Kiosk vor der Gedenkstätte des KZ Auschwitz sorgt für Ärger
Ein privat betriebener Kiosk nahe der Gedenkstätte Auschwitz sorgt in Polen für Empörung. An dem Stand werden Glacés und Waffeln verkauft, auch ein mobiles WC-Häuschen wurde aufgestellt – und das in Sichtweite des Haupttores des Nazi-Vernichtungslagers mit den berüchtigten Bahngleisen.
In Auschwitz ermordeten die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges mehr als 1,1 Millionen vor allem jüdische Menschen.
«Das ist nicht nur eine Geschmacklosigkeit, sondern auch ein Zeichen von mangelndem Respekt an einem besonderen historischen Ort», sagte der Sprecher der Gedenkstätte, Bartosz Bartyzel, der Nachrichtenagentur PAP.
«Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden sich um dieses peinliche Problem kümmern», so Bartyzel weiter. Das aber scheint nicht so einfach.
Auf Privatgelände
Das Gelände rund um die Gedenkstätte untersteht zwar der Museumsleitung, der Kiosk steht aber ausserhalb dieser Zone auf einem Privatgrundstück etwa 250 Meter von der Anlage entfernt.
«Der Besitzer des Grundstücks und der Betreiber des Kiosks haben einen Vertrag abgeschlossen», zitiert PAP den Sprecher der Stadtverwaltung von Oświęcim, Andrzej Skrzypiński. «Wir prüfen jetzt aber, ob der Kiosk überhaupt an dieser Stelle betrieben werden darf. Der örtliche Bebauungsplan bedarf nämlich der Zustimmung des Provinzgouverneurs»
Auch in den angrenzenden Orten Oświęcim und Brzezinka sorgt der Glacéstand offenbar für Unmut: Auschwitz sei schliesslich «der grösste Friedhof der Welt», zitiert die Zeitung «Gazeta Krakowska» einen Anwohner; der Kiosk sei eine Respektlosigkeit gegenüber den Toten.
In der Gedenkstätte selbst sind das Essen und Telefonieren untersagt, die Besucher sind aufgefordert, sich «angemessen und respektvoll» zu verhalten. Dennoch muss die Museumsleitung immer wieder Gäste ermahnen, die beispielsweise auf den Bahngleisen balancieren oder fröhliche Selfies vor den Krematorien aufnehmen.
«Inside Auschwitz» (WDR) ist eine eindrückliche 360-Grad-Dokumentation über das Vernichtungslager:
Schon am 7. Mai unterzeichnete die deutsche Wehrmacht im französischen Reims bedingungslos den Kapitulationsvertrag: Alle Streitkräfte mussten bis zum 8. Mai, 23.01 Uhr, ihre Kampfhandlungen einstellen. Deshalb stellt dieser Tag, der 1945 auf einen Dienstag fiel, für viele das tatsächliche Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa dar.
Russland begeht seinen «Tag des Sieges» einen Tag später: Weil der damalige Ministerpräsident der Sowjetunion, Josef Stalin, die Vereinbarung von Reims nicht genehmigt hatte, kam es in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 zu einer weiteren Unterzeichnung in Berlin-Karlshorst. Bei Inkraftsetzung der Kapitulation war es in der sowjetischen Hauptstadt Moskau bereits nach Mitternacht. Deshalb avancierte dort der 9. Mai zum «Tag des Sieges».
Quellen
- notesfrompoland.com: Ice cream stand near Auschwitz concentration camp causes controversy
- theauschwitztours.com: Auschwitz Museum: eine Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust
- t-online.de: Was der 8. Mai für Deutschland bedeutet
- wikipedia.org: KZ Auschwitz
(t-online/dsc)