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Arbeitslosenquote sinkt auf 2,0 Prozent

Arbeitslosenquote sinkt auf 2,0 Prozent – Arbeitslosenversicherung im Überschuss

06.04.2023, 07:4706.04.2023, 09:54
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Der Schweizer Arbeitsmarkt ist nach wie vor in guter Verfassung. Die Arbeitslosenquote sank im März erneut.

Die Lage am Schweizer Arbeitsmarkt bleibt angespannt - das zeigt auch die Entwicklung der Stelleninserate. (Archiv)
Die Quote ist weiterhin auf sehr tiefem Niveau.Bild: sda

Ende März waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 92'755 Menschen als arbeitslos gemeldet und damit 5697 weniger als im Vormonat. Damit sank die Arbeitslosenquote auf 2,0 Prozent von 2,1 Prozent im Februar, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Die von der Nachrichtenagentur AWP befragten Ökonomen hatten mit 1,9 bis 2,0 Prozent gerechnet.

Die Quote ist damit weiterhin auf sehr tiefem Niveau. Eine tiefere Jahresquote für den Monat März wurde letztmals im Jahr 2001 mit 1,7 Prozent gemessen. Wie tief die Arbeitslosigkeit derzeit ist, zeigt auch der Vorjahresvergleich. Im März 2022 waren noch 16'745 mehr Menschen arbeitslos gemeldet.

Die Arbeitslosenquote ist üblicherweise saisonalen Schwankungen unterworfen, weil es in den Wintermonaten etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in der Gastronomie weniger Arbeit gibt. Die vom Seco um die saisonale Faktoren bereinigte Zahl der Arbeitslosen nahm im März 2023 zwar minimal zu. Die entsprechende Arbeitslosenquote verharrte jedoch bei sehr tiefen 1,9 Prozent.

Weniger Stellensuchende

Wie ausgetrocknet der Jobmarkt in der Schweiz weiterhin ist, zeigen auch die Daten zur Stellensuche: Im März 2023 waren es mit 161'864 registrierten Stellensuchenden laut Seco 4899 weniger als im Februar. Im Jahresvergleich waren gar 31'731 Personen weniger auf Stellensuche.

Die bei den RAV gemeldeten Stellen stiegen im Berichtsmonat derweil um 1741 auf gut 56'742 im Vergleich zum Februar. Von diesen offenen Stellen unterlagen den Angaben zufolge 35'049 der Stellenmeldepflicht. Diese gilt für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 5 Prozent.

Kaum mehr Kurzarbeit

Kaum mehr eine Rolle am Schweizer Arbeitsmarkt spielt das Instrument der Kurzarbeit. Im Januar – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren nur noch 1552 Personen in Kurzarbeit. Die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Firmen verringerte sich im Vergleich zum Vormonat um 22 auf 137.

Das Seco zieht ausserdem eine Zwischenbilanz zur Missbrauchsbekämpfung bei der Kurzarbeit während der Pandemie. Es seien bis heute rund 2200 Hinweise auf «Unregelmässigkeiten» eingegangen, heisst es in der Mitteilung. Und 623 Betriebe seien vor Ort kontrolliert worden.

In rund 11 Prozent der Fälle habe ein missbräuchlicher Leistungsbezug nachgewiesen werden können, in 65 Prozent der Fälle sei nicht alles ordnungsgemäss gelaufen und es sei zu Rückforderungen gekommen, 24 Prozent der Abrechnungen hätten sich als korrekt erwiesen.

Arbeitslosenversicherung mit 2,3 Milliarden Franken Überschuss

Dank der tiefen Arbeitslosenquote schliesst die Arbeitslosenversicherung 2022 mit einem Überschuss von 2,31 Milliarden Franken ab. Im Jahresdurchschnitt bezogen 99'577 Versicherte Leistungen, was einer Arbeitslosenquote von 2,2 Prozent entspricht.

Damit resultierten aus der positiven Arbeitsmarktentwicklung Langzeittiefstwerte bei den Arbeitslosenzahlen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung (ALV) schloss mit einem Gesamtertrag von 9,64 Milliarden Franken nach 14,1 Milliarden im Vorjahr.

Dem standen Aufwendungen von 7,3 Milliarden Franken gegenüber (2021: 14,3 Milliarden). Das Eigenkapital der ALV stieg bis Ende Jahr auf 4 Milliarden Franken.

2023 entfällt der Solidaritätsbeitrag von einem Prozent über dem maximal versicherten Jahreslohns von 148'200 Franken, wie das Seco weiter mitteilte. Das Parlament hatte das Solidaritätsprozent 2011 eingeführt, um die damaligen ALV-Schulden von 6 Milliarden Franken rascher zu tilgen.

Geknüpft war das an einen bestimmten Stand des Eigenkapitals. Weil dieser erreicht ist, fällt das Solidaritätsprozent von Gesetzes wegen automatisch weg.

2021 hatte die ALV bei einer Arbeitslosenquote von 3 Prozent einen Verlust von 186 Millionen Franken geschrieben. Neue Schulden musste die Versicherung deshalb nicht machen, denn der Bund übernahm wegen der Covid-19-Pandemie von 2020 bis 2022 die Kurzarbeitsentschädigungen. (saw/sda)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SirStonealot
06.04.2023 10:06registriert November 2019
Die 2% sind eine glatte Lüge, nichts anderes. Man "übersieht" einfach aktiv sämtliche Menschen, welche von Sozialhilfe leben müssen. Dann wären es locker 10 - 12%
2013
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