Nicolas Hayek war einer der bedeutendsten Schweizer Unternehmer in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Er hat die Uhrenindustrie gerettet und verschiedene Unternehmen saniert. In den Achtzigerjahren hatte Hayek eine Idee: Er wollte den Smart, ein Elektroauto für den Stadtverkehr, auf den Markt bringen.
Aus heutiger Sicht war Hayeks Idee visionär. Hätte er Erfolg gehabt, würde Tesla heute vielleicht nicht in der Wüste von Nevada, sondern im Berner Seeland gefertigt. Hayek zerbrach am Ego und der Überheblichkeit der deutschen Autobosse. Der Smart wurde zwar gebaut, aber mit einem Benzinmotor. Heute ist er kaum mehr als eine Fussnote in der Geschichte des Automobils.
Hayek war kein Einzelfall. Die technische Hochschule Biel gewann zu dieser Zeit regelmässig prestigeträchtige Solarauto-Rennen. Stephan Schmidheiny schrieb ein weltweit beachtetes Buch über den ökologischen Umbau der Wirtschaft und wurde dafür an der Klimakonferenz in Rio de Janeiro geehrt.
An der Hochschule St. Gallen lehrten führende Professoren nachhaltiges Wirtschaften. Kurz: Die Schweiz gehörte, was Umwelttechnik und ökologische Unternehmensführung betrifft, international zur Spitze.
Aus welchen Gründen das ökologische Bewusstsein in den folgenden Jahrzehnten sang- und klanglos untergegangen ist, weiss eigentlich niemand so recht. Tatsache ist, dass Grüne zunehmend rot eingefärbt und als Bedrohung der Marktwirtschaft dargestellt wurden. Ökologie war gleichbedeutend mit Sozialismus. Rationale Gründe dafür gab es nicht. Oder waren Hayek und Schmidheiny über Nacht zu Kommunisten konvertiert?
Mag sein, dass die intensive, von amerikanischen Milliardären wie den Koch-Brüdern oder Ölmultis wie Exxon finanzierte Kampagne gegen alles, was nach Ökologie roch, auch bei uns zu wirken begann. Mag sein, dass die Niederlage von Kaiseraugst nachwirkte. Mag sein, dass der kurzfristige Erfolg der Autopartei Spuren hinterlassen hat.
Tatsache ist, dass die bürgerlichen Parteien in die Schützengräben gegen die Umweltschützer krochen. Die SVP und der rechte Flügel der FDP weigern sich bis heute, sie wieder zu verlassen. Dabei ist der Krieg längst entschieden.
Nicht nur die Wissenschaft, sogar die NZZ widerlegt inzwischen doppelseitig die gängigen Argumente der Klimaleugner. Wer angesichts schmelzender Eisberge und Gletscher, zunehmender Unwetter und steigender Meeresspiegel den Klimawandel nicht erkennen will, der macht sich nur noch lächerlich.
Was soll also die Polemik gegen «Kinderkreuzzügler» und «Öko-Kindersoldaten»? Warum muss man die schwedische Schülerin Greta Thunberg als Sektenführerin verunglimpfen? Ist es nicht verständlich, ja zu begrüssen, dass Teenager sich angesichts der offensichtlichen Folgen des Klimawandels Sorgen um ihre Zukunft machen?
Die Öko-Botschaft ist angekommen, und wer sie als flüchtigen Trend abtun will, handelt auf eigene Gefahr. Wer es nicht glaubt, soll auf YouTube das Video von Alexandria Ocasio-Cortez anschauen. Republikaner versuchten, den neuen US-Politstar und ihren Green New Deal lächerlich zu machen. Das war keine gute Idee. Die Antwort von Ocasio-Cortez ist im Internet viral gegangen und ihre Kritiker erhielten eine Klatsche, die sie nicht so schnell vergessen werden.
Politisch ist der Kampf gegen die Umweltschützer obsolet geworden. Wirtschaftlich ist er nur noch dumm. Wer isoliert Häuser und ersetzt Ölheizungen durch Wärmepumpen? Wer entwickelt Technologien, die Energie sparen und Verschwendung verhindern? Es sind Handwerker und innovative Unternehmen, die klassische Klientel der bürgerlichen Parteien. Und es gibt einen Grund, weshalb die FDP ihre Mitglieder neuerdings fragt: Wie haltet ihr es mit der Ökologie?
Ein ökologischer Umbau ist das Beste, was unserer Wirtschaft passieren kann – und er lässt sich auch finanzieren. Noch nie waren die Zinsen so tief, der Bund kann heute gratis Geld aufnehmen. Warum ergreifen wir diese Chance nicht? Die Hayeks der nächsten Generation werden es uns danken.
Rösti ist der schweizerische Chefölhändler, Blocher fabriziert seine Schmierstoffe aus was wohl, und den Hauptautoimporteur hätten wir ja da auch noch. Das sind lediglich die offensichtlichsten Fälle.
Die Leute schützen Ihr Business, alles andere ist denen komplett egal.
Stellt sich natürlich die Frage, was denn bewahrt werden soll. Die Umwelt ist es offenbar nicht. Deshalb liegt es nahe, dass es eher Besitzstände und Einkommensflüsse sind, die es zu bewahren gilt. Als dass diejenigen, die mit Altherkömmlichem ihr Geld verdienen, nicht von denen abgehalftert werden können, die mit neuen Ideen kommen.