Sie sind nahezu überall, in Fast-Food-Verpackungen, beschichteten Bratpfannen oder Outdoor-Jacken – und sie werden immer mehr zu einem Problem: PFAS (ausgesprochen Pe-Fas), künstlich hergestellte Chemikalien, die sich in der Umwelt und auch in unserem Körper anreichern. Da sie sehr langlebig sind, bezeichnet man sie auch als «Forever Chemicals» oder «Ewigkeits-Chemikalien». Und einige von ihnen sind gesundheitsschädlich.
Was sind PFAS, wo kommen sie vor und wie kann man sich vor ihnen schützen? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Das Akronym PFAS ist die Abkürzung für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (früher auch als PFC abgekürzt), eine Gruppe von Industriechemikalien. Es sind organische Verbindungen aus Kohlenstoffketten verschiedener Längen, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Diese Kohlenstoff-Fluor-Bindungen sind extrem stabil und hitzeresistent.
Es handelt sich durchwegs um anthropogene chemische Verbindungen – mit anderen Worten: Sie kommen in der Umwelt nicht natürlich vor, sondern wurden künstlich hergestellt. Es gibt schätzungsweise mehr als 10'000 verschiedene PFAS, die wasser-, schmutz- und fettabweisende Eigenschaften aufweisen. Sie werden erst seit den späten 1940er-Jahren produziert und in vielen Industriebereichen und Konsumentenprodukten eingesetzt.
PFAS werden gezielt in zahlreichen Produkten eingesetzt. Die Anwendungspalette ist kaum übersehbar: Kosmetika, Antihaft-Beschichtung von Kochgeschirr, Backpapier, Beschichtung von Polstermöbeln, Papierbeschichtungen, Verpackungen, Farben, Zahnseide, Kletterseile, Fotopapiere, Klebe-Etiketten, Wasserfilter, Wärmepumpen, Imprägnierung von Textilien, Pflanzenschutzmittel oder Ski-Wachse.
Gerade bei Lebensmittelverpackungen oder Textilien sorgen ihre wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften für eine längere Haltbarkeit und Lebensdauer. Darüber hinaus kommen sie auch in Feuerlösch-Schäumen, anderen Flammenschutzmitteln oder als Kältemittel zum Einsatz und werden bei der Herstellung von hochtechnologischen Produkten eingesetzt, etwa bei Halbleitern.
Ob ein bestimmtes Produkt PFAS enthält, lässt sich in aller Regel nicht erkennen, da es in den meisten Produktbereichen keine Kennzeichnungspflicht für diese Chemikalien gibt. Auch eine abschliessende Dokumentation der Anwendungsgebiete gibt es bisher nicht.
Wenn Hersteller mit Hinweisen wie «PFOA/PFOS-frei» oder «GenX-frei» werben, etwa auf Pfannen, Textilien oder Imprägniermitteln, bedeutet dies lediglich, dass bestimmte Einzelsubstanzen nicht enthalten sind. Solche Werbung ist daher häufig ein Hinweis darauf, dass ein Produkt sehr wohl PFAS enthält. Hinweise wie «Frei von PFAS», «frei von PFC» oder «fluorfrei» umfassen tatsächlich die gesamte Stoffgruppe und das Produkt sollte tatsächlich PFAS-frei sein.
Kosmetik- und Körperpflegeprodukte kann man mit der App ToxFox scannen, die vom deutschen Bundesamt für Umwelt und Naturschutz betrieben wird. Sie gibt Auskunft über im Produkt enthaltene, besonders problematische Chemikalien wie hormonelle Schadstoffe, Mikroplastik, Nanopartikel und eben auch PFAS.
PFAS nehmen wir hauptsächlich über Lebensmittel und das Trinkwasser auf. Diese Chemikalien werden auf unterschiedliche Weise in Lebensmittel eingetragen. Gemäss der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA sind vornehmlich tierische Lebensmittel mit PFAS belastet.
