Er sei sehr aufgeregt, sagte Novartis-Chef Joseph Jimenez am Dienstagmorgen an einer Telefonkonferenz. Mit dem Zukauf der Onkologiesparte von GlaxoSmithKline (GSK) für 14,5 Milliarden Dollar und zusätzlichen 1,5 Milliarden Dollar Erfolgsprämien sichere sich Novartis mögliche Blockbuster zusätzlich zu seinen aktuellen und in der Pipeline befindlichen Krebsmitteln. GSK erzielte mit der Sparte 2013 einen Umsatz von rund 1,6 Mrd. Dollar und 20 Prozent Wachstum.
Novartis rechnet mit dem Abschluss des Zukaufs in der ersten Hälfte 2015. Die GSK-Aktionäre und die Wettbewerbsbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Der Novartis-Verwaltungsrat steht einstimmig dahinter.
Der Abstoss des Impfsektors an GSK für 7,1 Milliarden Dollar bestehe aus 5,25 Milliarden Dollar, die sofort fällig werden und 1,8 Milliarden, die von Meilenstein-Entwicklungen abhängig sind. Mit seinem Impfgeschäft inklusive des Grippe-Sektors machte Novartis 2013 einen Umsatz von 1,4 Mrd. Dollar. Für die Grippe-Impfungen sucht Novartis einen Käufer.
Die Impfungen waren 2013 der einzige Konzernbereich von Novartis, der rote Zahlen schrieb. Die Basler bekundeten Mühe, mit der Konkurrenz von GSK, Sanofi und Merck Schritt zu halten. Der Zweig war damit seit längerem ein Verkaufskandidat. Mit der Übernahme durch GSK steigt die Novartis-Impfsparte mit einem Weltmarktführer ins Boot. Für die Grippe-Impfungen läuft der Verkauf, wie Jimenez erklärte. Dass die Grippesparte nicht im Deal eingeschlossen ist, erfolge aus Gründen der Gewinnoptimierung.
Novartis habe eine Lösung für praktisch alle Problemkinder gefunden, schrieb die Bank Notenstein in einem Marktkommentar zum Deal. Dass Novartis Teile des Geschäfts verkaufen wolle, sei für das laufende Jahr erwartet worden. Der Umfang der Transaktion mit GSK sei aber überraschend.
Laut den Notenstein-Kommentatoren wird der Basler Pharmariese praktisch alle wenig lukrativen Bereiche los. Mit der Krebssparte von GSK (Onkologie) erwerbe Novartis hingegen einen zukunftsträchtigen und hochmargigen Pharmazweig.
Analysten beurteilen die Preise der Novartis-Transaktionen unterschiedlich. Zum GSK-Deal heisst es, dass sich die hohen Preise gegenseitig neutralisieren würden. Ein Analyst der Bank of America Merrill Lynch bezeichnet den Kaufpreis für das Onkologie-Geschäft von GSK hingen als zu hoch. Er argumentiert mit dem Blick auf das Spitzenumsatzpotenzial im Jahr 2023 von geschätzten 3 Mrd. Dollar für die übernommenen Produkte.
Auch der Experte der Bank Notenstein setzt beim Kaufpreis von mindestens 14,5 Mrd. Dollar« gewisse Fragezeichen».
Daneben gründen GSK und Novartis ein Jointventure für rezeptfreie Medikamente. Jimenez erklärte dazu, dass Novartis mit 36,5 Prozent die Minderheit halten werde. Auf die rund 15'000 weltweiten Novartis-Arbeitsplätze in dieser Sparte habe das keinen Einfluss. Die 1500 Stellen in Nyon und am Hauptsitz Basel in dem Zweig blieben erhalten. Mit Produkten wie Panadol oder der Zahnpasta für sensible Zahnhälse von GSK ergebe sich hier eine starke Marktposition. Novartis werde vier von elf Verwaltungsräten stellen. Mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten setzte Novartis im vergangenen Jahr 2,9 Mrd. Dollar um.
Der Verkauf der Tiergesundheitssparte an den US-Konzern Lilly bleibe ebenfalls ohne Einfluss auf das Stellenbudget, erklärte Jimenez weiter. Der Transaktionspreis von 5,4 Milliarden Dollar entspreche dem Wert des Unternehmens. Analysten sprechen beim Verkauf der Tiergesundheitssparte jedoch von einem spektakulären Preis.
Vom ganzen Umbau erwartet Jimenez für seinen Konzern rund 4 Milliarden Dollar weniger Umsatz im Jahr, aber eine deutlich höhere Profitabilität. Die gesamten Transaktionen werden Novartis je nach den vereinbarten Erfolgszulagen 6 bis 7 Mrd. Dollar kosten, wie Jimenez an der Telefonkonferenz weiter sagte. Novartis werde aber sein Double-A-Rating halten. Stemmen will der Konzern die Deals mit liquiden Mitteln, kurzfristigen Bankanleihen und neuen Anleihen, sofern letzteres nötig werden sollte. (rar/sda)