Gerade optimistisch zeigen sich die UBS-Ökonomen nicht, wenn es um die aktuelle Entwicklung der Weltwirtschaft geht. Sie prophezeien zwar noch keine Rezession, sondern ein Durchwursteln in den nächsten 12 bis 24 Monaten. Doch selbst dazu braucht es zwei Voraussetzungen: «Die USA müssen eine Einigung mit China erzielen und keine Zölle auf Auto-Importe erheben», sagt Chefökonom Daniel Kalt.
Ob dies auch geschehen wird, ist derzeit alles andere als sicher. Die China-Verhandlungen hätten schon Anfang März abgeschlossen werden sollen. Bis zum 18. Mai muss nun eine Lösung gefunden werden. Sonst werden die Strafzölle automatisch verlängert.
Die Verhandlungen scheinen jedoch ins Stocken geraten zu sein. Der amerikanische Chefunterhändler Robert Lighthizer gilt als Hardliner. Es wird befürchtet, dass er über die Grenzen hinausgeht, die für die Chinesen noch akzeptabel sind.
Auch an der Autozoll-Front sind Überraschungen möglich. Eine Studie des US-Handelsministeriums hat ergeben, dass der Präsident nationale Sicherheitsbedürfnisse als Grund für Importzölle annehmen darf. Und Trumps offensichtliche Abneigung gegen deutsche Autos – vor allem der Marke Mercedes – lassen befürchten, dass er dies tatsächlich auch tun könnte.
Handelskrieg und Strafzölle könnten auch die amerikanische Wirtschaft ernsthaft ins Trudeln bringen. Eine Rezession im Wahljahr 2020 ist jedoch das Letzte, was Trump sich wünschen kann. Daher gehen die UBS-Ökonomen davon aus, dass der US-Präsident letztlich einlenken wird.
Die UBS ist keine einsame Warnerin in der Wüste. Im Wirtschaftsteil der führenden Blätter dieser Welt erfährt man täglich, dass der längste Aufschwung der Nachkriegszeit sich seinem Ende nähert. Auch die zentralen Stellen der Weltwirtschaft schlagen Alarm. So hat Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), kürzlich vor einem «synchronen Abschwung» gewarnt.
Der IWF geht sogar noch einen Schritt weiter. Er hat Deutschland und die anderen Länder, die einen chronischen Überschuss in der Leistungsbilanz aufweisen, aufgefordert, mehr auszugeben, um so die Weltwirtschaft zu stimulieren. Auch die Schweiz befindet sich auf dieser Liste.
Länder mit einem Überschuss «sollten davon Gebrauch machen. Sie haben die Möglichkeiten, zu investieren und so teilzunehmen an der wirtschaftlichen Entwicklung», führte Lagarde aus. «Bisher haben sie zu wenig getan.»
Der viel zitierte Green New Deal stellt eine Möglichkeit dar, wie die öffentliche Hand dazu beitragen kann, eine Rezession zu vermeiden. Mit einem ökologischen Umbau der Wirtschaft könnten wir nicht nur die drohende Klimaerwärmung stoppen. Ein solches Programm wäre auch ein wirksames Mittel gegen die Arbeitslosigkeit.
Die Schweizer Wirtschaft steht einem ökologischen Umbau der Wirtschaft positiv gegenüber. Auch das zeigt der jüngste UBS-Outlook. Eine Umfrage unter 2503 Firmen aller Grössen und Branchen hat ergeben, dass rund 80 Prozent aller Unternehmen der Nachhaltigkeit grosse Bedeutung zumessen. Wer heute tüchtige Mitarbeiter und zufriedene Kunden haben will, muss sich ökologisch profilieren.
Mit umweltgerechtem Wirtschaften lassen sich zudem Kosten sparen und der Ruf verbessern. Das geht ebenfalls aus der UBS-Umfrage hervor. Sie war übrigens durchgeführt worden, bevor die grüne Welle über Zürich, Luzern und das Baselland geschwappt ist.
Die UBS selbst will mit gutem Beispiel vorangehen und setzt dabei auf «Impact Investment». Die grösste Vermögensverwalterin der Welt investiert mittlerweile rund einen Drittel der ihr anvertrauten Gelder in nachhaltige Projekte. Das sind immerhin mehr als 1100 Milliarden Franken. «Impact Investment ist ein Kern unserer Strategie geworden» erklärt dazu Axel Lehmann, Präsident der UBS Schweiz.
In den USA ist neuerdings von einer Modern Monetary Theory (MMT) die Rede, wenn es um einen Green New Deal geht. Sehr verkürzt versteht man darunter die Tatsache, dass der Staat den ökologischen Umbau ähnlich wie etwa die beiden Weltkriege mit Schulden finanzieren soll. Davon will man bei der UBS allerdings nichts wissen. Axel Lehmann betont, dass «private Investments wirkungsvoller sind als staatlicher Zwang». Chefökonom Kalt setzt derweil auf Steuersenkungen.