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Rüstungsfirmen wie Rheinmetall boomen: Umsatz und Aktienkurse nehmen zu

ARCHIV - 10.11.2024, Niedersachsen, Papenburg: Das beleuchtete Logo und der Schriftzug der R
Rüstungsfirmen wie die deutsche Rheinmetall erleben einen regelrechten Boom. Bild: DPA

So explodieren die Aktienkurse der europäischen Rüstungsfirmen

Die aktuelle Weltlage hat nicht nur geopolitische, sondern auch finanzielle Folgen. Rüstungsfirmen in aller Welt erleben einen regelrechten Boom.
07.03.2025, 06:1107.03.2025, 13:23
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Seit dem Skandal am vergangenen Freitag zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump gilt wieder einmal die altbekannte Maxime: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte.

Denn der Eklat zwischen den beiden Präsidenten hatte schwerwiegende Folgen. So trafen sich am Sonntag europäische und westliche Spitzenpolitiker in London zu einem Ukraine-Krisengipfel. Das Ergebnis: Europa will massiv in die Aufrüstung investieren.

Am Dienstag hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen konkreten Plan vorgelegt. 800 Milliarden Euro sollen zur Stärkung der europäischen Sicherheit investiert werden. «Wir befinden uns in einer Ära der Aufrüstung, und Europa ist bereit, seine Verteidigungsausgaben massiv zu erhöhen», erklärte sie.

Die grösste Investition in die Rüstung seit dem Zweiten Weltkrieg ist eine Zeitwende für Europa und hat nicht nur geopolitische, sondern auch finanzielle Folgen.

Denn der lachende Dritte in dieser Konstellation sind Rüstungsfirmen aus aller Welt wie Lockheed Martin oder RTX (beide USA), BAE Systems (UK), Leonardo (Italien), Thales (Frankreich) oder die deutsche Firma Rheinmetall.

Aktienkurse von Rüstungsfirmen schnellen in die Höhe

Diese Rüstungsfirmen erleben seit dem Beginn der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten einen regelrechten Boom, der Umsatz der 100 grössten Unternehmen der Branche betrug 2023 632 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies zeigt ein Bericht des schwedischen Forschungsinstituts SIPRI. Inzwischen dürften die Zahlen aufgrund der neuesten Entwicklungen noch höher ausfallen.

Aber nicht nur die Umsätze steigen, auch die Aktienkurse der verschiedenen Unternehmen erreichen neue Spitzenwerte – vor allem seit Jahresbeginn.

So sind zum Beispiel die Aktien von europäischen Unternehmen wie Rheinmetall, Thales oder Leonardo vor allem in den letzten drei Monaten stark gestiegen, wie ein Blick auf die Daten zeigen:

Die Unsicherheit in der geopolitischen Lage könnte den Rüstungs-Boom und damit die Aktienkurse der Unternehmen weiter beflügeln. «Die Finanzmärkte messen Rheinmetall eine erhebliche Bedeutung für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas bei», sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Die Kursexplosion sei ein Ausdruck der dramatisch veränderten Sicherheitslage in Europa.

Aktien der US-Firmen boomen weniger

Aber nicht bei allen Rüstungsfirmen explodieren die Aktienkurse. So ist zum Beispiel der Aktienkurs des grössten Rüstungskonzerns der Welt, der US-Firma Lockheed Martin, in den letzten drei Monaten um rund 10 Prozent gesunken.

Die Kurse der weltweit zweit- und drittgrössten Rüstungsfirmen (RTX und Northrop Grumman, beide USA) notieren zwar im Plus, der Anstieg ist im Vergleich mit den europäischen Firmen aber deutlich geringer.

Ein Grund dafür sieht ein Branchenexperte in der «Zeit» im Versuch Europas, die Abhängigkeit von der US-Waffenindustrie aufgrund der geopolitischen Situation zu reduzieren.

Demnach würden die EU-Staaten verstärkt auf die heimische Rüstungsindustrie setzen: «Diese Entwicklung spielt Rheinmetall und anderen europäischen Rüstungsfirmen in die Karten.»

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197 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Voraus denken!
07.03.2025 07:03registriert März 2022
Ich gehe schwer davon aus, dass die Europäer keine Waffensysteme aus der Schweiz kaufen werden. Das haben die SVDP sehr gut hinbekommen mit ihrem Neutralitätsgeschwafel.

Wer will schon Waffen kaufen die er im Ernstfall einem befreundeten Staat nicht zur Verteidigung abgeben darf.
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Berner in Zürich
07.03.2025 06:37registriert August 2016
Bei allem Übel, schaft es halt auch Arbeitsplätze. Vielleicht hätten wir unsere Rüstungsindustrie nicht so leichtfertig ins Ausland verkaufen sollen, wie zum Beispiel Oerlikon an Rheinmetall (Air Defence) . So würde Oerlikon Skynex® jetzt noch zu 100% der Schweiz gehören. Der wirkliche Grund lag aber in der Engstirnigkeit der abstrusen Auslegung der Neutralität, angetrieben von unseren rechten Souveränitäts-Freunden (da gings nur um Profit) und den linken Hardcore Pazifisten welche jedes lange Küchenmesser als Gefahr sehen.
Nur Augenmass hat eben gefehlt. 🤷🏼‍♀️
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N. Y. P.
07.03.2025 06:44registriert August 2018
Ich kann mir vorstellen, dass das Genie den amerikanischen Rüstungsfirmen (Lockheed Martin, RTX etc.) untersagt an die Europäer zu liefern.

Grund: Onkel Donald kratzt es am Sack.

Ach ja, und die Schweiz. Beinahe vergessen. Hat in Bern schon jemand gemerkt, was es geschällt hat? Klar Neutralität und so. Wenn wir uns ganz leise verhallten, können wir wieder von den Europäern gratis und franko profitieren. Wir sind so schlau.
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