Die arme Schokolade! Ausgerechnet vor ihrer jährlichen Glanzzeit Ostern gab es über sie nicht viel Gutes zu berichten: Zuerst der europaweite Salmonellen-Skandal in der «Kinder»-Überraschung, dann die Schreckensbotschaft, dass Schokolade tatsächlich zu Pickeln führt, selbst wenn sie noch so dunkel und bitter ist.
Aber sei's drum. Im Schokoladenland Schweiz wird sie über die Ostertage zweifellos trotzdem eine Glanzleistung hinlegen. Pickel hin oder her, hier lassen sich Schweizerinnen und Schweizer den Genuss ihres Kulturguts nicht nehmen und vertilgen Jahr für Jahr eindrückliche Mengen: Gemäss dem Branchenverband Chocosuisse verzehrt jeder und jede im Schnitt während der Tage nach der Fastenzeit rund ein halbes Kilogramm Osterschokolade.
Für Chocolat Frey, Lindt & Sprüngli, Cailler und Co. ein sicheres Geschäft also. Bei den meisten Produzenten macht der Verkauf von Hasen und Schoko-Eiern 15 bis 20 Prozent des Jahresumsatzes aus. Von Innovationen wimmelt es in dem Bereich deshalb nicht gerade. «Ostern ist ein traditionelles Fest, was sich auch in der Osterschokolade widerspiegelt», sagt Chocosuisse-Direktor Urs Furrer. Auch von Seiten der Migros heisst es:
Gleiches lässt Cailler verlauten. Nach aktuellen Trends im Sortiment gefragt, bezeichnet die Nestlé-Tochter das Ostergeschäft als «eher traditionell und stabil». Sind die Leute hierzulande in Sachen Osterkonfekt sozusagen trendresistent? Greifen sie Jahr für Jahr automatisch zu ihren Lieblingshasen im Regal - und lassen neue Kreationen und ausgefallene Hasensujets stehen?
Ganz verkehrt ist diese Aussage nicht, wie etwa die nur zögerlich wachsende Nachfrage nach veganer Osterschokolade zeigt. Während vegane Lebensmittel sonst sehr gefragt sind und in den Sortimenten der Detailhändler stetig ausgebaut werden - pflanzenbasierte Burger zum Beispiel machen bei Coop schon einen Fünftel des gesamten Burger-Umsatzes aus -, sind vegane Osterhasen und -eier ein absolutes Nischenprodukt, so der Tenor der Schoggiproduzenten. Der Marktanteil sei wachsend, liege momentan aber gerade mal bei einem Prozent.
Wer mischt alles mit? Unter anderem Lindt & Sprüngli mit seiner Hello-Vegan-Linie und der Marke Excellence mit 70 bis 99 Prozent Kakaoanteil, Coop mit veganen Hasen der Eigenmarke Karma oder Migros mit Hasen der Eigenmarke V-Love. Sämtliche Produkte sind schon seit ein paar Jahren auf dem Markt und bei Kundinnen und Kunden «beliebt». Detaillierte Umsatzzahlen kommunizieren die Unternehmen nicht.
Andere Produzenten lassen sich die vegane Kundschaft hingegen bewusst entgehen. Viel verlieren sie dadurch aktuell ja noch nicht. «Cailler hat keine vegane Hasen im Sortiment», heisst es bei der Nestlé-Tochter. Auch bei weiteren Produzenten sucht man vegane Varianten vergebens.
Allerdings: Osterhasen aus dunkler Schokolade mit mindestens 70 Prozent Kakaoanteil und ohne Milch sind auch vegan, sie werden aber nicht explizit als solche gekennzeichnet. Je nachdem können sie allerdings auch Spuren von Milch enthalten, da sie teils auf den gleichen Produktionslinien wie andere milchhaltige Schokoladensorten hergestellt werden.
Ob vegan oder nicht: In den nächsten Tagen werden auf jeden Fall massenhaft Osterhasen und Schoko-Eier über die Ladentheken wandern. Als Konsumentin oder Konsument wird man schon seit Wochen auf die kommenden Festtage eingestimmt - um nicht zu sagen, mit Werbung bombardiert. Auch auf Social Media lauern etliche Oster-Quiz und Hasensujet-Votings. Und in den Läden ist man von der üppigen Hasen-Auswahl schnell mal überfordert.
Vielleicht greift der oder die eine darum daneben? Und beisst zu Hause statt in seinen traditionellen Lieblingshasen versehentlich in vegane Schoggi. Schmecken tut diese auf jeden Fall auch. Und solange es keine Ferrero-Schoggi ist, ist ja auch nichts dabei. (aargauerzeitung.ch)
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Geht nun echte Milchschokolade-Hasen kaufen.