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Recyclen von Plastik: So machst du es richtig

Gut gemeint, trotzdem falsch: So rezyklierst du Plastikabfall richtig

30.06.2024, 19:3130.06.2024, 19:31
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Das Beste gleich zu Beginn: In Sachen Plastikrecycling tut sich in der Schweiz was. Es wird zwar noch ein paar Monate dauern, aber es bahnt sich eine nationale Lösung an, welche von Migros, Coop, Lidl, Aldi und diversen anderen Grossverteilern unterstützt wird.

Bis es so weit ist, bleibt das Verhältnis der Schweiz zum Plastikrecycling kompliziert und uneinheitlich. Je nach Wohngemeinde existieren behördliche oder private Angebote. Beliebt sind Spezialsäcke, welche beim örtlichen Recyclinghof abgegeben werden können – oder gar abgeholt werden. Diese Angebote sind grossmehrheitlich kostenpflichtig und leider noch nicht überall verfügbar. Doch das Angebot wächst. Hier eine unvollständige Liste, wie du Plastik einfach rezyklieren kannst:

Trotz der mittlerweilen zahlreichen Angebote entsorgen viele Schweizerinnen und Schweizer Plasikabfälle beim Grossverteiler. Dort – bei Migros, Coop, Aldi und Co. – können neben PET-Flaschen häufig auch PE-Plastikflaschen entsorgt werden.

Für viele Konsumenten bleibt allerdings rätselhaft, was wirklich in diese Tonne gehört. Leider ist es nicht ganz so einfach.

Wirklich NUR Flaschen in die Plastiktonne

Diese Flasche gehört in die Plastikflaschentonne.
Diese Flasche gehört in die Plastikflaschentonne.bild: watson

Die bei den Detailhändlern aufgestellten Tonnen für Plastikflaschen sind NUR FÜR FLASCHEN (Waschmittel, Shampoo usw.). Das heisst: Behälter, welche sich mit einem Deckel wieder verschliessen lassen.

WICHTIG! Joghurtbecher, Guetzliverpackungen oder Früchteschalen gehören NICHT hier hinein – auch wenn dies mit einem entsprechenden Piktogramm auf der Verpackung suggeriert wird (dazu später mehr). Wer es trotzdem tut, erschwert und verteuert den Rezyklierprozess. Denn: Es sind zusätzliche Sortier- und Reinigungsarbeiten nötig.

Wirklich auch nur Flaschen ins PET

Dasselbe gilt auch für PET! Diverse Verpackungen sind heute mit PET gekennzeichnet – oder mit dem entsprechenden Dreiecksymbol und der Ziffer 1.

Doch auch hier gilt: Falls es sich dabei nicht um eine Flasche handelt, NICHT IN DIE PET-TONNE WERFEN!

Viele dieser Verpackungen bestehen zwar zu grossen Teilen aus PET, sind aber auch mit anderen Kunststoffen versetzt. Das Rezyklieren solcher mehrlagigen Kunststoffe ist heute in den meisten Fällen noch nicht möglich. Hier muss die Industrie handeln und diese Verpackungen ebenfalls rezyklierbar machen.

Verunreinigtes PET erschwert den Rezyklierprozess.
Verunreinigtes PET erschwert den Rezyklierprozess.bild: shutterstock

Das Dreieck-Zeichen mit den Pfeilen bedeutet nicht automatisch «rezyklierbar»

Für Verwirrung sorgt immer wieder dieses Zeichen:

Bedeutet nicht automatisch, dass man das Produkt rezyklieren kann: Zeichen für verschiedene Kunststoffe.
Bedeutet nicht automatisch, dass man das Produkt rezyklieren kann: Zeichen für verschiedene Kunststoffe. bild: shutterstock

Oft sieht es auch so aus:

Bild
bild: watson.ch

Obwohl es das suggeriert: Dieses Zeichen bedeutet nicht, dass das Material in die Recyclingtonne geworfen werden kann. Es handelt sich dabei lediglich um einen Industriestandard mit einer Zahl des mehrheitlich verwendeten Kunststoffs.

Im Zweifelsfall in den Kehricht

Tatsächlich rät Swiss Recycle, Plastik im Zweifelsfall derzeit noch im normalen Kehricht zu entsorgen: «Wenn Sie unsicher sind, in welche Sammlung der Kunststoff gehört, ist der Hauskehricht immer die beste Lösung», heisst es auf der Homepage.

Was viele nicht wissen: Auch bei Kunststoff-Recycling-Angeboten landen bis zu 50 Prozent des Plastiks in der Verbrennungsanlage – zur «thermischen Verwendung». So wird die Verbrennung und die Nutzung der dabei entstehenden Wärme etwas geschönt genannt.

Vorsicht bei der Milch!

Viele PE-Plastikflaschen-Tonnen sind noch mit einem Milchflaschen-Piktogramm versehen. Das ist überholt. Einige Milchhersteller haben bereits auf PET-Flaschen umgestellt. Diese sind mit dem blau-gelben Pet-Recycling-Zeichen markiert und gehören wie die klassischen 5-dl-Süssgetränk-Fläschli ins PET-Recycling.

Leider ist auch PET nicht einfach nur PET

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: Dass PET-Flaschen in der PE-Tonne entsorgt werden müssen. Und das sind: Flaschen für Essig, Öl und Salatsaucen. Sie müssen in die PE-Tonne geworfen werden. Reste von Öl und Essig sorgen für Komplikationen beim Waschprozess und haben deshalb nichts in der PET-Sammlung zu suchen.

Dieses Gerät deckt Recycling-Lüge auf

Video: srf/Roberto Krone
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96 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ziasper
30.06.2024 20:31registriert September 2017
Fazit: Um richtig rezyclen zu können braucht es mindestens zwei Doktortitel.
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Chnebeler
30.06.2024 19:59registriert Dezember 2016
Plastik sollte obligatorisch von allen Verkaufsstellen kostenlos zurück genommen werden, dann würde sich die Plastikquote bei Verpackungen sofort drastisch reduzieren.
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neoliberaler Raubtierkapitalist
30.06.2024 20:14registriert Februar 2018
Ich bin verwirrt. Können Coop und Migros nicht einfach auf die Produkte schreiben, ob sie die Verpackung zurücknehmen oder nicht? Etwas als PET anschreiben, Sammelstellen aufstellen und dann jammern, wenn es verwendet wird, finde ich schwach.
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