Trumps Zollhammer trifft die Schweizer Uhrenindustrie frontal: Exporte sacken massiv ab
Schlechte Nachrichten von der Schweizer Exportwirtschaft: Sie hat im August weniger Waren ins Ausland verkauft. Die Exporte sanken saisonbereinigt nominal um 1,0 Prozent auf 22,03 Milliarden Franken, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) am Donnerstag mitteilte. Real - also zu konstanten Preisen - resultierte hingegen ein Plus von 2,4 Prozent.
Konkret sanken die Exporte in die Vereinigten Staaten um mehr als ein Fünftel und erreichten damit den niedrigsten Stand seit Ende 2020. Unbereinigt sind die Exporte sogar auf das tiefste Niveau seit neun Jahren abgesackt.
Hauptverantwortlich waren laut den Angaben geringere Ausfuhren im Bereich Chemie und Pharma sowie Uhren. Dabei kam es zu Ausweichbewegungen: So schossen die Ausfuhren nach Kanada um zwei Drittel nach oben und jene nach Mexiko um knapp ein Drittel.
Ein Lichtblick war Europa: Dorthin stiegen die Ausfuhren um 1,6 Prozent. Die Exporte zum grössten Nachbarn Deutschland kletterten um fast 6 Prozent.
Uhrenindustrie unter Druck
Nach dem Zollhammer von Trump sackten die Ausfuhren von Schweizer Uhren ins Ausland um 16,5 Prozent auf einen Exportwert von 1,64 Milliarden Franken ab.
Dabei tauchten die Exporte in die USA um 23,9 Prozent auf 245,1 Millionen Franken, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH am Donnerstag mitteilte. Diesen Rückgang habe man erwartet nach den starken Ausfuhren im April und im Juli.
Einen Absturz gab es allerdings auch in Fernost. So sackten die Uhrenexporte nach China um 35,6 Prozent auf 115,3 Millionen Franken ab. Damit wurde das Reich der Mitte von Hongkong überholt, wo die Ausfuhren lediglich um 12,5 Prozent auf 116,0 Millionen Franken fielen. Hongkong war damit der zweitwichtigsten Markt der Schweizer Uhrenindustrie im August.
Bei den anderen grossen Märkten sah es nicht anders aus. Die Uhrenexporte nach Grossbritannien knickten um 20,5 Prozent ein, jene nach Japan gar um 22,5 Prozent. Die Verkäufe im wichtigen Markt Singapur (14,2 Prozent) setzten ebenfalls die Talfahrt fort.
Von den Top-10-Ländern weist nur ein einziges eine positive Bilanz aus: Die Ausfuhren nach Italien stiegen im August um 3,1 Prozent. Dabei zieht sich der Absacker durch alle Preisklassen. Bei den Armbanduhren mit Preisen von über 3000 Franken fielen die Ausfuhren um 17,4 Prozent. Auch bei den Uhren mit Exportpreisen von unter 200 Franken gab es ein Minus von 17,0 Prozent, während Uhren mit Preisen von 500 bis 3000 Franken um 14,5 Prozent tauchten.
Bei den Materialien wurden deutlich weniger Uhren aus Edelmetall (-17,3 Prozent) und Stahl (-13,7 Prozent) ausgeführt. Auch Bimetall-Uhren tauchten um 14,8 Prozent. Bei den «anderen Metallen» (-27,2 Prozent) und «anderen Materialien» (-27,8 Prozent) war der Einbruch noch grösser.
Schweizer Exportschlager im Minus
Neben den Uhren leidet auch der Export von Schweizer Präzisionsinstrumenten unter den Strafzöllen.
Die Pharmaindustrie – obwohl bisher von den Zöllen ausgenommen – hat ebenfalls einen Rückgang zu verzeichnen.
Die Exporte von Schweizer Chemie-Produkten schwächelt ebenfalls. Hier ist der Rückgang aber nicht auf die USA sondern auf die Gesamtheit der Schweizer Handelspartner zurückzuführen.
Härtefälle ausgedehnt
Als Reaktion auf Trumps Zölle und die angespannte wirtschaftliche Lage hat der Schweizer Ständerat am Donnerstag einer Vorlage zum erleichterten Zugang zu Kurzarbeitsentschädigung für Unternehmen zugestimmt. Schweizer Firmen können künftig während bis zu 24 Monaten Kurzarbeitsentschädigung beziehen statt wie heute während 18 Monaten.
Das Ziel der Vorlage ist es, vor allem Unternehmen in der Tech-Industrie und deren Zulieferer zu unterstützen, die seit zwei Jahren unter konjunkturellen Schwächen leiden und bereits Kurzarbeit eingeführt haben. Hinzu kommen die von den USA auf unbestimmte Zeit verhängten Zölle von 39 Prozent. Seit dem Frühjahr wird der Handelskonflikt mit den USA als «wirtschaftlicher Härtefall» anerkannt.
Nun soll es für betroffene Firmen möglich sein, über eine längere Periode Kurzarbeit zu beantragen. Das Instrument soll befristet bis Ende 2028 ausgedehnt werden. Die Vorlage soll bereits Ende nächster Woche in Kraft treten. Damit das geschieht, müssen beide Räte noch der Dringlichkeit der Vorlage zustimmen und das Geschäft in den Schlussabstimmungen vom Freitag kommender Woche annehmen.
(leo/awp/sda)