Als eine Massnahme in einem Paket wird für die Schweiz die Verteilung von sogenanntem Helikopter-Geld empfohlen: Jeder Schweizer soll 1000 Franken erhalten. Und falls nötig, später noch mehr Geld. Der Rat kommt vom Westschweizer Ökonomen Michaël Malquarti, der ein Buch zur Reform des Geldsystems geschrieben hat. Wobei der Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter Quaero Capital einen anderen Begriff bevorzugt: Geldration.
«Es gilt einen plötzlichen Kollaps der Nachfrage zu verhindern, der die gesamte Wirtschaft in die Tiefe reissen könnte», sagt Malquarti. Durch die Krise würden zig Tausenden von Menschen und Kleinstbetrieben der Lohn oder die Einnahmen wegbrechen, teilweise oder gar komplett. In der Folge würden sie die eigenen Ausgaben einschränken, wodurch anderswo Lohn und Umsatz wegfallen. So könne eine Abwärtsspirale in Gang kommen.
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So könnte langhaltender Schaden entstehen. Selbst wenn die Schweiz das Virus im Griff hat, bleibt ein kräftiger Aufschwung aus. Die Nachfrage fehlt. Zwar können die Menschen zurück in Bars und Kinos, Kaffees oder Restaurants. Doch viele hätten zu wenig Geld, andere wollen erst ihre Ersparnisse wieder auffüllen. Malquarti warnt: «So könnte auf eine kurze Rezession eine lange Schwächephase folgen.»
Sein Vorschlag wird vom Dachverband Handel Schweiz befürwortet. Dieser vertritt die Interessen von 30 Verbänden und rund 3800 Unternehmen. Präsident Jean-Marc Probst sagt: «Auf diese Weise würde das Geld direkt dort landen, wo es hingehört: in der Realwirtschaft.» Dort werde es von den Konsumenten verteilt. «Vom Helikopter-Geld haben alle etwas.»
Dem sei nicht so, wenn die Schweizerische Nationalbank sich weiterhin aus dem üblichen Werkzeugkasten bedient, sagt Probst. Senkungen der Leitzinsen führen dazu, dass mehr Geld an der Börse landet oder im Immobilienmarkt. Dort befeuert die Geldschwemme Preissteigerungen, die nicht selten in einem Crash enden.
Helikopter-Geld wurde erstmals 2003 einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Der spätere Chef der US-Notenbank Ben Bernanke empfahl es der japanischen Regierung. So sollte das Land aus der Deflation finden. Bernanke trug dies einen Spitznamen ein: «Helikopter Ben» ein.
Auch sonst wurde über die Idee gern gespottet. Ein ehemaliger Chefökonom des Wirtschaftsverbandes Economiesuisse sprach 2015 von «einem Rezept wie vom Lügenbaron Münchhausen». Doch in dieser Krise ist Helikopter-Geld auf einmal zur valablen Option geworden.
Singapur hat in sein 2020-Budget die Zahlung von 300 Dollar an alle Erwachsenen eingeplant. In Hongkong sind es umgerechnet 1200 Dollar. In den USA will die Trump-Administration jedem Amerikaner einen Check schicken. 1000 Dollar pro Erwachsenem, 500 Dollar pro Kind.
Dabei kam der Vorschlag zuerst von politischen Gegnern von Präsident Donald Trump. Etwa vom Senator Mitt Romney, der als einziger Republikaner im Impeachment-Prozess für Trumps Absetzung stimmte. Und auch die von Trump ständig verunglimpfte «New York Times» fordert: «Gebt jedem Amerikaner 2000 Dollar, sofort».
Helikopter-Geld allein wird nicht reichen, sagt Malquarti. Den kleinsten, kleinen und mittleren Betrieben müsse direkt geholfen werden. Das sei keine leichte Arbeit, die das Staatssekretariat für Wirtschaft nun in kürzester Zeit erledigen müsse. Grundsätzlich gehe es darum, die produktiven Kapazitäten der Wirtschaft gesund zu halten. «Nur so folgt auf das Virus auch tatsächlich ein Wirtschaftsboom.» (aargauerzeitung.ch)
Stichworte Kurzarbeit, Überbrückungskredite, im Notfall Sozialhilfe.
Wenn der Lockdown dann einmal beendet wird, werden wir schon wieder Geld ausgeben, versprochen!