Belgischer Investor übernimmt: Traditionsmarken Superba und Swissflex sind gerettet
Vor Monatsfrist schien die Lage aussichtslos: Am 31. Oktober wurde über die Aquinos Bedding Switzerland AG der Konkurs eröffnet. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Büron LU stellt die Matratzen der Marken Superba und Swissflex her. Zuletzt waren noch rund 45 Angestellte beschäftigt, davon die allermeisten in der Produktion im solothurnischen Flüh bei Basel. Am Verwaltungssitz in Büron – wo sich früher eine grosse Fabrik befand – arbeitet kaum noch jemand. Löhne sind seit Juni ausstehend. Die Produkte sind schon seit einigen Monaten aus dem Handel verschwunden.
In der vorangehenden Nachlassstundung war es dem Sachwalter nicht gelungen, Investoren zu finden. Die Verantwortlichen gaben die Hoffnung aber nicht auf. Hinter den Kulissen arbeiteten sie weiter an einer Lösung. Und tatsächlich: Ein Unternehmen führt den Betrieb nun weiter, wie der zuständige Mandatsleiter des Konkursamts West des Kantons Luzern auf Anfrage bestätigt.
Das Konkursamt hatte mit diesem Interessenten die mit der Familie Aquinos geführten Verhandlungen weitergeführt. «Rund 40 Mitarbeitende sollen übernommen und die nötigen Produktionsmittel bereitgestellt werden», wie der Mandatsleiter sagt. Die Belegschaft sei am Donnerstag informiert worden.
Bezüglich des Hauptsitzes in Büron laufen noch Verhandlungen. Wie viel über die Insolvenzentschädigung gedeckt sei, könne derzeit noch nicht gesagt werden, da im früheren Nachlassverfahren bereits Leistungen geflossen seien.
Der Betrieb und die Produktionsmittel werden der Auffanggesellschaft durch die Konkursverwaltung «einstweilen mietweise zur Verfügung gestellt», so der Mandatsleiter. Die Konkursverwaltung sei ferner gesetzlich verpflichtet, allen Gläubigern und Interessenten das von der Auffanggesellschaft gemachte Angebot zu unterbreiten und Gelegenheit zu geben, das gemachte Angebot zu überbieten. Dies könne erst erfolgen, wenn alle Gläubiger bekannt seien. Dies werde zirka Mitte Februar 2026 der Fall sein.
«Riesenlast von den Schultern gefallen»
In einem Schreiben an Lieferanten ist von einer «erfreulichen Statusmeldung» die Rede. Die Übernahme ermögliche ein «kurzfristiges Durchstarten per 1. Dezember 2025». Diese Entwicklung sei äusserst erfreulich und habe weitreichende Auswirkungen. «Sie sichert nicht nur die Zukunft unserer Premiummarken Swissflex, Superba und Superba Atelier Suisse, sondern stärkt vor allem auch unsere gemeinsamen geschäftlichen Beziehungen», heisst es darin.
Man werde sich in den nächsten Tagen mit dem Handel bezüglich Herstellung, Lieferungen und Konditionen in Verbindung setzen. Wer die Geldgeber sind, steht in dem von Geschäftsführer Markus Zoller und Verwaltungsratspräsident Hans van Duysen unterzeichneten Schreiben nicht.
Wie die «bz Basel» berichtet, handelt es sich beim Investor um das belgische Unternehmen Matrafoam, das in Deutschland und Belgien mehrere Matratzen- und Bettenfirmen besitzt. Matrafoam übernimmt demnach mit der neu gegründeten Lunora AG mit Sitz in Büron die Aquinos Bedding Switzerland AG.
Geleitet wird Lunora vom bisherigen Geschäftsführer Markus Zoller. «Nach langer Zeit der Ungewissheit und Belastung ist uns eine Riesenlast von den Schultern gefallen», sagt Zoller der «bz». Seit Anfang Jahr habe sich die Firma in Schwierigkeiten befunden. «Über Monate habe ich bei der Mutterfirma Aquinos für das Fortbestehen der Produktion gekämpft.»
Nun zeigt sich Zoller optimistisch. «Wir könnten morgen wieder mit der Produktion anfangen.» Bis die Vorräte an Rohmaterialien wieder vollständig aufgefüllt seien, dauere es aber rund zwei Wochen.
Wieder neu einstellen müsse die Lunora vorerst vor allem Mitarbeitende für die Verkaufs- und Marketingabteilung, so Zoller. Es gelte jetzt, sich als Anbieter wieder zu positionieren und die Kunden zu erreichen. «Im Markt für Schlafsysteme gibt es grosse Konkurrenz.» In vielen Fachgeschäften seien die Produkte mittlerweile aus der Auslage entfernt worden.
Vorwürfe gegen portugiesische Mutterfirma
Mit der Lösung aus Belgien schliesst sich der Kreis, denn die im Jahr 1924 gegründete Superba war 1996 ebenfalls von einem belgischen Unternehmen, damals Recticel, gekauft worden. Recticel übernahm drei Jahre später auch die Firma Matra aus Flüh, die für die Marke Swissflex bekannt war. 2014 schloss Recticel die Produktion in Büron und verlagerte sie nach Flüh und Belgien. 2022 übernahm schliesslich die portugiesische Aquinos-Gruppe die Betten-Sparte von Recticel.
Nach Angaben mehrerer Quellen im Umfeld des Unternehmens war der Matratzenhersteller in Schieflage geraten, weil sich die portugiesische Mutterfirma Aquinos mit dem Kauf der Betten-Sparte von Recticel übernommen haben soll. In der Folge habe Aquinos bei Tochterfirmen in ganz Europa den Geldhahn zugedreht, so auch in der Schweiz. Irgendwann habe Aquinos keine Rechnungen mehr bezahlt, was zu einem akuten Liquiditätsengpass in der Schweiz geführt habe. Auf eine Anfrage dieser Zeitung reagierte das portugiesische Unternehmen nicht.
Die Vorwürfe, die portugiesische Muttergesellschaft habe Geld aus Flüh abgezogen und das Unternehmen ruiniert, konnte das Konkursamt zwar nicht bestätigen. Gemäss der Staatsanwaltschaft Luzern ist aber eine Anzeige bei der Abteilung Wirtschaftskriminalität eingegangen. «Wir prüfen derzeit, ob wir eine Untersuchung eröffnen oder nicht», sagt Sprecher Simon Kopp. Bis zu einer allfälligen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung. (aargauerzeitung.ch)
