Es ist, als würde sich Selecta selbst in die Spiral-Regale seiner rot-weissen Automaten stellen: Denn die Snackfirma steht laut Insidern zum Verkauf (CH Media berichtete). Die bisherige Eigentümerin, die US-Private-Equity-Gesellschaft KKR, wollte mit dem Schweizer Traditionsunternehmen eigentlich an die Börse. Doch das bleibt Wunschdenken. Zu hoch ist die Schuldenlast der Schweizer Firma, die zuletzt über 1,2 Milliarden Euro betrug. Dies macht hohe Zinszahlungen fällig.
Nun konkretisieren sich die Verkaufsabsichten. Laut Informationen von CH Media hat Selecta die amerikanische Grossbank Goldman Sachs für den Verkaufsprozess auserkoren. Selecta-Sprecherin Sarina Künzli sagt dazu bloss: «No comment.» Das US-Finanzinstitut liess eine entsprechende Anfrage unbeantwortet.
Die Transaktion wird laut Insidern im zweiten oder dritten Quartal angepeilt. Die «Finanz & Wirtschaft» spekulierte zuletzt, dass ein Verkaufspreis von 800 Millionen bis 1 Milliarde Franken herausschauen könnte. Für den US-Finanzinvestor KKR würde Selecta damit zu einer Flop-Investition nach der Übernahme im Jahr 2015. Denn 2019 – vor der Covid-Krise – soll Selecta noch mit einer Bewertung an der Börse von bis zu 2.7 Milliarden Franken gerechnet haben.
Fragt sich, wer Interesse an der Firma hat. Genannt wurden heimische Grössen wie Migros und Coop. Allerdings ist die Migros derzeit mit dem grössten Umbau in ihrer Geschichte beschäftigt und der Etablierung ihrer Supermarkt AG. «Und auch bei einem Discount-Preis von 1 Milliarde Franken wäre Selecta nach wie vor ein riesiger, schwer verdaulicher Brocken, der den Grossteil seines Umsatzes im Ausland erwirtschaftet», sagt ein Branchenkenner.
Coop käme insofern eher infrage. In der Schweiz betreibt die Genossenschaft bereits eine Partnerschaft mit Selecta mit seinem «Coop-to-Go-Format» als Snack-Ecke für die Personalverpflegung in Unternehmen. Zudem ist Coop mit seiner Grosshandelskette Transgourmet europaweit präsent - so wie auch Selecta mit seinen Snackautomaten. Möglich ist aber auch eine Aufsplittung einzelner europäischer Märkte.
Wahrscheinlicher, so ist in der Branche zu hören, ist allerdings ein Verkauf an einen direkten Automaten-Konkurrenten wie die IVS Group aus Italien, an den Turiner Kaffeeröster Lavazza oder an die US-Cateringgruppe Compass, die auch hierzulande Kantinen betreibt und bis 2006 schon einmal Besitzerin von Selecta war. Zudem hat die Kioskbetreiberin Valora, die inzwischen dem mexikanischen Handelsriesen Femsa gehört, ebenfalls begonnen, Snackautomaten in der Schweiz aufzustellen. «Und im schlimmsten Fall bleibt wohl auch ein Verkauf an eine andere Private-Equity-Gesellschaft eine Option», so der Branchenkenner.
Selecta-Chef Christian Schmitz, der zusammen mit Verwaltungsratspräsident und Wall-Street-Legende Joe Plumeri selber einen signifikanten Aktienanteil an der Firma hält, hatte 2021 verkündet, dass eine Börsenkotierung 2023 realistisch werden soll. Dafür lancierte er harte Restrukturierungsmassnahmen für die marode Firma – und ein Arbeitsklima, das intern für grosse Kritik und zahlreiche Abgänge sorgte (CH Media).