Fangen wir mit der guten Nachricht an. In Florida nahmen die Hospitalisationen am Samstag erstmals nach 14 Rekord-Tagen in Serie wieder leicht ab. Zuletzt wurden 16'100 Personen hospitalisiert.
Der Südstaat ist aktuell einer der am meisten betroffenen in Sachen Covid-19. Obwohl nur 6,5 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung in Florida lebt, kommt jeder fünfte Covid-Hospitalisierte in den USA aus dem Südstaat. Über 3000 liegen dabei auf einer Intensivstation, womit diese zu rund 90 Prozent ausgelastet sind. In Florida sind 27,7 Prozent der Spitalbetten durch Corona-Patienten belegt, in den USA sind es durchschnittlich nur 10,7 Prozent.
Was auch auffällt: Immer mehr Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren müssen ins Spital. In den USA machen diese 2,4 Prozent der Hospitalisationen aus. Insbesondere in den Südstaaten wie Arkansas, Florida, Louisiana, Mississippi oder Tennessee werden die Patienten immer jünger. Florida beispielsweise verzeichnete mit 1902 Hospitalisationen von Kindern unter 12 Jahren einen neuen Höchststand – mehr noch als während der dritten Welle im Januar.
Sally Goza, ehemalige Präsidentin der American Academy of Pediatrics, welche sich um die Gesundheit der Kinder kümmert, erklärte am Samstag gegenüber der CNN: «Das ist nicht das gleiche Covid-19 wie vor einem Jahr. Dieses ist schlimmer und unsere Kinder sind davon am schwersten betroffen.»
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Tatsächlich trifft die Delta-Variante Kinder öfter und schwerer. Ein Muster zeigt sich dabei nicht. 46,4 Prozent der zwischen März 2020 und Juni 2021 hospitalisierten Kinder hatten keine Vorerkrankungen, wie das Center for Disease Control and Prevention (CDC) berichtet. Warum trifft es immer mehr Kinder? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Klar ist aber: Die Delta-Variante zirkuliert häufiger unter Ungeimpften, wozu Kinder bis 12 Jahre sowieso gehören.
Bisher starben in den USA 416 Kinder bis 18 Jahre an Corona. Das mag auf den ersten Blick wenig scheinen. CDC-Direktorin Dr. Rochelle Walensky hat da aber eine klare Meinung dazu: «Ich glaube, wir sagen fälschlicherweise zu oft, dass das nur 400 von 600'000 Toten sind. Aber Kinder sollten nicht sterben. Darum ist 400 eine viel zu grosse Anzahl.»
Die Anzahl Kindertodesfälle durch Covid-19 liegt rund doppelt so hoch wie bei der Kindergrippe in der Saison 2019/2020 – und dies war eine der tödlichsten seit 2010. Der Hauptgrund dafür ist klar: Gegen viele andere Infektionskrankheiten sind die Kinder geimpft.
Bei Covid-19 besteht aber weiterhin das Problem, dass Kinder unter 12 Jahren nicht geimpft werden können. Und jetzt, wo die Schulen wieder beginnen (oder begannen), kommt die Sorge vor einer Infektionswelle auf. Einige Counties in den Südstaaten haben darum eine Maskenpflicht an Schulen vorgeschrieben.
Allerdings kommt dies bei der Politik nicht überall gut an. Floridas Gouverneur Ron DeSantis drohte gar, dass Fördergelder zurückbehalten werden für Schulen, welche die Maskenpflicht einführen. Und in Texas ging Gouverneur Greg Abbott bis zum Supreme Court, um die Maskenpflicht zu verhindern.
Aber wie soll man die Kinder schützen, wenn sie wieder in die Schule müssen? Die Impfung der Erwachsenen um die Kinder herum könnte die Lösung sein. Also Eltern, Sport-Trainer, aber auch Lehrpersonen. Rebecca Pringle, Präsidentin der National Education Association (NEA), sagte dazu kürzlich gegenüber Reuters: «Alle, die können, sollten sich impfen lassen. Weil Kinder können das nicht. Es liegt in unserer Verantwortung, sie zu schützen. Und das gelingt, wenn alle um die Kinder herum geimpft sind.»
Denn was auffällt: Staaten mit einer hohen Anzahl Kindern in den Spitälern weisen alle Impfquoten unter 50 Prozent aus und liegen USA-weit meist auf den hinteren Plätzen. In Tennessee beispielsweise (Rang 43 beim Impfstatus unter den US-Staaten), erklärte Gesundheitsministerin Dr. Lisa Piercey schon letzte Woche: «Seit ich hier arbeite, habe ich Kinderspitäler im Sommer nie so voll gesehen.» Sie geht davon aus, dass die Kinderspitäler im Staat in dieser Woche ihre Kapazitätsgrenzen erreichen. Unter 10-Jährige machen im Südoststaat der USA mehr als 10 Prozent der Corona-Patienten aus. Das ist deutlich mehr als die zuvor rund 4 bis 7 Prozent.
Doch warum steigen die schweren Verläufe mit Kindern in den Südstaaten der USA aktuell so an und kann dies auch auf andere Länder überspringen? Zumindest in Kanada gibt man sich wenig beunruhigt.
Dr. Laura Sauvé, die Vorsitzende der kanadischen Gesellschaft für Pädiatrie (CPS) und Spezialistin für Infektionskrankheiten am Kinderspital in British Columbia, sagte gegenüber CBC: «Wenn wir die Erwachsenen um die Kinder herum mit einer Impfung schützen, helfen wir den Kindern auch.» In Kanada sind über 70 Prozent der Erwachsenen geimpft – deutlich mehr als in den USA und vor allem mehr als in denjenigen US-Staaten, in welchen aktuell deutlich mehr Kinder hospitalisiert werden. Sauvé glaubt darum nicht, dass in Kanada ebenfalls bald mehr Kinder einen schweren Corona-Verlauf durchstehen müssen.
Ja, genau ist ja das Prinzip der Impfung.
Es geht immer auch um den Schutz der anderen, insbesondere der Ungeimpften.
Vielleicht erbarmen sich hierzulande doch noch einige und lassen sich impfen.
Bitte🙏
Aber wirklich glaube ich nicht daran.