Gerätselt wird schon länger - doch die Frage ist noch immer ungeklärt: Auf welchen Flugzeugtyp setzt die Swiss künftig bei Langstreckenflügen, für Destinationen wie Los Angeles, Tokio oder Bangkok? Die Antwort ist für die Airline-Manager mit der Corona-Krise nicht einfacher geworden, da die weitere Marktentwicklung ungewiss ist. Als Favoriten gelten der A350 des europäischen Flugzeugherstellers Airbus und der 787 von Boeing aus den USA, auch bekannt als «Dreamliner».
Doch nun liefert Lufthansa-Chef Carsten Spohr Indizien, die aufhorchen lassen. In einem Interview mit dem Branchenblogger Sam Chui sagt der Deutsche, dass die Swiss wohl A350-Maschinen des Flugzeugherstellers Airbus erhalten wird - unter anderem, weil dieses Modell mit seiner breiten Kabine geeigneter für die First Class der Swiss sei. Je nach Typ und Konfiguration verfügt ein A350 über bis zu 410 Sitze.
Zum Vergleich: Die Boeing-777 («Triple Seven»), das Vorzeige-Flugzeug der Swiss-Langstrecke, verfügt über rund 340 Sitze. Allerdings hat die Lufthansa bisher nur die kleinere Ausführung des A350 gekauft, welche etwas weniger Sitze als die 777 aufweist.
Mitten in der Krise neue, allenfalls sogar grössere Flugzeuge? Auf den ersten Blick mag das wenig Sinn ergeben. Die Frage ist aber auch, ob die Swiss einen Eins-zu-eins-Ersatz der aktuellen Flugzeuge anstrebt. Stand heute ist das kaum der Fall. So gab sie diesen Sommer bei der Verkündung des Stellenabbaus auch bekannt, dass die Flotte im Rahmen des Restrukturierungsprogramms um 15 Prozent verkleinert werden soll.
CH Media weiss: Diese Woche sagte Carsten Spohr bei einem internen Online-Auftritt gegenüber der Swiss-Crew, dass ein Entscheid zum neuen Langstreckenflugzeug frühestens im Mai gefällt werde.
Auch ist nach wie vor unklar, welche aktuellen Maschinen ausgemustert würden. Heute verfügt die Swiss über 12 Boeing-777-Flugzeuge, die relativ neu und kerosinarm sind. Hinzu kommen 14 Airbus A330-300 und fünf A340 - ältere, weniger effiziente Modelle, deren Kabine allerdings erst kürzlich für mehrere Millionen modernisiert wurden. Zudem verfügen die A340-Flugzeuge über mehr Frachtkapazität, was während der Corona-Krise ein grosser Vorteil ist. Fünf A330-300 befinden sich temporär im so genannten Langzeitparkmodus. Heisst: Sie dürften noch länger unbenutzt am Boden stehen bleiben, solange die Nachfrage nach Tickets deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau bleibt.
Die Swiss will sich denn auch nicht in die Karten blicken lassen: «Im Vordergrund steht für uns aktuell die Rückkehr zur Profitabilität», sagt Sprecherin Meike Fuhlrott. Zur weiteren Flottenerneuerung könne man daher momentan keine konkreten Angaben machen.
Und was sagen die Swiss-Piloten zur Flottenplanung? «Wir begrüssen es, wenn die Lufthansa weiterhin Geld in motiviertes Personal und eine moderne Flotte bei Swiss investiert, einerseits um die Nachhaltigkeitsbilanz zu verbessern, aber auch um den Luftfahrtstandort Schweiz zu stärken», sagt Sprecher Thomas Steffen. Welcher Typ schlussendlich zum Zug käme, spiele eine sekundäre Rolle.