Wirtschaft
Schweiz

Selecta vor Verkauf: Goldman Sachs bei möglichem Deal involviert

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Die Snackfirma Selecta bereitet sich auf einen Verkauf vor.Bild: www.imago-images.de

Selecta vor Verkauf: Nun hat die Snackfirma eine Bank für den möglichen Deal auserkoren

Das Schweizer Snackautomaten-Unternehmen dürfte schon bald in neue Hände übergehen. Die Massnahmen dazu konkretisieren sich, wie Recherchen zeigen.
26.01.2024, 10:1926.01.2024, 10:19
Benjamin Weinmann / ch media
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Es ist, als würde sich Selecta selbst in die Spiral-Regale seiner rot-weissen Automaten stellen: Denn die Snackfirma steht laut Insidern zum Verkauf (CH Media berichtete). Die bisherige Eigentümerin, die US-Private-Equity-Gesellschaft KKR, wollte mit dem Schweizer Traditionsunternehmen eigentlich an die Börse. Doch das bleibt Wunschdenken. Zu hoch ist die Schuldenlast der Schweizer Firma, die zuletzt über 1,2 Milliarden Euro betrug. Dies macht hohe Zinszahlungen fällig.

Nun konkretisieren sich die Verkaufsabsichten. Laut Informationen von CH Media hat Selecta die amerikanische Grossbank Goldman Sachs für den Verkaufsprozess auserkoren. Selecta-Sprecherin Sarina Künzli sagt dazu bloss: «No comment.» Das US-Finanzinstitut liess eine entsprechende Anfrage unbeantwortet.

Verkauf mit grossen Abstrichen

Die Transaktion wird laut Insidern im zweiten oder dritten Quartal angepeilt. Die «Finanz & Wirtschaft» spekulierte zuletzt, dass ein Verkaufspreis von 800 Millionen bis 1 Milliarde Franken herausschauen könnte. Für den US-Finanzinvestor KKR würde Selecta damit zu einer Flop-Investition nach der Übernahme im Jahr 2015. Denn 2019 – vor der Covid-Krise – soll Selecta noch mit einer Bewertung an der Börse von bis zu 2.7 Milliarden Franken gerechnet haben.

Philipp Wyss, Vorsitzender der Geschaeftsleitung, spricht an der Bilanzmedienkonferenz von COOP in Muttenz, am Dienstag, 14. Februar 2023. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Coop-Chef Philipp Wyss kooperiert bereits mit Selecta-Chef Christian Schmitz – wird daraus mehr?Bild: keystone

Fragt sich, wer Interesse an der Firma hat. Genannt wurden heimische Grössen wie Migros und Coop. Allerdings ist die Migros derzeit mit dem grössten Umbau in ihrer Geschichte beschäftigt und der Etablierung ihrer Supermarkt AG. «Und auch bei einem Discount-Preis von 1 Milliarde Franken wäre Selecta nach wie vor ein riesiger, schwer verdaulicher Brocken, der den Grossteil seines Umsatzes im Ausland erwirtschaftet», sagt ein Branchenkenner.

Coop käme insofern eher infrage. In der Schweiz betreibt die Genossenschaft bereits eine Partnerschaft mit Selecta mit seinem «Coop-to-Go-Format» als Snack-Ecke für die Personalverpflegung in Unternehmen. Zudem ist Coop mit seiner Grosshandelskette Transgourmet europaweit präsent - so wie auch Selecta mit seinen Snackautomaten. Möglich ist aber auch eine Aufsplittung einzelner europäischer Märkte.

Firmenkultur in der Kritik

Christian Schmitz ist Chef der Snackautomatenfirma Selecta.
Selecta-Chef und Mitinhaber Christian Schmitz hat Selecta restrukturiert. Für den Gang an die Börse reicht es aber dennoch nicht.Bild: zvg

Wahrscheinlicher, so ist in der Branche zu hören, ist allerdings ein Verkauf an einen direkten Automaten-Konkurrenten wie die IVS Group aus Italien, an den Turiner Kaffeeröster Lavazza oder an die US-Cateringgruppe Compass, die auch hierzulande Kantinen betreibt und bis 2006 schon einmal Besitzerin von Selecta war. Zudem hat die Kioskbetreiberin Valora, die inzwischen dem mexikanischen Handelsriesen Femsa gehört, ebenfalls begonnen, Snackautomaten in der Schweiz aufzustellen. «Und im schlimmsten Fall bleibt wohl auch ein Verkauf an eine andere Private-Equity-Gesellschaft eine Option», so der Branchenkenner.

Selecta-Chef Christian Schmitz, der zusammen mit Verwaltungsratspräsident und Wall-Street-Legende Joe Plumeri selber einen signifikanten Aktienanteil an der Firma hält, hatte 2021 verkündet, dass eine Börsenkotierung 2023 realistisch werden soll. Dafür lancierte er harte Restrukturierungsmassnahmen für die marode Firma – und ein Arbeitsklima, das intern für grosse Kritik und zahlreiche Abgänge sorgte (CH Media).

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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So en Ueli
26.01.2024 13:22registriert Januar 2014
Bei einem Selecta Automaten kaufe ich nur dann, wenn alle anderen Läden geschlossen sind und ich kurz vor dem Hungertod bin. Deren Mondpreise finde ich äusserst fragwürdig.
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Ruffy Uzumaki
26.01.2024 12:54registriert Juni 2016
Ich würde eigentlich gerne mehr von den Selecta-Produkten konsumieren, aber mir gefällt die Preispolitik nicht und daher kaufe ich keine. In Japan sind 100tausende Jidohanbaiki's in ganz Japan verteilt, auch in den Rastplätzen in den Bergen (!), Raststätten, entlegenen Dörfern und sogar Flughäfen und die Preisunterschiede sind nicht überrissen. Normale 0.5L Wasserflaschenpreise sind in der Regel 80 Yen (=0.5 CHF) und am Flughafen maximal 100 Yen (=0.6CHF). Warum sind bei uns die Preise am Flughafen oder im Kino plötzlich 2-3x so teuer? Der Lohnunterschied macht den Braten nicht fett.
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Pontifax
26.01.2024 12:00registriert Mai 2021
Das Personal, welche die Automaten wartet und wieder befüllt, macht - jedenfalls bei uns - einen super Job. Komplett anders sieht das allerdings in der Chefetage und beim Marketing aus. Wenn man die bittet, doch mal auf Besuch zu kommen um das Sortiment und die zukünftige Ausrichtung zu besprechen, halten die es - trotz mehrmaliger Anmahnung - nicht für nötig, in irgend einer Form zu reagieren. Der Fisch beginnt bekanntlich am Kopf zu stinken. Und der Selecta Kopf modert gewaltig vor sich hin.
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