Die Spannung steigt. Läuft alles nach Plan, setzt der Mars-Rover «Perseverance» (Beharrlichkeit) am 18. Februar um 21.50 Uhr Schweizer Zeit auf der Oberfläche des roten Planeten auf – dies nach einer gut sechsmonatigen Reise von mehr als 470 Millionen Kilometern.
Das Landegebiet liegt im Jezero-Krater, der einst mit Wasser gefüllt war. «Das Ziel der Mission ist zu beweisen, dass auf dem Mars einst Leben existiert hat», sagt Nicolas Thomas, Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Bern, zu watson.
An Bord hat das rund 1000 Kilogramm schwere und drei Meter lange Gefährt unter anderem sieben wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras und einen Helikopter.
Die Roboter versuchen bis 30 Bodenproben entnehmen. Nachfolgende Missionen sollen diese dann zur Erde zurückbringen. Bei uns suchen dann die Wissenschaftler in Laboren nach Fossilen von Mikroben – und dem möglichen Nachweis von Leben.
Die Mission kostet total über 2,5 Milliarden US-Dollar und dauert bis ins nächste Jahrzehnt.
Es ist eine Premiere im All: An der Unterseite des Rovers befestigt ist die Helikopter-Drohne «Ingenuity», die die ersten Flüge auf dem Mars (und überhaupt auf einem anderen Himmelskörper) in der Geschichte der Raumfahrt absolvieren soll.
Auf dem Mars zu fliegen ist extrem anspruchsvoll. Denn die Atmosphäre des Nachbarplaneten ist 99 Prozent dünner als auf der Erde. Darum sind zwei extra-lange, gegenläufige Rotorblätter nötig, um das Fluggerät in der Luft zu halten.
Die Steuerung des Mini-Helikopters erfolgt durch sechs Motoren der Schweizer Firma Maxon aus Sachseln (OW), die den Anstellwinkel der Rotorblätter anpassen. «Wir haben unsere Motoren auf alle möglichen Arten getestet. Jetzt fiebern wir alle der Landung entgegen», sagt Stefan Roschi, Sprecher von Maxon, zu watson.
Ingenuity wird hochauflösende Fotos von der rostfarbenen Mars-Oberfläche knipsen. Die NASA will mit dem Drohnen-Experiment primär testen, ob die Heli-Technik funktioniert. In den nächsten Missionen könnte es weiter gehen:
«Mit den Drohnen könnte man künftig über Mars-Berge oder gar die Polarkappen fliegen. Der Radius für Missionen vergrössert sich im Vergleich zu den Rovern ungemein», sagt der Berner Weltraumforscher Nicolas Thomas weiter.
Seit über 20 Jahren ist die Schweizer Firma Maxon bei der Mars-Erkundung an vorderster Front dabei. 1997 landete die Sonde «Pathfinder» auf dem roten Planeten. Bereits damals trieben elf Präzisionsmotoren von Maxon den dazugehörigen Rover «Sojurner» an. Bei mehreren darauffolgenden Missionen standen insgesamt über 100 Maxon-Antriebe auf dem Mars im Einsatz.
Alleine bei der neuen Mission «Perseverance» sind es über zehn: «Wir sind in absolut kritischen Anwendungen involviert. Wenn etwa der Roboterarm, an dem unsere Motoren montiert sind, sich nicht bewegt oder der Greifer nicht funktioniert, dann ist die Mission ein Misserfolg», so der Maxon-Sprecher Roschi weiter.
Für das Zentralschweizer Unternehmen seien die Mars-Missionen mehr als nur Prestige. «Unsere Ingenieure können das neu erworbene Wissen etwa in der Medizinaltechnik einsetzen», sagt Roschi. Von Maxon seien über 100 Personen in die Entwicklung und den Bau der Motoren involviert gewesen.
Auch bei der Uni Bern sind schon länger viele Augen auf den Mars gerichtet. Die an der Uni Bern entwickelte Mars-Kamera «CaSSIS» beobachtet seit April 2018 in der Raumsonde ExoMars den Nachbarplaneten und liefert hochaufgelöste, farbige Bilder der Marsoberfläche. «Wir werden sicher Fotos des Landesplatzes von ‹Perseverance› machen», kündigt Nicolas Thomas von der Uni Bern an. Wenn die Landung denn klappt. 40 Prozent aller Mars-Missionen scheitern.
«Waren wir Menschen in unserem Sonnensystem immer alleine oder gab es da noch was? Diese Frage hat uns Wissenschaftler schon immer angetrieben», so Thomas weiter.
...und auf dem Mars. Masse und Gravitation sind nicht dasselbe.
Soll nicht wertend sein, ist einfach um diese Errungenschaft mal in Perspektive zu setzen.
Freu mich mega auf Donnerstag. Stream fängt gegen 20:15 (Schweiz) an.