Schweiz
Coronavirus

Corona: Deutlich höhere Übersterblichkeit in der Schweiz als im Frühling

In einem Urner Altersheim haben sich rund 30 Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Coronavirus angesteckt. (Themenbild)
Für die ältesten Personen in unserer Gesellschaft ist das Coronavirus besonders gefährlich.Bild: sda

Covid-19: Deutlich höhere Übersterblichkeit in der Schweiz als in erster Welle

Mit dem Winter und der zweiten Welle ist auch die Übersterblichkeit zurückgekommen – und diesmal deutlich stärker als im Frühling. Auch im Vergleich zum umliegenden Ausland steht die Schweiz schlecht da.
10.12.2020, 05:5410.12.2020, 11:03
Lea Senn
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Über 5000 Personen sind in der Schweiz an Covid-19 verstorben. Im internationalen Vergleich weist die Schweiz in den letzten Wochen deutlich höhere Zahlen auf als andere europäische Länder.

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Dass das Coronavirus viele Todesopfer fordert, zeigen auch die Daten zur Übersterblichkeit der Statistikplattform «Our World in Data». Diese zeigen, wie viele Personen mehr (aus einer bestimmten Altersgruppe) sterben als in einer Jahreszeit üblich. Die aktuellen Todesfälle werden mit dem Schnitt der Jahre 2015 bis 2019 verglichen.

Während des Peaks in der ersten Welle im März und April starben demnach rund anderthalb mal so viele Über-85-Jährige wie üblich. Inzwischen ist die Übersterblichkeit noch extremer angestiegen und liegt in der ältesten Gruppe bei fast 80 Prozent.

Die Sterblichkeit bei den 15- bis 64-Jährigen bewegt sich im üblichen Rahmen oder liegt sogar im Schnitt leicht unter den Vorjahren. Doch je älter eine Altersgruppe, umso höher liegt ihre Kurve.

Übersterblichkeit in der Schweiz nach Altersgruppe

grafik: watson / daten: owid

Vergleicht man die Übersterblichkeit mit den Werten unserer Nachbarn, zeigt sich: Auch Österreich hat zurzeit mit einer deutlichen Übersterblichkeit zu kämpfen. Die anderen Länder bewegten sich zuletzt auf deutlich tieferem Niveau – allerdings fehlen von ihnen noch Daten der letzten Wochen.

Vergleich mit den Nachbarländern

In diesem Vergleich der Übersterblichkeit sticht Italien ins Auge: Im Frühling starben dort teilweise fast doppelt so viele Personen wie in den Vorjahren – und das notabene über alle Altersgruppe gesehen.

Allerdings ist der Anteil der älteren Bevölkerung nicht überall gleich – was die Grafik ein wenig verzerrt. Länder mit älterer Bevölkerung haben aus rein mathematischen Gründen eine höhere Übersterblichkeit – eine Tatsache, die man beim Vergleich im Hinterkopf haben sollte.

Zur besseren Vergleichbarkeit könnte man auch wie gleich folgend nur die Übersterblichkeit der über 85-Jährigen vergleichen. Hier bewegen wir uns inzwischen auf ähnlichem Niveau wie Österreich. Zu optimistisch über die sinkende Tendenz sollte man allerdings auch hier wegen verzögerten Meldungen noch nicht sein.

Vergleich mit den Nachbarländern bei über 85-Jährigen

Natürlich bilden die Über-85-Jährigen auch hier nur einen Teil der Bevölkerung ab. Italien erreichte beispielsweise bei den 65- bis 74-Jährigen den bisherigen Höchstwert: Im Frühling starben in einer Woche mit 108 Prozent mehr als doppelt so viele Personen aus dieser Altersgruppe als üblich.

Für den Vergleich mit weiteren ausgewählten Ländern betrachten wir daher wieder die Übersterblichkeit über alle Altersgruppen. Spanien erreicht dabei in der ersten Welle eine Übersterblichkeit von über 150 Prozent. Inzwischen ist sie aber tiefer als bei uns.

Schweden, das im Frühling mit seinem Sonderweg für Aufsehen sorgte, verzeichnet aktuell kaum eine Übersterblichkeit. Ähnlich sieht es auch in vielen asiatischen Ländern aus.

Vergleich mit ausgewählten Ländern

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So kreativ sind die Leute in Coronavirus-Quarantäne
1 / 23
So kreativ sind die Leute in Coronavirus-Quarantäne
bild: twitter/warwick art

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wie es aussieht, wenn du deinen Geschmackssinn wegen Covid verlierst
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
174 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Dave1974
10.12.2020 07:14registriert April 2020
"Natürlich bilden die Über-85-Jährigen auch hier nur einen Teil der Bevölkerung ab."
Schon nur darum ist die Schlagzeile einmal mehr ungenau und wohl nur auf Drama aus.
Wieso schafft man es nicht die Dinge nüchtern zu betrachten und darzustellen? Die sind teils schon dramatisch genug für die meisten.
Die Übersterblichkeit insgesamt wäre z.B. so ein Ding.
31082
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rainbow Pony
10.12.2020 07:08registriert Februar 2018
Die Zahlen sind für mich - trotz vieler Versuche, diese mit diversen Quellen mehr oder weniger korrekt einzuordnen - nach wie vor unklar. Wieso hatte bspw. Deutschland im März eine so tiefe Übersterblichkeit während die Fallzahlen vergleichbar waren? Heute hingegen scheint sogar Schweden ganz in Ordnung, während man im Frühling von O-Ton Blutbad (!) sprach. Wiedo geht es in DE wieder munter aufwärts jetzt? Und Italiens Senioren sind alle wieder rüstig und die Sterblichkeit hält sich in Grenzen. Das passt für mich alles nicht zusammen - vielleicht kann ja jemand Licht ins Dunkel bringen.
24049
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cosmopolitikus
10.12.2020 07:35registriert August 2018
Die Schweiz, als Land mitten in Europa, welches nicht aktiv in den Weltkriegen beteiligt war, hat alleine diesem Umstand zu verdanken, dass wir ein höheres Durchschnittsalter haben. Zudem entscheiden sich viele ältere Menschen bewusst gegen medizinische Hilfe und verbleiben beispielsweise in Altersheimen zum sterben.
Wenn ich die aktuelle Berichterstattung so lese, könnte man meinen, dass Sterben ein aussergewöhnlicher Prozess ist. Ist es denn so überraschend, wenn jemand nach einem erfüllten Leben mit +/- 80 stirbt?
14453
Melden
Zum Kommentar
174
«Anmassende Boni-Exzesse»: FDP-Präsident ruft zu mehr Bescheidenheit auf

FDP-Parteipräsident Thierry Burkart kritisiert die Bezüge von UBS-Chef Sergio Ermotti. Der Tessiner habe zwar nach der Zwangsfusion der CS und der UBS Vertrauen geschaffen. Doch seine Vergütung von 14,4 Millionen Franken nach neun Monaten an der Spitze der UBS sei unverhältnismässig und stossend und «schlicht eine Ohrfeige».

Zur Story