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Was du über die Afrikanische Schweinepest (ASP) wissen musst

ARCHIV - 30.05.2021, Niedersachsen, Neuhaus Im Solling: Kleine H
Die Afrikanische Schweinepest ist bereits in den Nachbarländern der Schweiz angekommen. Bild: keystone

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich aus – das musst du über die Tierseuche wissen

04.04.2025, 17:2904.04.2025, 17:29
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Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Europa weiter aus: In den vergangenen zwei Wochen meldeten Moldawien und Rumänien neue Ausbrüche der Seuche. Zugleich steigt die Zahl der bei Wildschweinen festgestellten ASP-Fälle weiter an. Sechzehn Länder haben mindestens einen Fall bestätigt. Stark betroffen sind unter anderem besonders unsere Nachbarländer Deutschland und Italien. In absehbarer Zeit dürfte die Seuche auch die Schweiz erreichen.

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Afrikanischen Schweinepest findest du in dieser Übersicht.

Was ist die Afrikanische Schweinepest?

Die Schweinepest hat nichts mit der Schweinegrippe zu tun. Diese wird vom Influenzavirus A/H1N1 verursacht, das auch Menschen infizieren kann. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist dagegen eine schwere, hochansteckende und unheilbare Viruserkrankung, die ausschliesslich Haus- und Wildschweine befällt. Sie endet bei diesen meist tödlich: 95 Prozent der erkrankten Tiere sterben innerhalb weniger Tage. Für andere Tiere und den Menschen ist die Seuche indes nicht gefährlich. Auch beim Verzehr von kontaminiertem Fleisch besteht keine Ansteckungsgefahr für den Menschen.

Die ursprünglich in Afrika beheimatete Tierseuche wurde 2007 durch ein Transportschiff in Georgien eingeschleppt und verbreitete sich darauf in die Ukraine, nach Belarus und Russland. 2014 erreichte sie die östlichen Mitgliedsstaaten der EU und verbreitete sich 2020 weiter nach Deutschland. Bisher ist es in keinem der betroffenen Länder gelungen, das Virus nach der Einschleppung in die Wildschweinpopulation wieder auszurotten.

Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Europa, Stand 13.03.2025
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/karten-zur-afrikanischen-schweinepest/
Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Europa, Stand 13. März 2025.Karte: Friedrich-Loeffler-Institut

Welche Symptome treten auf?

Verlauf und Symptome der ASP ähneln stark jenen der Klassischen Schweinepest (KSP). Je nach Verlaufsform treten gemäss dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) unterschiedliche Symptome auf:

  • Akuter Verlauf: hohes Fieber, plötzliche Todesfälle, Blauverfärbung (Cyanose) der Ohrspitzen und Extremitäten, Blutungen auf der Haut.
  • Chronischer Verlauf: unspezifische klinische Symptome wie Fieber, Kümmern, Durchfall, Aborte, schlechte Mastleistung, Hautrötungen und Blutungen, gehäufte Infektionen mit Tierverlusten im Bestand.

Bei diesen Symptomen muss sofort der Bestandestierarzt benachrichtigt werden, damit ein Seuchenverdacht abgeklärt werden kann.

An Afrikanischer Schweinepest eingegangene Schweine im Süden Russlands.
Diese Schweine im Süden Russlands starben an der Afrikanischen Schweinepest. Der Tod tritt bei der perakuten Form in der Regel innerhalb von 48 Stunden nach der Infektion ein. Bild: Shutterstock

Wie unterscheidet sich die ASP von der Klassischen Schweinepest (KSP)?

Beide Tierseuchen befallen Haus- und Wildschweine und sind unheilbar, können aber nicht auf andere Tierarten oder den Menschen übertragen werden. Obwohl sich die Symptome der beiden Viruserkrankungen stark ähneln, sind die Erreger der KSP und der ASP nicht näher miteinander verwandt. Die ASP ist deutlich weniger ansteckend als die KSP. Beide Tierseuchen sind anzeigepflichtig; im Seuchenfall muss der gesamte Tierbestand getötet und unschädlich beseitigt werden.

Afrikanische Schweinepest
Die Afrikanische Schweinepest ist seit 2020 in Deutschland nachgewiesen. Bild: Shutterstock

Wie wird das Virus übertragen?

In den afrikanischen Ursprungsländern übertragen Lederzecken (Ornithodorus moubata) das Virus der ASP. Der Erreger bleibt ausserordentlich lange ansteckungsfähig und kann in der Umwelt lange überleben; in einem Kadaver etwa über mehrere Monate. Bereits geringe Virusmengen reichen für eine Ansteckung. Wenn der Erreger sich im Blutkreislauf befindet, wird er über Harn, Speichel, Kot, Augen- und Nasensekret bis zum Tod des Tieres ausgeschieden. Selbst grosse Tierbestände können daher innerhalb einer Woche vollständig infiziert sein.