Weitere Aufnahmequellen sind die Aussen- und Innenraumluft, Hausstaub und der Kontakt der Haut mit Verbraucherprodukten, die PFAS-haltige Chemikalien enthalten. Gestillte Kinder können PFAS über die Muttermilch aufnehmen.
PFAS sind biologisch nicht abbaubar und reichern sich daher in der Umwelt, in Mensch und Tier immer weiter an. Die polyfluorierten Alkylsubstanzen können dabei in der Umwelt oder auch im Körper zu perfluorierten Alkylsubstanzen transformiert werden, die extrem langlebig sind. Oft werden sie von Mensch und Tier nur langsam abgebaut und ausgeschieden. Dadurch können sie sich weiter im Körper anreichern.
Bisher ist nur von einem kleinen Teil der PFAS – einer äusserst umfangreichen Gruppe von Chemikalien – bekannt, welche gesundheitlichen Schäden sie bewirken können. Etliche PFAS, darunter vor allem die perfluorierten Alkylsubstanzen, sind nachweislich toxisch, reichern sich in der Nahrungskette an oder sind mobil.
Studien an grösseren Bevölkerungsgruppen weisen darauf hin, dass bestimmte PFAS die Leber, das Hormon- und Immunsystem schädigen und den Fettstoffwechsel stören, die Wirkung von Impfungen verschlechtern, ein geringeres Geburtsgewicht zur Folge haben oder das RiZudem mehren sich die Hinweise, dass PFAS die Fruchtbarkeit verringern und das Krebsrisiko bei Frauen erheblich vergrössern sollen.
Da PFAS im Alltag quasi omnipräsent sind, lässt sich der Kontakt mit PFAS-haltigen Objekten kaum vermeiden. Immerhin kann man in gewissen Bereichen auf PFAS-freie Alternativen umsteigen. So kann man Eisen- oder Emaillepfannen verwenden statt solche mit Teflonbeschichtung, und es gibt auch bereits PFAS-freie Schuhsprays und Regenjacken, die wasserabweisend sind. Für Lebensmittel lassen sich wiederverwendbare Verpackungen aus Glas, Keramik oder Metall nutzen.
Um PFAS im Alltag möglichst zu vermeiden, empfiehlt sich:
Die Freisetzung von PFAS in die Umwelt kann direkt oder indirekt erfolgen: Direkt bei der Herstellung und Verarbeitung, wenn PFAS über Abgase in die Luft oder über Abwasser in Gewässer gelangen, bei der Ausbringung von kontaminierten Klärschlämmen als Dünger oder bei der Verwendung von PFAS-haltigen Feuerlösch-Schäumen. Besonders Letzteres führte bereits zu grossflächigen Verunreinigungen.
Indirekt erfolgt der Eintrag in die Umwelt durch die Anwendung von PFAS-haltigen Produkten oder deren Entsorgung. Ein Beispiel ist das Waschen von behandelten Textilien. Da PFAS oft als Beschichtung auf die Oberfläche gesprayt werden, können sie durch Abrieb und Abdampfen in die Luft und ins Wasser gelangen.
Aufgrund ihrer Langlebigkeit und Mobilität sind PFAS mittlerweile selbst in den entlegensten Gebieten der Erde anzutreffen, beispielsweise in den Polregionen oder der Tiefsee. Die Chemikalien sind weltweit in Fischen, Meeres- und Wildtieren nachweisbar und selbst in menschlichem Blut und Muttermilch nachgewiesen worden. Wissenschaftler schlagen deshalb Alarm und sprechen davon, das Problem sei ausser Kontrolle geraten. Unter normalen Umweltbedingungen bauen sich diese Stoffe überdies kaum oder überhaupt nicht ab.
In der Schweiz wurde laut Christiane Wermeille, Abteilungsleiterin Abfall und Rohstoffe beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), in etwa der Hälfte der in der Schweiz untersuchten unterirdischen Wasserleitungen Spuren von PFAS gefunden, oft in sehr geringen Mengen. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ist die Qualität des Trinkwassers in der Schweiz grundsätzlich gut. In einer Analyse der Kantone von 2023 waren demnach in über der Hälfte der Trinkwasserproben (54 %) keine PFAS vorhanden. Von den Proben, in denen PFAS nachgewiesen wurden, überschritt keine die in der Schweiz gültigen Höchstwerte. Allerdings werden die Trinkwasser-Höchstwerte für PFAS derzeit überarbeitet, in Anlehnung an die Vorgaben in der EU. Die neuen Werte treten voraussichtlich 2026 in Kraft.
