
Hier betrieben die Nazis eine Vernichtungsmaschinerie.Screenshot: YouTube
Für den Besuch der Holocaust-Gedenkstätte in Polen gelten strenge Verhaltensregeln. Doch gegen einen privaten Glacé-Stand scheint die Museumsleitung bislang machtlos.
09.05.2023, 06:0409.05.2023, 06:04
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Ein privat betriebener Kiosk nahe der Gedenkstätte Auschwitz sorgt in Polen für Empörung. An dem Stand werden Glacés und Waffeln verkauft, auch ein mobiles WC-Häuschen wurde aufgestellt – und das in Sichtweite des Haupttores des Nazi-Vernichtungslagers mit den berüchtigten Bahngleisen.
In Auschwitz ermordeten die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges mehr als 1,1 Millionen vor allem jüdische Menschen.

Besucher seien empört über den Kiosk, der in der Nähe des «Tor des Todes» stehe, schreibt eine Regionalzeitung.Screenshot: Twitter
«Das ist nicht nur eine Geschmacklosigkeit, sondern auch ein Zeichen von mangelndem Respekt an einem besonderen historischen Ort», sagte der Sprecher der Gedenkstätte, Bartosz Bartyzel, der Nachrichtenagentur PAP.
«Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden sich um dieses peinliche Problem kümmern», so Bartyzel weiter. Das aber scheint nicht so einfach.
Auf Privatgelände
Das Gelände rund um die Gedenkstätte untersteht zwar der Museumsleitung, der Kiosk steht aber ausserhalb dieser Zone auf einem Privatgrundstück etwa 250 Meter von der Anlage entfernt.
«Der Besitzer des Grundstücks und der Betreiber des Kiosks haben einen Vertrag abgeschlossen», zitiert PAP den Sprecher der Stadtverwaltung von Oświęcim, Andrzej Skrzypiński. «Wir prüfen jetzt aber, ob der Kiosk überhaupt an dieser Stelle betrieben werden darf. Der örtliche Bebauungsplan bedarf nämlich der Zustimmung des Provinzgouverneurs»
Auch in den angrenzenden Orten Oświęcim und Brzezinka sorgt der Glacéstand offenbar für Unmut: Auschwitz sei schliesslich «der grösste Friedhof der Welt», zitiert die Zeitung «Gazeta Krakowska» einen Anwohner; der Kiosk sei eine Respektlosigkeit gegenüber den Toten.
In der Gedenkstätte selbst sind das Essen und Telefonieren untersagt, die Besucher sind aufgefordert, sich «angemessen und respektvoll» zu verhalten. Dennoch muss die Museumsleitung immer wieder Gäste ermahnen, die beispielsweise auf den Bahngleisen balancieren oder fröhliche Selfies vor den Krematorien aufnehmen.
«Inside Auschwitz» (WDR) ist eine eindrückliche 360-Grad-Dokumentation über das Vernichtungslager:
Das Ende des Zweiten Weltkriegs
Der 8. Mai 1945 markiert die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht und damit das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Er ist als Gedenktag in die Geschichte eingegangen und wird als Tag der Befreiung bezeichnet – denn mit ihm endete auch die zwölf Jahre andauernde Herrschaft der Nationalsozialisten.
Schon am 7. Mai unterzeichnete die deutsche Wehrmacht im französischen Reims bedingungslos den Kapitulationsvertrag: Alle Streitkräfte mussten bis zum 8. Mai, 23.01 Uhr, ihre Kampfhandlungen einstellen. Deshalb stellt dieser Tag, der 1945 auf einen Dienstag fiel, für viele das tatsächliche Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa dar.
Russland begeht seinen «Tag des Sieges» einen Tag später: Weil der damalige Ministerpräsident der Sowjetunion, Josef Stalin, die Vereinbarung von Reims nicht genehmigt hatte, kam es in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 zu einer weiteren Unterzeichnung in Berlin-Karlshorst. Bei Inkraftsetzung der Kapitulation war es in der sowjetischen Hauptstadt Moskau bereits nach Mitternacht. Deshalb avancierte dort der 9. Mai zum «Tag des Sieges».
Quellen
(t-online/dsc)
Treffen der Schreibtischmörder: Die Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz 1942
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Treffen der Schreibtischmörder: Die Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz 1942
Die Villa in Berlin, in der die Wannsee-Konferenz stattfand. Am 20. Januar 1942 trafen sich hier 15 NS-Vertreter, um die «Endlösung der Judenfrage» zu planen. Kaum einer von ihnen wurde deswegen zur Rechenschaft gezogen. Heute ist das Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte.
quelle: dpa dpa-zentralbild / z5466/_britta pedersen
Agnes Hirschi hatte Glück und überlebte den Holocaust – dank Carl Lutz
Video: watson
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Und wie weit müssen Kiosks in der Schweiz von Friedhöfen entfernt sein?
Ich finde das Theater ziemlich kleinlich, da der Kiosk ja ausserhalb auf einem privaten Gelände steht. Es gibt dort sicher auch Leute, die einfach Durst haben ;-)
Da geht man durchs Museum, sieht Kinderzeichnungen, Berge von Schuhe, Dokumente usw.
Man fühlt den Schmerz und dann steht da, am Ende der Führung einfach eine kleines Café und Besucher sitzen an den Tischen, trinken Kaffee und essen Kuchen.
Werde bis heute dieses Gefühl nicht vergessen, wie fassungslos ich war, als ich vor dieser Szene stand.
Von den ganzen Selfies und „ich war hier“ Kritzeleien an den Wänden will ich erst gar nicht anfangen.
Andererseits bin ich weit in Polen rum gekommen und habe die diversen Schichten der Gesellschaft im Alltag gesehen.
In Polen wird dir nichts geschenkt und so ein Kiosk sehe ich als nicht zu Ende gedachte Möglichkeit, sich zu finanzieren.
Ein Dilemma.