Roman Wiget sorgt sich ums Schweizer Trinkwasser. Er ist Chef eines Wasserversorgers im Seeland – und hat damit einen Job, der immer herausfordernder wird. Der Grund sind Verunreinigungen des Wassers mit Pestiziden und Chemikalien.
Ein solcher Problemstoff ist die Trifluoressigsäure (TFA). Sie gehört zu den sogenannten Ewigkeitschemikalien, den PFAS – und gelangt grösstenteils als Abbauprodukt von Pestiziden, aber beispielsweise auch von Kältemitteln aus Auto-Klimaanlagen oder Medikamenten ins Wasser.
Neue Messungen zeigen, dass sich die TFA-Konzentration in Schweizer Seen in den vergangenen acht Jahren mindestens verdoppelt hat. Eine ähnliche Entwicklung ist im Rhein zu beobachten. Durchgeführt hat die Messungen die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR), der rund 60 Wasserversorger aus zehn Kantonen sowie aus Deutschland, Frankreich und Liechtenstein angehören.
Wiget, Co-Präsident der Vereinigung, sagt: «Die Entwicklung ist beängstigend.» Ein Fünftel des Wassers, das aus Schweizer Hahnen fliesst, ist Seewasser.
Laut der Gewässerexpertin Alexandra Kroll ist TFA im Vergleich zu anderen Ewigkeitschemikalien zwar ungiftig. Die Wissenschaftlerin arbeitet am Oekotoxzentrum, das der ETH angehört. Die gemessenen Werte lägen in einem Bereich, «wo man vermutlich im Vergleich zu anderen Verunreinigungen weit weg ist von einem direkten Effekt auf den Menschen und Gewässerorganismen». Im Grundwasser, der wichtigsten Trinkwasserquelle, hat der Bund schon deutlich höhere TFA-Konzentrationen gemessen.
Doch Kroll sagt auch: «Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, ist das sehr besorgniserregend.» Und damit sei zu rechnen. Denn die Säure ist sehr mobil und baut sich, anders als die meisten problematischen Stoffe, nach aktuellem Kenntnisstand nicht ab. Zudem gebe es noch viel zu wenige Daten, um Risiken sicher ausschliessen zu können. Im Trinkwasser dürfte TFA bereits vielerorts der Problemstoff mit der höchsten Konzentration sein, sagt Roman Wiget. Auch im Mineralwasser aus dem Laden ist TFA drin.
Derzeit gibt es keinen Höchstwert für TFA im Trinkwasser oder in Gewässern. Das könnte sich aber ändern. Die europäische Lebensmittelbehörde bewertet das Gesundheitsrisiko des Stoffs gerade neu. Anfang 2026 soll das Ergebnis vorliegen. Es wird als wahrscheinlich erachtet, dass die EU TFA als schädlich für die Fortpflanzung einstuft. Man werde auf Basis der Ergebnisse in Absprache mit der EU Massnahmen prüfen, so das zuständige Bundesamt.
Sollte ein Grenzwert gesetzt werden, der tiefer liegt als die aktuellen TFA-Konzentrationen, würde das die Wasserwerke vor grosse Probleme stellen. Denn es gebe derzeit kein finanzierbares Verfahren, um den Stoff aus dem Wasser zu filtern, sagt Roman Wiget.
Der Verband der Wasser-, Gas- und Wärmeversorger (SVGW) fordert deshalb schon länger ein Verbot aller PFAS, deren Anwendung nicht absolut notwendig ist. Darunter die Trifluoressigsäure. Zudem pochen die Wasserwerke darauf, dass die Behörden möglichst rasch Schutzzonen rund um Wasserfassungen festlegen. In diesen Bereichen sollen keine oder nur wenige Pestizide eingesetzt werden dürfen.
Auch Gewässerexpertin Alexandra Kroll sagt: «Wir müssen handeln, um zu verhindern, dass die TFA-Konzentration im Wasser ungebremst steigt.»
Stellt euch vor, in einem Land ohne diese demokratische Möglichkeit abzustimmen, wären wir einfach dem Willen irgendwelcher gieriger Politiker ausgeliefert gewesen. Heieiei…
Seufz… 🙂
Man könnte bessere Klimaanlagen bauen, wenn man wollte (wie bei Kühlschränken: elektrisch angetrieben und somit dicht); oder Kältemittel durch CO2 ersetzen (bei höherem Arbeitsdruck, teurer).
Es kümmert schlicht niemanden: BILLIG ist Trumpf.