Heuschnupfen-Geplagte werden vermutlich bereits ein Jucken in der Nase bemerkt haben, denn es ist wieder so weit: Die Pollensaison beginnt. Dieses Jahr ist der Blütenstaub hierzulande besonders früh unterwegs. Der Grund dafür liegt beim Klima.
Für Allergiker ist es ungewohnt, schon wenige Tage nach Neujahr erste Symptome ihres Heuschnupfens zu spüren – dieses Jahr dachten deshalb vermutlich viele Betroffene, sie hätten sich einfach einen Schnupfen eingefangen.
Schuld an der laufenden Nase und den geröteten Augen ist zurzeit jedoch der Hasel, der bereits blüht. Wie pollenundallergie.ch in einer Mitteilung schreibt, wurden bereits am 28. Dezember 2022 die ersten Haselpollen nördlich der Alpen entdeckt.
Dies lässt sich direkt zurückführen auf das aussergewöhnlich warme Dezemberwetter und die Warmluftfront von Westen. «Die Hasel blüht heuer rund 20–30 Tage früher als im Mittel der 30-jährigen Periode 1991–2020», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Hasel gibt sich mit relativ wenig zufrieden: Bei etwas Sonnenschein und Temperaturen über 5 Grad blüht sie.
Zur Hasel sagt Regula Gehrig, die Klima-Expertin von Meteo Schweiz: «Die Hasel blüht heute viel länger als früher. Ihre Saison beginnt häufig schon im Januar, während sie früher erst im Februar begann. Das Ende der Haselblüte hat sich indessen nicht verändert.» Das Gleiche treffe auch auf die Gräserpollen zu. Anders sei es bei den Bäumen – hier habe sich nicht die Dauer verändert, sondern der Zeitpunkt. Die Blüte beginne heute früher und sei dafür auch früher wieder vorbei.
Es gab in den letzten Jahren zwei Langzeitstudien, die die Pollenbelastung in der Schweiz untersucht haben. Das Ergebnis fasst die Expertin so zusammen: «Allgemein lässt sich sagen, dass die Pollen der Bäume in beiden Studien stark zugenommen haben. Bei den Gräserpollen ist die Entwicklung je nach Messstation unterschiedlich: Es gibt Stationen, bei denen die Belastung abgenommen hat, bei anderen Stationen hat sie zugenommen. Bei den Gräserpollen spielt die Nutzung der Umgebung der Pollenfalle eine grosse Rolle.» Wenn ein Gebiet stärker überbaut worden sei, habe die Konzentration abgenommen – und auch die landwirtschaftliche Nutzung mache einen Unterschied.
Ein Blick in die Vergangenheit hilft aber nicht unbedingt bei einer Prognose für die Zukunft. Wie Bettina Ravazzolo vom AHA Allergiezentrum Schweiz gegenüber watson erklärt: «Die Stärke der Pollenbelastung hängt immer vom Wetter ab.» Was man jedoch sicher wisse: «Die Birke – die alle zwei Jahre ein Mastjahr hat – wirft dieses Jahr voraussichtlich weniger Pollen ab.» Mastjahre bezeichnen jene Jahre, in welchen eine Pflanze besonders viele Blüten produziert – im Falle der Birke war 2022 ein solches Mastjahr.
Bisher war dieses Pollenjahr aussergewöhnlich, meint Ravazzolo: «In den höheren Lagen setzt der Pollenflug aufgrund der tieferen Temperaturen normalerweise erst später ein. Trotzdem hat beispielsweise die Messstation Davos zu Beginn des Jahres eine Pollenbelastung ausgewiesen.» Der Grund dafür: Der Wind sei so stark gewesen, dass auch Allergiker in den Bergen bereits jetzt etwas spürten.
«Bei warmem, sonnigen Wetter produzieren die Pflanzen mehr Pollen – wenn es hingegen regnet, werden diese wieder aus der Luft hinausgespült», erklärt die Allergie-Expertin.
Wer wissen möchte, wo gerade welche Pollenart fliegt, kann sich hier dazu die aktuellen Messwerte ansehen.
Bettina Ravazzolo betont die Wichtigkeit einer stetigen Symptombehandlung: «Sonst besteht die Gefahr eines Etagenwechsels. Bei Heuschnupfen handelt es sich um eine chronische Entzündung – unbehandelt kann diese bis nach unten in die Lunge wandern und dort zu allergischem Asthma führen.»
Die Symtome kann man entweder lokal mit Nasenspray, Augentropfen und Nasenspülung behandeln oder gleich mit Antihistaminika-Tabletten. Ausserdem rät die Expertin dazu, täglich die Haare zu waschen und seine Kleider ausserhalb des Schlafzimmers auszuziehen und aufzubewahren.
Eine prophylaktische Massnahme könne auch das Anbringen eines Pollenschutzgitters am Fenster oder im Freien das Tragen einer Sonnenbrille und einer chirurgischen Schutzmaske sein. (anb)