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In der Schweiz sind die Einkommen zunehmend ungleich verteilt. Das zeigt der neueste Vergütungsbericht der Beratungsfirma Price Waterhouse Coopers (PWC). Danach sind die Gesamtvergütungen der CEOs der 100 grössten Schweizer Unternehmen im Jahr 2014 durchschnittlich rund 12 Prozent auf 3,5 Millionen Franken angestiegen.
Ganz anders sieht es für die gewöhnlichen Arbeitnehmer aus: Ihre Löhne sind durchschnittlich bloss um 0,8 Prozent gewachsen.
Einverstanden: Anders als in anderen Ländern sinken die tiefen Einkommen nicht. Von 1997 bis 2012 sind die des untersten Fünftels real um 7,4 Prozent gestiegen, gleichzeitig hat aber das oberste Fünftel um 17,4 zugelegt und das oberste Zehntausendstel gar um 70 Prozent:
Der «ärmste» der 350 reichsten Haushalte verdient somit heute 202-mal so viel wie das ärmste Fünftel.
Die Zustände nehmen damit immer mehr amerikanische Verhältnisse an. Der Anteil der reichsten zehn Prozent am Gesamteinkommen beträgt in der Schweiz gemäss einer Studie der Universität St.Gallen 33,5 Prozent.
Das ist nicht nur ein moralisches, sondern auch ein volkswirtschaftliches Problem: Die Kaufkraft ist nicht mehr dort, wo die Nachfrage ist, geschweige denn die Bedürfnisse. Der Staat muss denn auch die Lücke mit Rückverteilung oder Verschuldung schliessen. Das kostet Geld und ist auf Dauer untragbar.
Diese Lücke wird auch in der Schweiz immer grösser. Auf der einen Seite bleibt die Verteilung der Konsumausgaben in etwa gleich. Gemäss der Statistik der Haushaltsausgaben der Paarhaushalte unter 65 gibt das ärmste Fünftel für Konsum und Gesundheit 5116 Franken aus, das reichste 9653 Franken, also knapp 1,9-mal soviel.
Die Erwerbseinkommen beider Gruppen klaffen jedoch um den Faktor fünf auseinander.
Schaut man nun, welches der Grund für diese grossen Unterschiede ist, so wird schnell klar: nicht der öffentliche Sektor. Beim Staat verdiente 2008 (neuere Zahlen liegen nicht vor) das reichste Fünftel der Vollzeit-Angestellten monatlich 9754 Franken gegenüber 4844 Franken für das ärmste Fünftel. Faktor zwei, fast wie beim Konsum.
Auch die mittelgrossen Firmen mit bis zu 500 Angestellten können sich mit ihren dünnen Margen in der Regel keine Superlöhne leisten.
Die grosse Ungleichheit muss also von den Multis kommen. Das gilt erst recht, wenn wir neben den Löhnen auch die Gewinne einbeziehen. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé etwa hat 2014 rund 16 Milliarden Franken an Löhnen ausbezahlt, aber auch 15 Milliarden Gewinn erwirtschaftet. Letzteren sacken aber fast ausschliesslich die ohnehin schon Reichen – beispielsweise die Aktionäre – ein.
Gemäss dem Wealth Report 2014 der CS gehören in der Schweiz 84 und in den USA 87 Prozent des Vermögens (und damit der Vermögenseinkommen) dem reichsten Fünftel. Selbst wenn also bei Nestlé alle Löhne gleichmässig verteilt wären, würde das reichste Fünftel doch rund die Hälfte des gesamten Mehrwertes (Gewinn und Gehälter) für sich allein beanspruchen.
Die 1:12-Initiative der Juso ist haushoch gescheitert. Die Einkommensverteilung mit hohen Steuern zu korrigieren führt zu einem Exodus der Reichen.
In den USA wird ein neuer Weg beschritten. Gemäss dem neuen Börsengesetz, Dodd-Frank-Act, müssen die börsenkotierten Unternehmen ab 2017 den Medianlohn, also den mittleren Wert der Löhne ihrer Angestellten, ermitteln und zusammen mit dem Gehalt des CEO veröffentlichen.
Dieser Vorschlag kann ausgebaut werden, und zwar wie folgt: Die börsenkotierten Unternehmen sollen den auf Vollzeit umgerechneten Medianlohn des ärmsten und des reichsten Fünftels sowie des reichsten Prozents ihrer in der Schweiz tätigen Mitarbeiter veröffentlichen. Mit den heutigen Softwareprogrammen für die Lohnbuchhaltung ist dies ohne grosse Kosten machbar.
Die neue Lohntransparenz könnte volkswirtschaftlich segensreich Wirkung entfalten: Die Topmanager könnten erkennen, dass sie ihre Produkte nur dann absetzen können, wenn auch genügend Kaufkraft vorhanden ist. In der Öffentlichkeit wächst der Druck, anständige Löhne zu bezahlen. Die Ratingagenturen könnten verbindliche Richtlinien für eine Einkommensverteilung ausarbeiten.
Worauf warten wir noch?