Zwischen 2003 und 2013 ist der Anteil der Teilzeitarbeitenden in der Schweiz dreimal so stark angestiegen wie der Anteil der Vollzeitbeschäftigten.
Im vergangenen Jahr arbeiteten hierzulande 36 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit. Prozentual gesehen liegen lediglich die Niederlande noch vor der Schweiz. Diese Ergebnisse gehen aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung 2013 des Bundesamtes für Statistik hervor.
Auffallend ist dabei unter anderem, dass der Anteil der in Teilzeit arbeitenden Männer in den letzten zehn Jahren stärker angestiegen ist als jener der Frauen. Nichtsdestotrotz liegt der Wert bei den Frauen heute noch mit 61 Prozent deutlich höher als bei den Männern mit 15 Prozent.
Über drei Viertel der in der Schweiz lebenden Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sind erwerbstätig. Vier Fünftel(!) von ihnen arbeiten Teilzeit. Bei den Vätern mit Kindern in der gleichen Altersklasse tut dies nur knapp jeder Zehnte.
Übrigens: Auch wenn dieser Wert im Vergleich zu den Frauen sehr niedrig ist, ist in den letzten 10 Jahren einiges in Bewegung geraten. Mittlerweile arbeiten fast doppelt so viele Väter Teilzeit wie 2003.
Von wegen Freizeitgesellschaft: Die Erhebung zeigt, dass die Abwendung von Vollzeitjobs in den meisten Fällen mit Kindern zusammenhängt: Für 46,3 Prozent der Betroffenen liegen familiäre Gründe für die Teilzeiterwerbstätigkeit vor.
Weitere Gründe, die allerdings deutlich seltener genannt wurden, sind unter anderem das Absolvieren einer Ausbildung, fehlendes Interesse an einer Vollzeitstelle und die Tatsache, keine Vollzeitstelle gefunden zu haben.
Gemäss einer repräsentativen Befragung der Schweizer Erwerbsbevölkerung aus dem Jahr 2010 konnten 17 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz ihre Arbeitszeit völlig flexibel festlegen. 44 Prozent waren zumindest innerhalb eines gewissen Rahmens flexibel. 39 Prozent hingegen hatte fixe Arbeitszeiten.
Knapp drei Viertel der «Flexworker» arbeiten mit Zeiterfassung, bei rund einem Viertel wird die Arbeitszeit nicht erfasst. Letztere arbeiten übrigens markant häufiger länger als vertraglich vereinbart und deutlich öfter in ihrer Freizeit.
Ein weiterer Aspekt, der die Gleichzeitigkeit von Beruf und Familie einfacher gestalten kann, ist die Möglichkeit, ab und zu von Zuhause aus zu arbeiten. Selbstverständlich gibt es Berufe, in denen ein so genannter Home-Office-Tag schlicht deshalb nicht in Frage kommt, weil zu Hause nicht die nötigen Bedingungen gegeben sind. Personen, die beispielsweise im direkten Kundenkontakt oder in Fabriken arbeiten, sind davon ausgeschlossen.
Doch in der Schweiz arbeiten rund 50 Prozent als Wissensarbeiter. Darunter versteht man Personen, die ihre Arbeit praktisch überall ausüben könnten. Laut Professor Oliver Gassmann von der Universität St. Gallen hätten davon 20 Prozent das Potenzial, einmal pro Woche einen Home-Office-Tag einzulegen. Theoretisch wäre es also 450'000 Beschäftigten möglich, gelegentlich von Zuhause aus zu arbeiten.
Tatsächliche Zahlen, wie viele Menschen in der Schweiz aktuell die Möglichkeit zum Home-Office haben, liegen noch nicht vor.
65 Prozent der Eltern, die ihre Kinder in einer Tagesstätte untergebracht haben und 45 Prozent der Eltern, deren Kinder eine schulergänzende Einrichtung besuchen, müssten laut eigenen Angaben ihre Erwerbstätigkeit aufgeben oder reduzieren, wenn es solche Betreuungsangebote nicht gäbe. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht des Bundesamtes für Sozialversicherung BSV.
Interessant dabei: Wie viele Betreuungsplätze für Kinder es hierzulande insgesamt gibt, kann keiner genau sagen. «Wir wissen eher, wie viele Kühe es in der Schweiz gibt, als wie viele Kita-Plätze es gibt», bemängelt Talin Stoffel von kibesuisse, dem Verband für Kinderbetreuung Schweiz.
Immerhin das ist bekannt: In den vergangenen 11 Jahren wurden schweizweit 43'255 vom Bund finanzierte neue Betreuungsplätze geschaffen. Dies entspricht einer Erhöhung des geschätzten Platzangebots um 87 Prozent.
Am meisten Betreuungsplätze pro Kind stehen in der Romandie, im Kanton Basel-Stadt und im Wirtschaftsraum Zürich und Zug zur Verfügung. Am schlechtesten ausgebaut ist das Betreuungsangebot in den eher ländlichen Regionen der Zentral- und Ostschweiz.
Generell aber hat die Schweiz auf diesem Gebiet noch starken Nachholbedarf. Lediglich für 11 Prozent der Kinder im Vorschulalter und für 8 Prozent im Schulalter stehen aktuell Vollzeitbetreuungsplätze zur Verfügung. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie «Familienergänzende Kinderbetreuung und Gleichstellung», welche von der INFRAS und dem Schweizerischen Institut für Empirische Wirtschaftsforschung (SEW) der Universität St. Gallen durchgeführt wurde.
Des Weiteren brachte die Studie ans Licht, dass eine Erhöhung des formellen Betreuungsangebots für Kinder im Schulbereich zu einem signifikanten Anstieg der Vollzeitarbeit von Müttern und gleichzeitig zu einer Reduzierung des Arbeitspensums bei Männern führen würde. Das bedeutet wiederum, dass die Gleichstellung der Geschlechter vorangebracht würde. Diese Erkenntnisse beziehen sich auf die Deutschschweiz – eine Region mit einem relativ niedrigen Betreuungsangebot.