu investieren, weil sie jetzt damit möglicherweise mehr Geld einnehmen als mit Sparen.
Tiefere Leitzinsen sind in der Regel zudem ein Signal für Entspannung. Das Kapital wird dadurch auch wieder billiger, und Private und Unternehmen werden mehr investieren. Das kann dazu führen, dass das Vertrauen in ein Wachstum von Firmen wieder steigt, dass also mehr Aktien gekauft und damit deren Preise steigen werden.
Kurz: Sinken die Leitzinsen, steigen die Indizes der Aktienmärkte und umgekehrt. Die beiden Grössen verhalten sich in aller Regel entgegengesetzt zueinander.
Durch eine Leitzinssenkung wird die entsprechende Währung abgewertet. Der Grund: Weil es günstiger ist, leihen sich die Banken mehr Geld bei der Zentralbank aus. Dadurch steigt die Geldmenge, die im Umlauf ist. Und wird das Geld weniger knapp, dann sinkt sein Preis, respektive der Wert einer Währung.
Senkt die SNB den Leitzins, dürfte sich also der Franken gegenüber anderen Währungen abwerten, der Druck auf die Schweizer Währung also etwas abnehmen. Allerdings: Es kommt langfristig auch darauf an, ob und wie stark die Notenbanken anderer Währungen ihre Leitzinsen im Vergleich senken.