Diese Woche hat der Bundesrat punkto Lockdown eine überraschende Kehrtwende hingelegt. Und hat damit einige Empfehlungen der Wissenschaft in den Wind geschlagen.
Bei den Lockerungen wollte die Task-Force vorsichtiger vorgehen als der Bundesrat:
Dies sagt Matthias Egger, Chef der Taskforce, in einem Interview mit der NZZ am Sonntag. Ein Trost: Immerhin folgten nun einige Kantone den Empfehlungen der Wissenschaftler.
Wurde die Wissenschaft vom Bundesrat punkto Lockdown-Lockerungen gar übersteuert? Egger sagt, dass er dies nicht so sehe. «Aber es ist völlig klar, dass wirtschaftliche Interessen bei diesen Entscheiden mit eine Rolle spielen. Auch soziale Folgen eines Lockdown müssen in die Entscheidung einfliessen, nicht nur der Schutz der Gesundheit.»
Ob er als Epidemiologe langsamer vorgegangen wäre, will er nicht sagen. Zu den beschleunigten Öffnungen sagt er:
In der Taskforce wurden auch umstrittene Massnahmen diskutiert. Etwa, dass Seniorinnen und Senioren nur zu gewissen Zeiten nach draussen hätten gehen dürfen. «Es ist ethisch und sozial schwierig, eine Bevölkerungsgruppe derart einzuschränken. Darum wurde die Idee wieder verworfen», sagte Egger weiter zur NZZ am Sonntag.
Der oberste Corona-Wissenschaftler der Schweiz wagt auch eine Zukunftsprognose. Seine Hoffnung sei, dass in einem Jahr in Studien grössflächig geimpft werden könne.
Aber wie lange dauert die Corona-Durststrecke noch?
Es könne sein, dass man unangenehme Eigenschaften entdecke, welche die Entwicklung von wirksamen und sicheren Impfstoffen verkomplizierten und verlangsamten.
Weiter äusserte sich Egger zum Ansteckungsrisiko von Kindern, das diese Woche für viele Diskussionen sorgte. Die Gefahr für Kinder sei klein. Auch sei es kaum wahrscheinlich, dass sie Erwachsene ansteckten. «Es gibt weltweit keine gut dokumentierten Ansteckungen von Erwachsenen durch Kinder.»
Eine Studie des deutschen Star-Virologen Christian Drosten zeigt, dass Kinder ebenso viele Viren in sich tragen können wie Erwachsene. Egger sieht dies anders: «Seine Resultate zeigen, dass bei Kindern die Virenlast geringer ist als bei den Ältesten. Die Studie beruht aber auf nur wenigen Kindern, und die Unterschiede sind statistisch nicht signifikant.»
(amü)
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Diese nun wiederhergestellte Ausgangssituation dürfen wir nicht verspielen. Eine behutsame Lockerung unter Beobachtung mit Halbklassen und möglichst wenig Durchmischung wäre mir lieber gewesen. Ich hoffe es reicht auch so für R<1.
Steht als wohltuender Kontrapunkt zur hirnrissigen Aussage von Sawiris;
«Wenn ich mir die Statistiken anschaue, dann fällt mir auf: Der Aufwand der Schweiz, um an Covid-19 erkrankte Menschen unter 60 Jahren zu retten, steht in keinem Verhältnis zum Schaden für die Wirtschaft»