Seufzen ist gut für die Gesundheit, sagt eine Studie der ETH
Immer wieder mal kommt uns ein Seufzer aus der Brust. Sei es aus Erleichterung oder weil wir genervt sind. Forschende der ETH Zürich haben nun herausgefunden, dass tiefe Atemzüge wie ein Seufzer die Oberflächenspannung der Flüssigkeit in der Lunge verringern und so das Atmen erleichtern. Seufzen ist gesund – wie tiefe Atemzüge.
Forschende um Jan Vermant von der ETH Zürich massen bei Erwachsenen die Oberflächenspannung der Flüssigkeit auf der Lunge bei normalen sowie bei tiefen Atemzügen – wie man sie beim Seufzen macht. «Diese Spannung beeinflusst, wie nachgiebig die Lunge ist», erklärt Vermant in der ETH-Mitteilung. Je nachgiebiger die Lunge, desto weniger Widerstand beim Ein- und Ausdehnen – und desto einfacher das Atmen.
Die Oberflächenspannung nimmt nach tiefen Atemzügen deutlich ab, was wir als befreiendes Gefühl empfinden. Die physikalische Erklärung dafür besteht im dünnen Film auf der Lungenoberfläche, der aus mehreren Schichten besteht: Nicht alle diese Schichten sind gleich zart – die äusseren, jene an der Grenze zur Luft in der Lunge am härtesten.
Nur flach zu atmen, verändert die Schichtung
Atmet man dauernd nur flach, verändert sich diese Schichtung. Sie geht in einen Gleichgewichtsstand über, bei welchem die Atmung nicht gut ist. Um die ideale Schichtung wiederherzustellen, braucht es ab und zu einen tiefen Atemzug. Das ausgeprägte Strecken und Stauchen der Lungenflüssigkeit führt dazu, dass sich die Zusammensetzung der entscheidenden äusseren Schicht wieder weicher wird. Somit verbessert sich mit mechanischer Arbeit der Zustand der Lunge.
Doch nicht bei allen funktioniert das. Bekannt ist, dass etwa die Hälfte der Frühgeborenen kurz nach Geburt ein Atemnotsyndrom entwickelt. Ihre Lungen sind noch nicht ausgereift, deshalb produzieren sie zu wenig von einer entscheidenden Flüssigkeit, die in der Lunge die Oberflächenspannung reduziert.
Ohne diese fallen einige Lungenbläschen in sich zusammen und die Lunge bekommt nicht genug Sauerstoff. Vor 40 Jahren führte das zum Tod der Frühgeburten. Heute spritzt man den Kleinsten mit Atemnot eine Flüssigkeit aus Tierlungen in die Lunge. Diese benetzt die Oberfläche, womit die Lunge verformbarer wird, und das Kind damit lebensfähig.
Ein ähnliches Atemnotsyndrom können auch Erwachsene haben: Allein während der Corona-Pandemie waren in der Schweiz etwa 3000 Menschen davon betroffen. Erwachsenen hilft die Flüssigkeit aus Tierlungen allerdings nicht.
Um das zu ändern, versucht die Forschung für Patienten mit Atemnot aufgrund dieser Studienergebnisse mehrschichtige Strukturen der Flüssigkeit künstlich zu rekonstruieren. Forschungsgruppen arbeiten dafür bei der Entwicklung einer künstlichen Oberflächenschicht mit einer Schaumtherapie.
