Zahlreiche Augenzeugen berichteten am Abend des 15. März von einem Licht, das sie über den Himmel ziehen sahen. Manche vernahmen auch einen lauten Knall. Beide Wahrnehmungen weisen auf einen Meteoriteneinschlag hin.
Meteore sind Himmelskörper, die aus dem Weltall in die Erdatmosphäre eintauchen. Vom Boden aus ist dann eine helle Leuchterscheinung zu beobachten, die man «Meteor» nennt – oder auch «Sternschnuppe», wenn es nur ein kleines Objekt ist. Die Anfangshöhe dieser Leuchterscheinungen liegt gewöhnlich zwischen 10 und 330 Kilometer über der Erdoberfläche, die Endhöhe bei 130 bis wenige Kilometer über dem Erdboden.
Früher dachte man, die Leuchterscheinung entstehe durch die Reibung mit der Luft. Das ist aber nicht der Fall: Sie wird vielmehr durch die Ionisation der Luft verursacht. Auf diese Weise entsteht auch der bekannte Meteorenschweif, der mehrere Minuten bestehen kann.
Die Objekte, die meistens aus Gestein (Aerolite) oder einer Eisen-Nickel-Legierung (Siderite) bestehen, sind mit enormer Geschwindigkeit unterwegs, wenn sie auf die Erdatmosphäre treffen – ihre Maximalgeschwindigkeit liegt bei 72 Kilometer pro Sekunde (das sind atemberaubende 260'000 km/h).
Die Luft vor diesen Objekten wird dann stark komprimiert; es entsteht enorme Hitze. Diese und der Luftwiderstand können dazu führen, dass die Körper auseinanderbrechen oder explodieren.
Wenn ein grösseres Objekt auseinanderbricht, vergrössert sich dessen gesamte Oberfläche schlagartig und die Reibungshitze erhöht sich ebenfalls ganz plötzlich. Die Bruchstücke explodieren dadurch und es entsteht eine grosse Schockwelle – der sogenannte «Airburst». Diese Schockwelle kann den Boden erreichen und dort Schäden verursachen.
Genau dies geschah mit dem grossen Meteorit von Tscheljabinsk, der am 15. Februar 2013 im russischen Uralgebiet niederging. Es handelte sich dabei um eine der grössten dokumentierten kosmischen Attacken der jüngeren Geschichte: Die Schockwelle des Meteoriten beschädigte rund 3700 Gebäude – es zerbrachen vornehmlich Fensterscheiben. Fast 1500 Menschen wurden damals verletzt, meistens durch splitterndes Glas. In den Wochen und Monaten danach wurden mehr als 100 Bruchstücke des Meteoriten gefunden, zum Teil Hunderte Kilogramm schwer.
Das Geräusch, das ein Meteor erzeugt, kann ein lauter Knall oder ein tiefes Donnergrollen sein. Da es sich mit Schallgeschwindigkeit fortbewegt, erreicht es den Beobachter erst lange nach dem Lichtereignis. Hört man den Meteor, so hat er eine recht niedrige Endhöhe – schätzungsweise unter 35 Kilometer – erreicht.
Ob der aktuelle Meteor die Erdoberfläche erreicht hat – und falls ja, wo genau –, wird in den nächsten Tagen von den Astronomen untersucht. Sie werden dabei unter anderem Bilder von Augenzeugen auswerten und den möglichen Einschlagsort durch die Messtechnik der Triangulation zu bestimmen versuchen.
Rauchende Krater sind allerdings nicht zu erwarten, denn Meteoriten – also kosmische Körper, die die Erdoberfläche erreicht haben – sind im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht glühend heiss. Sie kühlen bei ihrem Fall ziemlich schnell aus, da die oberen Luftschichten sehr kalt sind. (dhr)