Israel hat mit Operation «Rising Lion» die militärische Führung des Iran enthauptet, mehrere Nuklearanlagen angegriffen und mit Luftangriffen und Spezialeinsätzen die Verteidigungs- und Angriffsfähigkeiten des Iran ins Visier genommen. Der Iran hat mit Salven ballistischer Raketen und unbemannten Luftfahrzeugen zurückgeschlagen. Das Ziel der Angriffe ist, einen Staat an der Schwelle zur Atommacht zu stoppen.
Der Haken: Die Urananreicherungsanlage in Fordo ist das Schlüsselelement des iranischen Nuklearprogramms – und diese Atomanlage ist tief in den Berg gehauen. Diese wurde nun mit einer ganz speziellen Bombe durch die USA zerstört, wie Trump am Sonntag (Schweizerzeit) mitteilte.
So hätten US-Tarnkappenbomber mehrere Bunker-Buster-Bomben GBU-57, auch MOP genannt, über dem Iran abgeworfen. Das steht für Massive Ordnance Penetrator, also frei übersetzt ein massives Kriegsgerät zur Durchschlagung von Panzerung. Der Name trifft den Nagel auf den Kopf, die Bombe stürzt pfeilgerade auf das Ziel zu und bohrt sich in den Boden, um später im Untergrund zu explodieren.
Die sechs Meter lange GBU-57 oder MOP ist die stärkste nicht-atomare Bombe der Welt und 13'600 Kilogramm schwer. Sie ist so schwer, dass sie nur von einem einzigen Flugzeug abgeworfen werden kann, dem amerikanischen B2-Stealth-Bomber. Die MOP kann rein mit ihrer Wucht Fels und Beton bis zu einer Tiefe von 60 Meter durchdringen, bevor sie explodiert.
Um die Explosion zu verzögern, liegt die riesige Sprengladung der MOP in einem extrem stabilen Metallgehäuse. Entwickelt wurde sie bereits 2002. Im Jahr 2009 erhielt Boeing dann den Auftrag, das Waffensystem in US-Flugzeuge zu integrieren. Zwei Jahre später wurde die MOP erstmals getestet und seither regelmässig verbessert. Genau mit dem Ziel, unterirdische Uran-Anreicherungsanlagen zerstören zu können.
Bis Sonntag wurde die MOP noch nie in einem Krieg eingesetzt, sondern nur auf der White Sands Missile Range in New Mexico getestet. Im Iran wurde sie nun über zwei Zielen abgeworfen. Zum Ersten auf die Atomanlage in Natans, die 20 Meter unter der Erde liegt und von einem zwei Meter dicken Stahlbeton umgeben ist. Zum Zweiten auf die anfangs genannte Anreicherungsanlage Fordo. Die ist aber in einem Berg 80 Meter unter Gestein und Erde versteckt. US-Präsident Trump meldete nach dem Einsatz die komplette Zerstörung beider Anlagen.
Eine MOB bringt ihre 2500-Kilogramm-Sprengladung allerdings höchstens 60 Meter tief. Das heisst, dass die zweite Atomanlage in Fordow nicht mit einem Schlag zerstört werden konnte. Die bunkerbrechende Bombe ist allerdings mittels GPS präzisionsgelenkt und eine nächste Bombe kann somit wieder auf den gleichen Punkt zugesteuert werden.
Um die Atomanlage Fordo zu zerstören, brauchte es also zumindest zwei Angriffe mit der MOP. Das bestätigt der ehemalige Air Marshal Martin «Sammy» Sampson letzte Woche an einer Pressekonferenz des «International Institute for Strategic Studies» (IISS) in Berlin.
Sampson geht davon aus, dass die Israelis gute Kenntnisse über die Konstruktion der Anlage haben. Allerdings gebe es überhaupt keine Chance, diese Anlage aus der Nähe zu zerstören. Sampson sagte:
Genau das haben US-Streitkräfte nun getan. Über Fordo wurden nach aktuellem Kenntnisstand gleich zwölf MOPs abgeworfen, zwei weitere zudem in Natans.
Die US-Armee soll insgesamt 20 dieser Bunkerbrecher-Bomben im Arsenal haben. Jede Bombe kostet etwa 4 Millionen Dollar. Möglich ist deren Abwurf nur mit der Stealth-Bomber B2 Spirit der US-Airforce. Gemäss dieser US-Airforce sind zurzeit 20 B2-Bomber im Einsatz, von denen zehn die schweren MOP-Bomben tragen und abwerfen können. Das Flugzeug hat eine Reichweite von 11'000 Kilometern ohne Auftanken in der Luft. Mit der Möglichkeit der Luft-Betankung kann sie die Bombe sogar 19'000 Kilometer weit transportieren. Am Samstag meldeten mehrere US-Medien übereinstimmend, dass solche Bomber ihre Luftwaffenstützpunkte verlassen hätten.
Der Transport der Bunkerbrecher-Bombe ist kein Spazierflug. Ein B2-Bomber hat zwei Bombenschächte und kann damit zwei MOP transportieren, die er nacheinander abwerfen würde. Dafür müsste er über iranischem Gebiet kreisen und wäre durch deren Luftabwehr gefährdet. Wie der Einsatz am Sonntag konkret abgelaufen ist, ist bislang unklar.
Zwar sind solche Stealth-Flugzeuge wie der B2-Bomber getarnt. Allerdings vor allem gegen Radar, Infrarotdetektoren und andere Sensoren. Unsichtbar ist das wie aus einem James-Bond-Film aussehende «Nurflügler»-Flugzeug nicht. (leo/con)