Wirtschaft
Schweiz

Stahl Gerlafingen befürchtet Flut von Billigstahl wegen EU-Zöllen

Stahl Gerlafingen befürchtet Flut von Billigstahl wegen EU-Zöllen

08.10.2025, 19:3808.10.2025, 19:38
Ein Mitarbeiter verarbeitet fluessigen Stahl in der Produktionsstaette der Stahl Gerlafingen AG in Gerlafingen im Kanton Solothurn, Schweiz, fotografiert am Montag, 18. September 2023. Die Schweizer S ...
Stahl Gerlafingen ist das einzige Stahlwerk in der Schweiz, das hochwertigen Stahl aus Strahlschrott produziert.Bild: KEYSTONE

Stahl Gerlafingen befürchtet wegen der verschärften EU-Hürden für Stahlimporte eine Flut von Billigstahl hierzulande. «Ohne Schutzmassnahmen steigt aufgrund der neuen EU-Zölle der Druck weiter, dass Drittanbieter versuchen werden, den Schweizer Markt mit unökologischem Billigstahl zu fluten», teilte das Unternehmen am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit.

Die Preise würden auch in der Schweiz weiter unter Druck geraten. Zudem subventioniere die EU ihre Stahlproduktion bereits mit verschiedenen Stützungsmassnahmen, während die Schweiz diesbezüglich nur sehr zögerlich und langsam reagiere, schrieb der zur italienischen Beltrame-Gruppe gehörende Stahlproduzent: «Wir kämpfen deshalb schon länger um gleich lange Spiesse im Wettbewerb.»

Stahl Gerlafingen sei das einzige Stahlwerk in der Schweiz, das hochwertigen Stahl aus Strahlschrott für die einheimische Bauindustrie produziere. «Für die autonome Versorgungssicherheit unserer Bauindustrie und unsere Infrastruktur ist das Stahlwerk in Gerlafingen unverzichtbar», hiess es weiter.

Umsetzung der Stützungsmassnahmen gefordert

Die vom eidgenössischen Parlament beschlossenen Stützungsmassnahmen für die einheimische Stahlproduktion müssten deshalb nun endlich rasch umgesetzt werden. Diese seien zwingend, um die Stahlproduktion in der Schweiz und damit auch die Versorgungssicherheit der Schweiz mit Stahl zu sichern. «Wir hoffen deshalb, dass das Solothurner Parlament und der Bund die Dringlichkeit und Notwendigkeit erkennen, die heimische Stahlproduktion zu stützen», schrieb das Solothurner Unternehmen.

Nach der Stilllegung der Produktionslinie für den exporttauglichen Profilstahl in Gerlafingen im vergangenen Jahr wegen der damals bereits existierenden EU-Zölle sei das Unternehmen nicht mehr ganz so anfällig auf Zölle. Vom Abbau waren 95 Angestellte betroffen.

"Trotzdem sind auch für uns die Kontingente nach wie vor enorm wichtig, da wir immer noch einen Teil unseres Qualitätsstahl in das grenznahe Ausland exportieren. Angesichts der generell angespannten Lage ist jede weitere Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen einschneidend, schrieb Stahl Gerlafingen.

Trotz der neuen EU-Verschärfungen sei eine Produktionsverlagerung aus der Schweiz in die EU «weder sinnvoll noch vorgesehen», hiess es. Denn Stahl Gerlafingen sei Teil der europaweit tätigen Beltrame Gruppe und produziere Stahl primär für die heimische Bauindustrie. (sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
12
Richtig sparen: Am ängstlichsten sind jene, die es am nötigsten hätten
Gut investieren ist nicht trivial, aber auch keine grosse Wissenschaft. Alle könnten es lernen, aber wenige tun es und meistens erst dann, wenn es zu spät ist.
Viele Menschen in der Schweiz sind Aktienmuffel. Die keineswegs neue Erkenntnis wird von einer aktuellen Untersuchung der Hochschule Luzern einmal mehr eindrücklich bestätigt. Eine repräsentative Umfrage von 2005 Personen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren zeigt: Nur jede zweite Person investiert freies Sparkapital in eigener Verantwortung (ausserhalb von Pensionskasse und Säule 3a) in Wertschriften wie Aktien, Anlagefonds oder Obligationen. Am wenigsten tun es junge Leute ohne Hochschulbildung (42 Prozent) mit wenig Vermögen und niedrigem Einkommen. Am meisten investieren Rentnerinnen und Rentner.
Zur Story