In Deutschland leben derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Das Problem ist: Die Krankheit beginnt oft schleichend. Bis die ersten Gedächtnisprobleme so gravierend werden, dass Ärzte eine Diagnose stellen können, ist das Gehirn schon stark geschädigt.
Genau hier setzt die sogenannte Fastball-Elektroenzephalografie (EEG) an. Ein britisches Forschungsteam hat die Methode zur Messung der Hirnströme nun verbessert. Der Test soll in nur drei Minuten Hinweise auf ein erhöhtes Alzheimer-Risiko im Anfangsstadium der Erkrankung liefern. Die Studie wurde im Fachmagazin «Brain Communications» veröffentlicht. Erst kürzlich hatten Forscher herausgefunden, dass auch die Augenbewegung bei der Betrachtung von Bildern Hinweise auf eine beginnende Demenz geben kann.
Für die Studie analysierten die Forscher 53 Menschen mit leichten Gedächtnisproblemen (medizinisch: Mild Cognitive Impairment) und 54 gesunde Erwachsene. Der Fastball-Test basiert auf der Elektroenzephalografie (EEG). Dabei messen Elektroden auf der Kopfhaut die elektrischen Ströme des Gehirns – eine schmerzfreie und seit Jahrzehnten etablierte Methode.
Drei Minuten lang sehen die Probanden auf einem Monitor eine schnelle Abfolge von Bildern, von denen einige wiederholt werden. Erkennt das Gehirn ein Bild wieder, zeigt sich das in winzigen elektrischen Signalen. Ein Jahr später wiederholten die Forscher den Test.
Das Ergebnis: Bei gesunden Personen reagierte das Gehirn klar auf bekannte Bilder. Bei Menschen mit Gedächtnisstörungen fiel die Reaktion dagegen deutlich schwächer aus. Das zeigte das verbesserte Fastball-EEG zuverlässig und detailliert.
Und: Innerhalb eines Jahres hatten sechs Probanden Alzheimer oder eine andere Form von Demenz entwickelt. Der Fastball-Test hatte das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung bei diesen Personen zuverlässiger vorausgesagt als andere Gedächtnistests.
Laut den Wissenschaftlern kann das neue Fastball-EEG Gedächtnisprobleme besser und unkomplizierter nachweisen als mit anderen Methoden. Dadurch könnte er eines Tages auch in Hausarztpraxen oder sogar zu Hause Anwendung finden.
Ob der Fastball-Test eines Tages sogar als Selbsttest infrage kommt, ist nach Einschätzung von Fachleuten noch offen. Vladimir Litvak vom University College London nennt die Methode laut dem «Deutschen Ärzteblatt» zwar einen «ersten Schritt zur Entwicklung eines klinisch nützlichen Tests», hält sie aber noch nicht für den Einsatz im Alltag geeignet.
Ähnlich bewertet Julia Dudley von der Stiftung Alzheimer’s Research UK die Ergebnisse. Sie betont, dass Gedächtnisstörungen im Alter viele Ursachen haben können und nicht immer auf Alzheimer zurückgehen. Tara Spires-Jones vom Dementia Research Institute in London weist zudem darauf hin, dass die Nachbeobachtungszeit von nur einem Jahr zu kurz sei, um den Wert des Tests als zuverlässiges Früherkennungsinstrument einzuschätzen.
Sollten sich die Resultate jedoch bestätigen, könnte das Verfahren die Diagnose für viele Menschen einfacher machen und eine teure sowie belastende Untersuchung mit Hirnscans oder Rückenmarksproben zumindest teilweise ersetzen.
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