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Badi-Kulturkampf: Oben Ohne in Basler Frauenbadi erlaubt, zuviel Stoff verboten

Badi-Kulturkampf: Oben Ohne in Basler Frauenbadi erlaubt, zuviel Stoff verboten

28.04.2016, 13:4128.04.2016, 14:16
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Für das Frauenbad Eglisee in Basel gelten neue Zutritts- und Bekleidungsvorschriften; Kinder dürfen nicht mehr ins Frauenbad. So soll es wieder attraktiver für Ruhe suchende Frauen werden. In den letzten Jahren sorgten Elsässer Musliminnen für viel Aufruhr.

Die Frauen dürfen «oben ohne» in die Badi Eglisee.
Die Frauen dürfen «oben ohne» in die Badi Eglisee.
Bild: Shutterstock

Aus hygienischen Gründen gelten neue Kleidervorschriften: Die Frauen dürfen «oben ohne», im Bikini, im Badeanzug und im enganliegenden Ganzkörperanzug (Burkini) ins Wasser. Nicht mehr erlaubt sind hingegen die weiten Burkinis, die in den letzten Jahren im arabischen Raum in Mode gekommen sind. «Wir konnten die weiten Burkinis nicht mehr von der Strassenbekleidung unterscheiden», begründete Howald.

Nicht mehr erlaubt sind hingegen die weiten Burkinis.
Nicht mehr erlaubt sind hingegen die weiten Burkinis.

Bevor die Frauen das Bad betreten, müssen sie sich umziehen. Auf dem Gelände dürfen sie sich nicht in Strassenkleidung aufhalten. Zur Durchsetzung dieser Regeln wird im Frauenbad vermehrt weibliches Personal eingesetzt.

«Wir konnten die weiten Burkinis nicht mehr von der Strassenbekleidung unterscheiden.»

Neu steht das Frauen vorbehaltene Gelände im Gartenbad Eglisee nur noch über 16-Jährigen zur Verfügung. Mütter dürfen Säuglinge nur noch bis ins Krabbelalter mitnehmen, sagte Sportsamtleiter Peter Howald am Donnerstag vor den Medien. Bisher durften die Mütter ihre Kinder mitnehmen; Buben ab dem 6. Altersjahr war der Zutritt jedoch verboten.

Zustrom von strenggläubigen Musliminnen

Mit den neuen Regeln wollen die Behörden den grossen Zustrom von strenggläubigen Musliminnen aus dem Elsass zurückbinden. Zuletzt waren an heissen Tagen mehrere hundert Frauen und Kinder in das Frauenbad gekommen. Sie erwarteten ein «muslimisches Frauenbad» und waren entsetzt, als sie männliches Personal oder barbusige Frauen auf dem Gelände entdeckten.

«Wir setzen alles daran, dass wir im Sommer eine friedliche Saison erleben.»

Es kam zu Handgreiflichkeiten mit dem Personal und Polizeieinsätzen. Die strenggläubigen Frauen verlangten sodann, dass «muslimische» Regeln eingeführt werden – also kein männliches Personal und keine halbnackten Frauen. Das lehnten die Basler Behörden kategorisch ab. Versuche mit einer Mediatorin zu vermitteln blieben meistens ohne Erfolg, sagte Howald.

Piktogramme auf Plakaten und Flyern

Auf die neuen Regeln machen Piktogramme auf Plakaten und Flyern an der Kasse und bei den Eingängen zum Frauenbad aufmerksam. Damit die Neuerungen auch bei den Musliminnen im Elsass bekannt werden, wurde die Basler Muslim-Kommission eingeschaltet. Sie soll die meist nicht deutschsprachigen Frauen informieren.

Die Information ist ein Knackpunkt, denn die Frauen kommen aus mehreren französischen Departementen. Häufig fahren Männer die Mütter mit ihren Kindern vor das Bad, lassen sie aussteigen und fahren wieder weg.

Mehr Sicherheitsleute und Polizei

Um Tumulte vor dem Eingang zu verhindern – solche gab es auch schon – wird nun mehr Personal einer Sicherheitsfirma eingesetzt, das über die Neuerungen informiert. Auch sollen junge Basler Musliminnen vor dem Bad die neuen Regeln erklären. Laut Howald wurde dies mit der Muslim-Kommission vereinbart. Auch Polizeipräsenz sei unerlässlich.

Mit baulichen Massnahmen werden die Neuerungen ebenfalls sichtbar gemacht. So wurden die Kinderplanschbecken im Frauenbad mit Holzplatten abgedeckt und eine neue Sonnenterrasse eingerichtet. Auch wird es eine Verpflegungsmöglichkeit geben.

«Wir setzen alles daran, dass wir im Sommer eine friedliche Saison erleben», sagte Howald. Das Frauenbad soll wieder mehr den Bedürfnissen von Ruhe suchenden oder älteren Frauen entsprechen. Müttern und ihren Kindern stehe das auf dem gleichen Gelände liegende Gartenbad zur Verfügung, sagte Howald. (whr/sda)

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gigle
28.04.2016 14:02registriert April 2015
Haben diese Frauen dann auch Probleme im Hamam?
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61
«31 Prozent wären schlimm»: Ypsomed-Chef hofft auf baldigen Zoll-Entscheid
Der Unternehmer und FDP-Nationalrat Simon Michel investiert in die USA. Das hat aber mehr mit den Klimazielen als mit Donald Trump zu tun.

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