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Selbst ein leichter Covid-Verlauf schadet dem Gehirn messbar

Selbst ein leichter Covid-Verlauf schadet dem Gehirn messbar

Schon ein milder Verlauf mit Covid-19 lässt das Gehirn schrumpfen und könnte langfristig einige Krankheiten auslösen. Das haben Forscher der Universität Oxford herausgefunden.
08.03.2022, 11:0308.03.2022, 12:27
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t-online

Das menschliche Gehirn kann offenbar schon bei einem leichten Covid-19 -Verlauf erheblichen Schaden nehmen. Das ist das Ergebnis einer gross angelegten Studie unter Leitung der Universität Oxford, die jetzt im Fachmagazin Nature erschienen ist. «Wir waren überrascht von so deutlichen Veränderungen selbst bei milden Verläufen», sagte Forschungsleiterin Gwenaëlle Douaud dem Sender CNN.

Für die Studie hat Douauds Team die Gehirne von 401 Menschen gescannt, viereinhalb Monate nach ihrer Genesung von Covid-19. Dann haben sie die Hirnscans der Patienten verglichen mit Bildern vor ihrer Erkrankung. Dazu griffen die Forscher auf eine Datenbank mit den Hirnscans von 500'000 Briten zurück, die seit 2012 stetig ausgebaut wird.

Covid-19 lässt Gehirn um 0.2 Prozent schrumpfen

Zur Kontrolle untersuchte das Team mit derselben Methode 384 Menschen, die sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hatten. Alle 785 Studienteilnehmer waren zwischen 51 und 81 Jahren alt, hatten ähnliche Risikofaktoren und einen ähnlichen sozialen Hintergrund. Untersucht wurden vor allem milde Verläufe, nur 15 der Covid-Patienten mussten ins Krankenhaus. 

Im Ergebnis zeigte sich, dass Covid-19 das Gehirn schrumpfen lassen und die graue Substanz in den Regionen verringern kann, die Emotionen und Gedächtnis steuern. Zudem zeigten sich Schäden in den Bereichen, die den Geruchssinn kontrollieren. Selbst in leichten Fällen zeigten Patienten eine Verschlechterung der Hirnfunktionen, die für Konzentration und Organisation zuständig sind. Im Durchschnitt schrumpfte die Gehirngrösse zwischen 0.2 und zwei Prozent.

Führt Long Covid zu Alzheimer und Demenz?

Ergänzend machten die Forscher mit den Covid-19-Patienten Tests, mit denen sonst Hirnerkrankungen wie Alzheimer und Demenz ermittelt werden. Dabei schnitten die Patienten mit den grössten Hirnschäden am schlechtesten ab. «Das legt nahe, dass Long Covid langfristig die Entstehung solcher Krankheiten begünstigen kann», heisst es in der Studie. Um mehr über die Möglichkeit zu erfahren, sollen die Studienteilnehmer nach zwei Jahren wieder untersucht werden.

Die Studie fand zu einer Zeit statt, in der noch die Alphavariante in Grossbritannien dominierte. Es ist daher unwahrscheinlich, dass sie auch Personen umfasst, die mit der Delta-Variante infiziert waren. Offen liessen die Forscher, ob eine Corona-Impfung irgendeinen Einfluss hatte. Die britische Gesundheitsbehörde erklärte zuletzt allerdings, dass eine Auswertung von 15 Studien ergab, dass Geimpfte im Vergleich zu Ungeimpften nur etwa halb so oft unter Long Covid leiden. 

Verwendete Quellen:

(mk,t-online )

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bokl
08.03.2022 12:16registriert Februar 2014
Ja Covid führt zu Demenz. Höre immer wieder von Leuten die Symptome haben, aber "vergessen" einen Test zu machen ...
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Lowend
08.03.2022 13:04registriert Februar 2014
Jetzt begreife ich endlich die Pro-Covid-Politik der Rechtsaussen-Parteien. Die versprechen sich mehr Wähler durch Covid!
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Gelöscht
08.03.2022 12:19registriert November 2021
Ich kenne da einen gewissen Russen, dem hat es scheinbar ganz ordentlich zugesetzt. Hirnfunktionen sind total im A….
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