Das Virus kann durch direkten Kontakt mit einem erkrankten Tier, aber auch durch Kontakt mit virushaltigem Schweinefleisch (z. B. achtlos entsorgte virushaltige Essensreste) oder mit kontaminierten Gegenständen (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge usw.) übertragen werden.

Wege der Übertragung ASF-Virus, des Erregers der Afrikanischen Schweinepest (ASP).
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=96028224
Übertragungswege des ASP-Virus.Grafik: Wikimedia/Sciencia58

Bei Wildschweinen kann es auch zur Übertragung des Erregers von Kadavern oder Körperflüssigkeiten infizierter Tiere auf gesunde Schweine kommen. Die Ausbreitung über Wildschweine erfolgt allerdings eher langsam und über kurze Distanzen. Wenn der Erreger über weite Distanzen verschleppt wird, geschieht dies meistens durch menschliche Aktivitäten.

Gibt es einen Impfstoff gegen die ASP?

Derzeit existiert kein Impfstoff gegen die Krankheit, im Gegensatz zur Klassischen Schweinepest. Versuche haben gezeigt, dass geimpfte Tiere beinahe keine Antikörper im Blut aufweisen. Sie erkranken daher bei erneuter Infektion wieder.

Darstellung des Erregers der Afrikanischen Schweinepest (ASP).
Darstellung des Erregers der Afrikanischen Schweinepest. Bild: Shutterstock

Wie sieht die Lage in der Schweiz aus?

Bisher gab es in der Schweiz noch keine Fälle der Afrikanischen Schweinepest. Das Risiko, dass der Erreger auch in die Schweiz eingeschleppt wird, ist freilich hoch. Wie Martin Reist, Leiter der Abteilung Tiergesundheit und Tierschutz des BLV, gegenüber SRF erklärt, stellt die Seuche eine reale Bedrohung für die Schweiz dar. Neben der Gefahr, dass infizierte Wildschweine etwa aus Italien den Erreger einschleppen könnten, sei auch der Mensch ein Risikofaktor: «Ein im Ausland gekauftes, achtlos weggeworfenes Sandwich könnte ein Schwein anstecken.»

Um die Verschleppung des Erregers in die Schweiz zu verhindern, ist die Einfuhr von lebenden Schweinen, Schweinesperma, -eizellen und -embryonen sowie von frischem Schweinefleisch und Schweinefleischerzeugnissen aus bestimmten Regionen in Estland, Lettland, Litauen und Polen sowie aus Sardinien verboten.

KEYPIX - Zivilschuetzer beim Transport eines Wildschwein-Kadavers an der Seuchenuebung �PSANOS� des Kantones Graubuenden zur Afrikanischen Schweinepest, am Donnerstag, 3. April in Grono. Der bisher no ...
Im Misox im Kanton Graubünden fand Anfang April eine Seuchenübung für den Ernstfall statt. Es ging darum, einen verdächtigen und möglicherweise infizierten Kadaver rasch zu finden, zu untersuchen und sicher zu beseitigen.Bild: keystone

Worauf sollte man achten?

Das BLV empfiehlt Privatpersonen dringend, auf das Mitbringen von Schweinefleischprodukten zu verzichten, wenn sie aus betroffenen Gebieten in die Schweiz zurückkehren. Zudem sollten Speisereste grundsätzlich nur in geschlossenen Müllbehältern entsorgt werden.

Jäger sollten grösste Sorgfalt im Kontakt mit Jagdhunden walten lassen sowie Kleidung und Werkzeuge regelmässig wechseln. Bei einem möglichen Kontakt mit dem Virus sollten Kleidungsstücke bei mindestens 70 °C gewaschen werden.

ARCHIV - 07.11.2016, Baden-W
Wildschweine könnten das Virus in die Schweiz einschleppen. Bild: keystone

Für alle, die Tiere halten, betreuen oder behandeln, besteht eine Meldepflicht. Verdachtsfälle müssen sofort dem Bestandestierarzt gemeldet werden. Für Tierhalter hat das BLV Merkblätter mit wichtigen Informationen erstellt, die hier heruntergeladen werden können:

(dhr)

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Deutsche Schweine sind unerwünscht!
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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realkontrol.com
04.04.2025 18:00registriert April 2022
Womit das Aussterben des Mettigels nur noch eine Frage der Zeit ist. Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass das Schweinepest-Virus nicht doch mutiert und auf den Menschen überspringt. So einen elenden Schweine-Tod will man nicht sterben.
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