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HIV-Heilmittel: Aids-Erreger vollständig aus Erbgut von Mäusen entfernt

Erster Schritt zum HIV-Heilmittel: Aids-Erreger vollständig aus Erbgut von Mäusen entfernt

02.07.2019, 17:0002.07.2019, 17:16
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Am meisten betroffen sind Männer, die mit anderen Männern Sex haben, aber auch Personen, die sich Drogen mit einer Nadel spritzen.
quelle: epa/epa / christian bruna
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Ein HIV-Heilmittel steht auf der Wunschliste vieler Forscher, Ärzte und Patienten ganz oben. Jetzt ist es gelungen, das Virus aus dem Genom lebender Tiere zu entfernen. Ein wichtiger Schritt - aber der Weg zur möglichen Anwendung beim Menschen ist noch lang.

US-Forscher haben den Aids-Erreger HIV aus dem Erbgut lebender Tiere entfernt. Gelungen sei das mit einer Kombination moderner Medikamente und der Genschere CRISPR/Cas9, berichten sie im Fachjournal «Nature Communications».

Bei 5 von 13 behandelten Mäusen war das Virus demnach bis zu 5 Wochen nach der Behandlung nicht mehr nachweisbar. Mit der Therapie wurden somit auch jene Viren erreicht, die inaktiv im Erbgut der Körperzellen ruhen - die bisher beim Menschen eingesetzten Mittel schaffen das nicht.

Immer mehr Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch

Video: srf/SDA SRF

Lange galt eine HIV-Infektion als Todesurteil. Inzwischen lässt sich der Aids-Erreger mit antiretroviralen Medikamenten gut in Schach halten. Studien haben zudem belegt, dass HIV unter wirksamer Therapie nicht ansteckend ist. Die Mittel müssen allerdings lebenslang genommen werden und können gerade bei langer Einnahmedauer Nebenwirkungen haben.

Bisher keine Heilung

Eine Heilung von Aids ist bisher nicht möglich. Die Behandlung kann die Erregerlast bei Patienten zwar unter die Nachweisgrenze senken. Allerdings erreichen die Mittel nicht jene Viren, die inaktiv in Zellen des Körpers ruhen.

Solche Reservoire gibt es in verschiedenen Organen, etwa im Darm oder im Gehirn. Setzen Patienten ihre Arzneien ab, breitet sich das Virus wieder aus. Ziel von Forschern ist es, diese Reservoire mit neuen Verfahren anzugreifen.

Die Forscher um Kamel Khalili von der Temple University in Pennsylvania und Howard Gendelman von der University of Nebraska kombinierten zwei Ansätze. Zum einen erhielten die Mäuse ein Mittel, das die Aktivität der HI-Viren für mehrere Tage verminderte - «Laser ART» genannt. Ergänzend wurden mit der Genschere das Virenerbgut aus der DNA befallener Zellen geschnitten.

Weitere Forschung nötig

Bei wiederholter Behandlung sank das Viruslevel bei etwa einem Drittel der Tiere auf ein nicht mehr nachweisbares Niveau. In Mäusen, die jeweils mit nur einer der Methoden behandelt wurden, blieb das Virus hingegen weiter vorhanden. «Diese Studie markiert einen wichtigen Schritt hin zur Entwicklung eines möglichen Heilmittels für die HIV-Infektion beim Menschen», hiess es von der Temple University.

Die Ergebnisse der Kombi-Therapie seien vielversprechend, es brauche allerdings noch weitere Forschung. «Wir haben jetzt einen klaren Pfad zu Versuchen an Affen und möglicherweise klinischen Studien bei Menschen binnen eines Jahres», so Khalili.

Es handle sich um eine «sehr wichtige Studie», sagte Ruth Brack-Werner, Virologin am Helmholtz-Zentrum in München, die nicht an der Studie beteiligt war. Im Hinblick auf die Entwicklung eines Heilmittels für Menschen mahnte sie zur Geduld. «Es ist ein Schritt, aber wir sind noch lange nicht da.»

Die Zahl der untersuchten Mäuse sei sehr gering. Zunächst müsse die Effizienz des Ansatzes verbessert werden, anschliessend seien Tests an weiteren Tierarten nötig. «Indirekt ist es ein Hoffnungsschimmer, direkt anwendbar am Menschen ist es aber noch nicht, da muss noch viel Entwicklungsarbeit geleistet werden.»

37 Millionen Infizierte

Weltweit leben gemäss Schätzung des gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS UNAIDS rund 37 Millionen Menschen mit HIV oder Aids. Zunehmend genutzt wird die Möglichkeit, sich als gesunder Mensch mit Medikamenten vor einer HIV-Infektion zu schützen.

Vor allem schwule Männer verwenden die HIV-Prophylaxe «PrEP» (Prä-Expositions-Prophylaxe). Experten hoffen darauf, dass sich dadurch die Zahl der Neuansteckungen deutlich vermindert. (aeg/sda/dpa)

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