Implantate, die den Körper schädigen, statt zu helfen: Eine ganze Reihe solcher Fälle deckt momentan ein internationales Rechercheteam auf. Wie sich nun zeigt, geht es dabei nicht nur um Fälle im Ausland: Auch ein bekannter Schweizer Chirurg am Berner Salem-Spital, Max Aebi, hat untaugliche künstliche Bandscheiben bei Patienten eingesetzt, wie der «Tages-Anzeiger», die «Süddeutsche Zeitung» und «BBC» berichten.
Dies, obwohl der Chirurg beratend bei der Entwicklung der Implantate dabei war und wusste, dass diese bei den Versuchs-Affen zu einer Erosion der angrenzenden Wirbel führten. Ausserdem bildete sich ein Ödem beidseits des Rückenmarkes und Flüssigkeit zwischen Knochen und Implantat. Dies deutet auf eine Entzündung oder eine Lockerung des Implantats hin.
29 Patienten erhielten trotzdem im Rahmen einer Studie ab 2009 ein solches Implantat der britischen Firma Ranier Technology. Zum wissenschaftlichen Beirat von Ranier gehörte auch der Schweizer Orthopäde Thomas Steffen, Professor an der Universität Zürich.
Im März 2014 wurden schliesslich alle diese Implantate mit dem Namen Cadisc-L zurückgerufen: Bei zwei Dritteln war es zu ernsthaften Problemen gekommen und die Betroffenen litten oder leiden teilweise immer noch unter starken Schmerzen.
Inzwischen musste bei sechs Patienten das Implantat entfernt werden, obwohl die Operation mit grossen Risiken verbunden ist. Bei weiteren fünf hat sich die künstliche Bandscheibe verschoben, bei neun Studienteilnehmern zeigt das Implantat Fehler, wie zum Beispiel Risse. Dies zeigt der «safety report» von Ranier, der den Journalisten vorlag.
Die Firma Ranier hat Konkurs angemeldet, die Betroffenen bekommen keinen Schadenersatz. Der 75-jährige Chirurg Aebi liess dazu lediglich verlauten, er habe die Scheibe vier Patienten eingesetzt und die seien «seines Wissens» wohlauf. Die Recherchen zeigen aber, dass es mindestens sieben gewesen sind. (kus) (aargauerzeitung.ch)