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Die Lage an der syrisch-türkischen Grenze ist prekär. Rund 40'000 Menschen warten darauf, das Bürgerkriegsland zu verlassen.
Doch das geht nicht mehr, weil die Türkei die Grenze dicht gemacht hat.
Nur wenige Schwerverletzte dürfen derzeit den Grenzposten passieren, für die anderen ist ein Übertritt ins Nachbarland nicht mehr möglich. Beim Grenzdorf Akinci hat die Türkei sogar mit dem Bau einer Mauer begonnen.
Auf syrischer Seite wurden zwar Flüchtlingslager eingerichtet, doch diese platzen aus allen Nähten.
Die türkischen Behörden rechnen damit, dass in den nächsten Wochen «schlimmstenfalls» bis zu 600'000 Menschen an der Grenze ankommen könnten.
Grund für den rasanten Anstieg des Menschenstroms: Die nordsyrische Stadt Aleppo, die nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt ist, wird gerade dem Erdboden gleichgemacht.
Mit Hilfe der russischen Luftwaffe will das syrische Regime die strategisch wichtige Ortschaft wieder unter seine Kontrolle bringen.
Die russischen Kampfjets würden ganze Dörfer und Stadtteile zerstören, berichten Augenzeugen. Auch Schulen, Krankenhäuser und Märkte seien bombardiert worden: Rund 70 Prozent der Opfer seien Zivilisten.
Die Militärflieger setzen unter anderem auch international geächtete Streubomben ein.
Russland beteuert, die Angriffe würden ausschliesslich «IS»-Terroristen gelten und schiebt den Schwarzen Peter den USA zu. «Nicht wir, sondern die US-Politik im Nahen Osten hat den Flüchtlingstsunami ausgelöst», so der Kreml.
Die Folgen der Offensive sind verheerend: Es fehlt an Wasser, Benzin, Nahrungsmitteln und Medikamenten.
Die verbliebenen Menschen in Aleppo rechnen mit einer Belagerung: Die Armee von Machthaber Baschar al-Assad will die von Rebellen beherrschten Teile der Stadt von der Aussenwelt abschneiden.
Wichtige Nachschubsrouten der Rebellen zur türkischen Grenze wurden vom Assad-Regime bereits blockiert.
300'000 Menschen sollen sich gemäss UNO-Angaben noch in Aleppo befinden.
Ausgerechnet die Europäer haben die katastrophale Lage der Flüchtlinge verschärft: Sie haben mitten in der Schlacht um Aleppo von der Türkei verlangt, die Kontrollen an den EU-Aussengrenzen zu verschärfen und fordern, eine Visa-Pflicht einzuführen.
So sollen die Flüchtlinge gar nicht erst bis nach Bulgarien und Griechenland gelangen.
Doch auch weil die Türkei bereits über zweieinhalb Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat, wurde in Ankara entschieden, die Grenze zu Syrien zu schliessen.
Die Europäische Union versprach der Türkei zwar drei Milliarden Euro Soforthilfe. Das reicht gemäss türkischer Regierung jedoch bei weitem nicht aus, um die Flüchtlinge ausreichend versorgen zu können.
Das kalte und feuchte Wetter in der Region macht den Vertriebenen zu schaffen. In der Nacht bleiben die Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt.
Unter den Zehntausenden, die an der Grenze festsitzen, befinden sich viele Kinder und Frauen, da die meisten Männer in Aleppo zurückbleiben, um die Stadt gegen die Armee Assads zu verteidigen.
Seit rund fünf Jahren ist der Bürgerkrieg in Syrien nun schon im Gange.
Gemäss UNHCR sind bereits über viereinhalb Millionen Syrer ins Ausland geflüchtet.
Hinzu kommen rund drei Millionen Menschen, welche innerhalb des kriegsgeschädigten Landes Schutz suchen. Ein Ende der Tragödie ist nicht absehbar: Die Genfer Friedensgespräche wurden bis Ende Februar vertagt.