Was haben die Nordkoreaner nur mit dem US-Studenten Otto Warmbier gemacht? Der 22-jährige verstarb am Montagabend in den Armen seiner Familie. Er lag laut Angaben der Ärzte seit 15 Monaten mit schweren Hirnschäden im Koma. Ein nordkoreanisches Gericht hatte ihn zu 15 Jahren Straflager verurteilt, weil er angeblich in einem Hotel in Pjöngjang ein Propaganda-Plakat geklaut hatte.
US-Präsident Donald Trump ist bekannt für seine impulsiven Entscheidungen. Die grosse Frage ist nun, wie die USA auf den Tod von Warmbier reagieren.
«Es sind viele schlimme Sachen in Nordkorea geschehen. Aber zumindest ist es uns gelungen, ihn nach Hause zu seinen Eltern zu bringen», sagte der US-Präsident in einem Statement. «Die Vereinigten Staaten verurteilen aufs Neue die Brutalität des nordkoreanischen Regimes.»
US-Aussenminister Rex Tillerson machte direkt Nordkorea für die unzureichenden Zustände in der Gefangenschaft und damit den Tod von Warmbier verantwortlich. Er verlangte zudem, die drei weiteren in Nordkorea festgehaltenen Amerikaner sofort freizulassen.
Der republikanische Senator John McCain sass während des Vietnamkriegs einst in einem Folterknast in Vietnam. Dementsprechend harsch fällt seine Reaktion aus: «Die USA dürfen es nicht tolerieren, dass unsere Bürger von feindlichen Kräften getötet werden.»
«Es ist unsere traurige Pflicht mitzuteilen, dass unser Sohn, Otto Warmbier, seine Reise nach Hause beendet hat», hiess es in der Erklärung der Familie. «Die schreckliche, qualvolle Misshandlung, die unser Sohn in den Händen der Nordkoreaner erfahren hat, machte keinen anderen Ausgang möglich.»
Father of North Korea prisoner Otto Warmbier: The Obama admin told us to keep quiet, Trump got our son home.pic.twitter.com/wpM7U25VKG
— Tennessee (@TEN_GOP) June 19, 2017
Unmittelbar nach der Heimkehr des Sohnes dankte der Vater US-Präsident Trump für seinen Einsatz. «Wir hatten 15 Monate keinen Kontakt zu Otto, nichts von ihm gehört. Nun wissen wir, sie haben ihn wie einen Kriegsgefangenen behandelt, wie eine Geisel, sie haben ihn terrorisiert», sagte er in einer emotionalen Rede, bei der er das Jacket seines Sohnes trug. Trump hatte ihn persönlich über die Freilassung informiert.
Der Vater kritisierte indirekt auch Barack Obama. Die vorherige Regierung habe nicht genug gemacht, um seinen Sohn früher freizubekommen. Sie hätten der Familie bloss geraten, «unter dem Radar zu bleiben». Nach Trumps Amtsantritt hatte Warmbier genug und ging an die Öffentlichkeit.
Das weiss derzeit wohl nur die nordkoreanische Führung selbst. Fakt ist: Otto Warmbier reiste als gesunder junger Mann von China nach Pyönjang. Während einer viertägigen, geführten Reise wollte er das abgeschottete Land besuchen. Ein Mitreisender erzählte, dass sich Warmbier während der Reise immer ruhig und zuvorkommend verhalten habe. An den Abenden hätten sie sich jeweils ins Hotel zurückgezogen und zusammen Bier getrunken.
Bei der Passkontrolle schnappten sich die Nordkoreaner dann Warmbier. Bei einem Schauprozess zwei Monate später sagte der US-Student unter Tränen aus, er habe ein Propagandaplakat niedergerissen. Dann erlitt er angeblich eine Lebensmittelvergiftung, nahm eine Schlaftablette und fiel ins Koma.
120'000 Gefangene sitzen in Kims Folter-Knästen. Ein grosser Teil der Häftlinge soll nicht einmal selbst Verbrechen begangen haben, sondern sich in Sippenhaft befinden, weil das Regime ihre Familienmitglieder als Gefahr wahrnimmt.Die Zustände sind fürchterlich. 2014 schilderte ein geflohener Wärter die schrecklichen Bedingungen in den Gulags. Der Wärter namens Lee erzählt von grausamen Hinrichtungsmethoden: Gefangene werden gezwungen, in einem Feld ein Loch zu graben. Dann müssen sie sich an den Rand stellen, bevor ihnen mit einem Hammer der Schädel eingeschlagen wird.
Die Gefangenen, die ohnehin von Hunger geschwächt sind, müssen im Winter oft bei minus 25 Grad meilenweit zur Arbeit laufen, viele schuften sich zu Tode. Aus Verzweiflung essen sie Gras, Schlangen und Ratten, um zu überleben. Alle Aufseher würden einer Gehirnwäsche unterzogen. «Folter ist in den Gefängnissen weit verbreitet», bilanzierte auch die UNO 2014 in einem Bericht.
Drei US-Bürger sitzen noch in den Straflagern von Kim: