Italienische Restaurants gibt es viele, aber dass eine einzelne Firma 200 davon betreibt, wie die deutsche Kette L’Osteria, ist ungewöhnlich. Sie eröffnete im Jahr 1999 das erste Restaurant in Nürnberg und wurde im Jahr 2023 mehrheitlich von der Investmentgesellschaft McWin übernommen. Nun will sie auch in der Schweiz kräftig zulegen. Das Erfolgsrezept: Die Restaurants sind – mit Ausnahme von Details wie lokalen Weinen – immer gleich aufgebaut, von der Beleuchtung bis zum Dekor wird alles aus der Zentrale vorgegeben. Herzstück sind die grossen Pizzen.
Der Plan der Firmenchefs ist, bis im Jahr 2030 in ganz Europa 500 Restaurants zu eröffnen. Das berichtet das Magazin «Spiegel». Kaum eine andere Kette wächst in Europa so stark wie die in München ansässigen Systemgastronomen. Sie betreiben neben Restaurants in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch mehrere in Grossbritannien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und in Tschechien. Demnächst soll mit einem Lokal auf Mallorca das erste in Spanien folgen.
Mit der Übernahme durch McWin ist viel Geld in das Unternehmen geflossen. Ein Kaufpreis wurde nicht kommuniziert, laut dem «Handelsblatt» wurde die Kette bei der Übernahme aber mit etwa 400 Millionen Euro bewertet. Die Übernahme stemmte McWin vor allem mit Geld aus Abu Dhabi: Eine Tochtergesellschaft der Abu Dhabi Investment Authority, des Staatsfonds des Emirats, ist der grösste Geldgeber der Transaktion.
In der Schweiz betreibt L’Osteria bereits drei Restaurants. Das erste wurde 2015 in Biel eröffnet, im Jahr 2022 folgten Lokale in Basel und Luzern. Hierzulande werden sie als Joint Venture von L’Osteria und dem lokalen Partner Marco Rummenigge betrieben.
Wie eine Sprecherin des Unternehmens sagt, prüft L’Osteria aktuell Standorte für Neueröffnungen im kommenden Jahr. Besonders interessant sei die Deutschschweiz mit dem Schwerpunkt Zürich. Ab 2026 soll hierzulande jährlich ein neues Restaurant hinzukommen – vorausgesetzt, man finde die entsprechenden Lagen.
Der deutschsprachige Raum spiele in der Wachstumsstrategie des Unternehmens eine wichtige Rolle. Hier sei die Markenbekanntheit am höchsten. Langfristig könne sich L’Osteria vorstellen, in der Schweiz etwa zehn Restaurants zu betreiben.
Allerdings ist das Konzept hierzulande kein Selbstläufer. Der Standort in Biel sei zwar «eine feste Grösse in der lokalen Gastronomie», so die Sprecherin. Die Lokale in Basel und Luzern hätten aber «etwas Anlauf gebraucht». Die Performance habe sich mittlerweile «auf gutem Niveau eingependelt».
Neben L’Osteria will auch die deutsche Gustoso-Kette mit italienischen Restaurants in der Schweiz wachsen. Sie betreibt bereits 19 Lokale der Formate «Cucina» und «Burgermeister» in Zürich, Basel, Luzern, St.Gallen und Winterthur, demnächst eröffnet sie in Zürich den ersten Ableger des Formats «60 seconds to Napoli». Man plane «definitiv weitere Standorte in der Schweiz», sagte eine Sprecherin im März zu CH Media. Mit der bisherigen Entwicklung in der Schweiz sei man «sehr zufrieden».
Grosse Ketten und Systemgastronomen wie L’Osteria und Gustoso können im Einkauf oder in der Administration Skaleneffekte erzielen und haben deshalb Kostenvorteile. Doch neben Kritik an der Authentizität der Restaurants, die auf die Formel «italienisches Essen aus Deutschland» setzen, birgt das Konzept auch Gefahren. Bei so schnellem Wachstum die Qualität bei vergleichsweise moderaten Preisen hochzuhalten, sei schwierig, sagt der Gastronomie-Berater Michael Lidl dem «Spiegel». Daran seien schon Ketten wie Wienerwald oder Vapiano gescheitert, das nach einer starken Expansion deutlich geschrumpft ist.
In der Schweiz schloss Vapiano in den vergangenen Jahren Lokale in Basel und Bern und betreibt statt sechs nur noch zwei in Zürich. Nun setzt die Kette auf Mini-Filialen mit dem Namen Vapialino. Im Jahr 2023 wurde ein erstes Lokal in Spreitenbach AG eröffnet, im März dieses Jahres folgte ein weiterer Ableger im Einkaufszentrum Shoppyland in Schönbühl BE.