Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
In der internationalen Sprachenforschung geht man davon aus, dass früher Fremdsprachenunterricht für Kinder sich später nicht zwingend vorteilhaft auf die Sprachfähigkeiten der Jugendlichen auswirkt. Schüler, die später Französisch oder Englisch lernen, holen sehr rasch auf. Wer aber als Wissenschaftler in der Schweiz solche Befunde verbreitet, sticht in ein Wespennest, wie die «NZZ am Sonntag» am Beispiel mehrerer Forscher zeigt.
Schuld ist der politisch stark aufgeladene Sprachenstreit um Frühfranzösisch und/oder Frühenglisch. Die Zeitung schildert unter anderem den Fall der jungen Forscherin Simone Pfenninger, die sich daran machte, die Annahme «Früher-desto-besser» zu bestätigen. Es gelang ihr nicht – wie es auch der internationalen Forschung regelmässig nicht gelingt.
Doch anstatt diesen Befund, der weder für Frühenglisch noch für Frühfranzösisch spricht, zur Kenntnis zu nehmen, wurde der Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK, Christoph Eymann, gegenüber Pfenninger persönlich: Ihre Arbeit genüge «offensichtlich qualitativ» nicht, schrieb er in einem Artikel in der «Basler Zeitung» unter Hinweis darauf, dass ihre Studie in einer internationalen Forschungsübersicht nicht berücksichtigt wurde. Aus seiner Sicht können aus der Arbeit der preisgekrönten Forscherin und baldigen Professorin an der Universität Salzburg zudem «keine Erkenntnisse für die aktuelle Diskussion abgeleitet werden».
Laut «NZZ am Sonntag» kriegte Pfenninger den Unmut der Politik auch direkt zu spüren. Die Anwesenheit der redegewandten Frau an Podiumsgesprächen sei kritisiert worden und man habe ihr offen gesagt, es wäre besser, wenn ihre Studie nie erschienen wäre. Offenbar ist sie auch kein Einzelfall: Auch andere Studienübersichten, welche die Vorteile des frühen Fremdsprachenunterrichts kritisch beleuchten, kämen bei der «Bildungslobby» schlecht an, heisst es weiter. Politisch Verantwortliche verweigerten das Gespräch und einzelne Forscher bangten um Fördergelder und Karriere. Der Freiburger Professor für Mehrsprachigkeit, Raphael Berthele, kritisiert, dass Resultate und Erkenntnisse selektiv herausgepickt würden.
Eine Erklärung für das angeblich ablehnende Verhalten der Politik gegenüber wissenschaftlichen Kritikern ist laut «NZZ am Sonntag», dass für die EDK viel auf dem Spiel steht: Einerseits geht es um die Macht in der Bildungspolitik – traditionell Sache der Kantone – gegenüber dem Bund. Andererseits wurde viel in die Ausbildung von Lehrern investiert, die Fremdsprachen in der Unterstufe unterrichten. Eine Änderung würde nochmals teuer.
Eymann bestreitet laut der Zeitung, dass er die wissenschaftliche Arbeit Pfenningers geringschätzt. Für ihn sei es aber nicht zulässig, dass ihre Studie als «ultimativer Beweis» gegen den frühen Fremdsprachenunterricht herangezogen wird. Von politischem Druck auf Wissenschaftler wisse er nichts. Aus seiner Sicht gibt es aber zu viele Studien im Bildungsbereich.
(trs)