Die Entfernung von PFAS aus der Umwelt ist so gut wie unmöglich. Gewässer und Böden mit extrem hoher Belastung können zwar unter hohem Aufwand saniert werden, wobei Aktivkohle zum Einsatz kommt, die PFAS absorbiert. Auch damit kann aber nie die gesamte Menge an PFAS entfernt werden. Aus diesem Grund muss das Problem bei der Emission von PFAS in die Umwelt – vornehmlich über Abwässer aus der Industrie und PFAS-haltige Konsumgüter – angegangen werden.
Da PFAS die unterschiedlichsten Zwecke erfüllen, ist es nicht einfach, für alle Anwendungen Alternativen zu finden. Die Suche nach alternativen Substanzen ist bereits seit einigen Jahren im Gang. Für einige Konsumprodukte wie Kleider, Skiwachs, Backpapier oder Lebensmittelverpackungen gibt es bereits gute Alternativen. Anders sieht es in der Industrie aus. Bei Ölbohrungen etwa werden PFAS als Schmiermittel verwendet. Auch in der Halbleiter-Fertigung werden nach wie vor PFAS verwendet. Dies ist freilich weniger problematisch, da die Toxine kaum in die Umwelt gelangen und fachgerecht entsorgt werden können.
Bisher sind in der EU lediglich 12 PFAS reguliert, darunter die besonders stabilen langkettigen Säuren PFOS und PFOA. Diese sind wissenschaftlich besser untersucht und ihre Toxizität ist nachgewiesen. Der grösste Teil der PFAS ist hingegen noch kaum dahingehend erforscht und ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind weniger gut bekannt.
Seit 2023 gelten in der EU PFAS-Höchstwerte für Nahrungsmittel; für Trinkwasser gibt es schon länger Höchstwerte, die 2020 weiter gesenkt wurden. Eine weitere Senkung wird derzeit diskutiert. Die Schweiz folgt insgesamt weitgehend den Vorgaben der EU. Seit Februar 2024 gelten auch hierzulande Grenzwerte für mehrere PFAS in Fleisch, Fisch und Eiern. Es gibt weitere Grenzwerte für mehrere PFAS im Trinkwasser und ein Verbot von Fluorwachs im professionellen Skisport.
Einige Länder sind bereits weiter: In Dänemark sind seit 2020 mit PFAS beschichtete Lebensmittelpapiere und -kartons verboten. Frankreich hat im Februar 2025 beschlossen, PFAS in mehreren Alltagsgegenständen zu verbieten. Kleidung, Schuhe und Kosmetika, die PFAS enthalten, dürfen voraussichtlich ab 1. Januar 2026 nicht mehr produziert, ein- und ausgeführt und auch nicht mehr verkauft werden. Dasselbe gilt für Wachse wie Skiwachs, die PFAS enthalten. Nur bestimmte «essenzielle» Produkte sind vom Verbot ausgenommen, etwa die Arbeitskleidung von Feuerwehrleuten.
Ein umfassendes Verbot von PFAS fordern derzeit fünf EU-Länder. Stoffe, für die es bereits PFAS-freie Alternativen gibt, sollen innerhalb von anderthalb Jahren nach Inkrafttreten verboten werden, für andere, die schwieriger zu ersetzen sind, sollen längere Übergangsfristen gelten. Im Sinne des Vorsorgeprinzips sollten PFAS nur noch dort verwendet werden, wo ihr Einsatz für die Gesellschaft unverzichtbar ist. (dhr)
Frankreich hat im April 24 ein PFAS Verbot beschlossen. Aber wir werden sicher wieder Mal beobachten...