Die Bedingungen für September und Oktober lassen sich noch nicht festmachen. Die bisherige Saison war jedoch schon vielversprechend. «Das nasse Wetter im Juli hat dazu geführt, dass, insbesondere in den Bergen, das Pilzvorkommen sehr hoch war», erklärt Marionna Schlatter, Mediensprecherin der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz (Vapko). Vor allem Speisepilze wie Steinpilze oder Eierschwämme waren reichlich zu finden. Die neue Hitzewelle habe dieses reichhaltige Wachstum nun jedoch etwas gebremst.
Einer der häufigsten Fehler, die Pilzsammlerinnen und -sammler begehen, ist, dass sie sich nicht nach den Öffnungszeiten der Kontrollstellen richten, erklärt Schlatter. «Wenn man dann am Abend beim Pilzrüsten sich plötzlich nicht mehr so sicher ist und die Pilze wegwirft, ist das natürlich schade. Darum empfehle ich: Immer vorher informieren, wo die Pilze kontrolliert werden können.»
Das Pilzsammeln ist in der Schweiz geregelt. In vielen Kantonen gibt es beispielsweise ein Maximalgewicht, das du sammeln darfst. Häufig sind dies zwei Kilogramm, manchmal aber auch mehr oder weniger. Und nicht überall darfst du an allen Tagen oder zu jeder Uhrzeit sammeln. Im Kanton Freiburg ist das Sammeln beispielsweise von 20 bis 7 Uhr verboten, in den Kantonen Graubünden, Glarus und Zürich wiederum immer vom 1. bis zum 10. des Monats. Teilweise ist es auch verboten, in Gruppen zu sammeln.
Grundsätzlich gibt es überall Pilze. Speisepilze sind vor allem im Wald zu finden. Besonders gerne tummeln sie sich etwa bei Buchen, Fichten oder Eichen. Nicht nur in den Bergen, auch im Flachland wachsen viele Pilze.
Deine Funde solltest du nicht einfach abschneiden, sondern drehend aus der Erde ziehen, damit die Stielbasis dran bleibt, die zur Bestimmung der Art wichtig sein kann. Lege sie anschliessend beispielsweise in einen Korb, damit sie gut durchlüftet sind. Packe sie auf keinen Fall in eine Plastiktasche, da sie sonst giftig werden können.
Angefressene, zu alte, aber auch zu junge Pilze sollte man stehen lassen. Sie tragen noch immer zum Ökosystem bei, können aber für dich giftig sein. Auch diesen Fehler machen viele beim Pilzsammeln: Sie sammeln zu alte Pilze, die schon faulige oder schimmlige Stellen haben, erklärt Schlatter. «Die Reife eines Pilzfruchtkörpers zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Auch diesbezüglich können Pilzkontrolleurinnen und -kontrolleure beraten.»
Im vergangenen Jahr kam etwa der Grüne Knollenblätterpilz in der Deutschschweiz auffällig oft vor, weshalb es entsprechend viele Vergiftungsfälle gab. Teilweise wogen die schwer, wie es in einem Newsletter der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane heisst.
«Es kommt immer wieder vor, dass giftige Pilze in den Körben der Sammelnden landen. Oft sind sie atypisch gewachsen, zum Beispiel sehr klein oder ungewöhnlich gefärbt», erklärt Schlatter. Da Standort und Umwelt das Pilzwachstum beeinflussen, brauche es viel Erfahrung, Pilze sicher zu erkennen.
Auch geübten Sammlerinnen und Sammlern passieren Fehler. Das weiss auch Schlatter: «Erschreckt hat mich persönlich eine ältere Frau, die regelmässig Pilze sammelt und gut kennt. Sie hatte in ihren sorgfältig geputzten Hüten von Frauentäublingen einen Hut eines Grünen Knollenblätterpilzes. Dieser Pilz ist tödlich giftig, und es reicht bereits 1 Exemplar für eine erwachsene Person.»
Damit du sicher gehen kannst, dass deine Pilze auch geniessbar sind, solltest du sie zwingend kontrollieren lassen. Viele Gemeinden und Regionen haben Pilzkontrolleure, die jedes Jahr Vergiftungen verhindern, weil ungeniessbare Pilze in die Ernte geraten sind.
Besonders heimtückisch kann das Sammeln von Champignons sein. «Es ist nicht nur so, dass sie mit weissen, tödlich giftigen Knollenblätterpilzarten verwechselt werden können, sondern eben auch mit giftigen Champignons», erklärt Schlatter.
Auch mit dem Steinpilz gebe es häufig Verwechslungen. «Es gibt oft noch immer die Ansicht, dass es keine giftigen Röhrlinge gibt, dem ist nicht so. Gerade beispielsweise der Wurzelnde Bitterröhrling kann für Laien schwierig zu unterscheiden sein und verursacht eine starke Magen-Darm-Reaktion.»
Rund 30'000 Kontrollen werden jedes Jahr durchgeführt und dabei rund 30 Tonnen Pilze kontrolliert. Vor der Kontrolle solltest du die gesammelten Exemplare vom gröbsten Schmutz befreien.
Wo die nächste Pilzkontrollstelle ist, kannst du einfach auf der Internetseite der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane nachschauen.
Grundsätzlich empfehlen Expertinnen und Experten, Pilze immer zu kochen und nicht roh zu essen. Morcheln beispielsweise können beim Rohverzehr zu Schwindel, Sehstörungen und Motorikstörungen führen. Auch getrocknete Morcheln können Erbrechen und Durchfall auslösen, wenn sie nicht ausreichend gekocht wurden. Die Symptome verschwinden zwar innerhalb von 24 Stunden wieder, trotzdem sollten Morcheln mindestens 20 Minuten gekocht werden.
Auch andere Pilze müssen auf eine bestimmte Art zubereitet werden, damit sie nicht giftig sind. Etwa der Hallimasch, der vor dem Kochen erst abgebrüht werden muss. Dieses Kochwasser muss anschliessend weggeschüttet werden.
Was passiert, wenn man diesen Schritten zu wenig Aufmerksamkeit widmet, zeigt ein Fall aus Zürich im Herbst 2023. Im Rahmen eines Workshops wurden dabei Pilze gesammelt und anschliessend gekocht. Die Hallimasche wurden aber offenbar nicht ausreichend lange gegart, zwei Personen mussten zur Sicherheit ins Spital, weitere Teilnehmende klagten über Bauchschmerzen und Übelkeit, wie der Tages-Anzeiger damals berichtete.