Seit Ende 2019 laufen VWs Elektroautos der zweiten Generation vom Band. Gemeint ist die ID-Reihe, die auf einer reinen Elektroplattform basiert. Auf den kompakten ID.3 und den Elektro-SUV ID.4 (seit diesem Jahr) folgen 2022 der ID.5 im Coupé-Design sowie die Neuauflage des elektrischen VW-Büssli. Ab 2025 sollen günstigere elektrische Kleinwagen wie der ID.1 oder ID.2 weitere Kundinnen und Kunden für die Elektromobilität gewinnen.
Für sein grundlegend neues Elektromodell Trinity will Volkswagen aber in der Nähe des Stammsitzes in Wolfsburg ein separates Werk errichten. Das Auto soll 2026 auf den Markt kommen und die aktuelle ID-Reihe im Premium-Segment ergänzen.
Bei Trinity handelt es sich um ein komplett neu konzipiertes Fahrzeugsystem, in dem die modernsten E-Antriebe sowie weitgehend selbst programmierte Software und Technologien des autonomen Fahrens von VW zum Einsatz kommen sollen. Dazu verwendet die Hauptmarke eine weiterentwickelte Plattform namens SSP, auf die auch die Tochterfirmen zugreifen können.
Trinity soll neue Massstäbe bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit setzen und später hochautomatisiert nach Level 4 quasi-autonom fahren können (aktuelle Autos erreichen Level 2, völlig autonomes Fahren wäre Level 5). Skaleneffekte sollen zudem dafür sorgen, dass autonomes Fahren bezahlbar wird.
Trinity werde ein Auto neuen Typs mit wenigen Varianten und einer schlanken Produktion. Ziel ist es, wie Tesla ein E-Auto in etwa zehn Stunden zu bauen. Auf der neuen Elektro-Plattform SSP sollen insgesamt mehr als 40 Millionen Wagen entstehen. Das grösste deutsche Unternehmen will damit vor allem den US-Rivalen Tesla angreifen, der schon jetzt kurz vor dem Start seiner neuen «Gigafabrik» in Grünheide bei Berlin steht, aber weiterhin auf die finale Genehmigung der Behörden wartet.
Zum neuen Trinity-Werk hatte VW mitgeteilt: «Entstehen soll die neue Fabrik auf der grünen Wiese ausserhalb des Werkzauns.» Infrage kämen «dafür verschiedene Standorte im nahen Umland von Wolfsburg.» Das neue Werk kann so ähnlich wie Teslas Gigafactory in kurzer Zeit gebaut werden.
«Die nötigen Umbaumassnahmen könnten wir in der vorhandenen Struktur bei laufendem Betrieb nur mit kostenintensiven Massnahmen realisieren. Deshalb halten wir eine neue Fabrik im Umland für die beste, weil wirtschaftlichste Lösung», sagte Kernmarkenchef Ralf Brandstätter.
Die Errichtung der Produktionsstätte könnte nach Schätzungen aus Konzernkreisen mindestens einige hundert Millionen Euro kosten. Nach Informationen des «Manager Magazin» wird das neue Werk mittelfristig auf eine Jahreskapazität von mehr als 200'000 E-Autos ausgelegt. Auch von einer Kapazität von bis zu 300'000 E-Autos sei die Rede.
Das nun angekündigte Vorhaben gilt als einer der entscheidenden Punkte in der Investitionsstrategie für die kommenden fünf Jahre. Der Aufsichtsrat muss der neuen Produktionsstätte noch zustimmen. Die endgültige Entscheidung fällt möglicherweise bis zum 9. Dezember – an diesem Tag soll die mittelfristige VW-Investitionsplanung abgeschlossen werden.
Im Stammwerk in Wolfsburg würden weiter Autos gebaut. «In den nächsten Jahren werden das vor allem Golf und Tiguan sein», sagte Brandstätter. Auf zwei Linien würden weiterhin Verbrenner gefertigt. Auf den frei gewordenen Flächen wolle man eine weitere Trinity-Variante produzieren.
Der Betriebsrat hatte zuletzt kritisiert, dass Konzernchef Herbert Diess keine hinreichende Strategie für eine stärkere Auslastung Wolfsburgs habe - zumal in der anhaltenden Chip-Lieferkrise, die Zehntausende Menschen teils über Monate in Kurzarbeit hält. Zudem forderte die Belegschaftsvertretung mindestens ein weiteres E-Modell für die Zentrale ab etwa 2024. Diese Frage sei noch nicht entschieden, sagte Brandstätter dem RND. «Darüber reden wir gerade, aber klar ist: es muss wirtschaftlich Sinn ergeben.»
Die Volkswagen-Gruppe mit Audi, Skoda, Seat und Porsche ist in der Schweiz und in Europa im E-Auto-Segment Marktführerin, hinkt weltweit aber Tesla hinterher.
(oli/sda/awp/dpa)
Ich mag den Diess und ich weiss, dass der arme Kerl sich nicht nur gegen Tesla, sondern auch gegen die ewiggestrigen Sesselfurzer bei VW beweisen muss. Aber wie sollen sie auch nur einen Hauch einer Chance haben, wenn sie erst in 4 Jahren auf den heutigen Stand von Tesla sein werden? Weder Tesla, noch die chinesische Konkurrenz (welche praktisch niemand auf dem Radar hat) werden sich auf den Lorbeeren ausruhen.
Kein Wunder stecken sie viel Energie in Lobbyarbeit um das Verbrenner aus noch etwas hinaus zuzögern…