Über 5000 Personen sind in der Schweiz an Covid-19 verstorben. Im internationalen Vergleich weist die Schweiz in den letzten Wochen deutlich höhere Zahlen auf als andere europäische Länder.
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Dass das Coronavirus viele Todesopfer fordert, zeigen auch die Daten zur Übersterblichkeit der Statistikplattform «Our World in Data». Diese zeigen, wie viele Personen mehr (aus einer bestimmten Altersgruppe) sterben als in einer Jahreszeit üblich. Die aktuellen Todesfälle werden mit dem Schnitt der Jahre 2015 bis 2019 verglichen.
Während des Peaks in der ersten Welle im März und April starben demnach rund anderthalb mal so viele Über-85-Jährige wie üblich. Inzwischen ist die Übersterblichkeit noch extremer angestiegen und liegt in der ältesten Gruppe bei fast 80 Prozent.
Die Sterblichkeit bei den 15- bis 64-Jährigen bewegt sich im üblichen Rahmen oder liegt sogar im Schnitt leicht unter den Vorjahren. Doch je älter eine Altersgruppe, umso höher liegt ihre Kurve.
Vergleicht man die Übersterblichkeit mit den Werten unserer Nachbarn, zeigt sich: Auch Österreich hat zurzeit mit einer deutlichen Übersterblichkeit zu kämpfen. Die anderen Länder bewegten sich zuletzt auf deutlich tieferem Niveau – allerdings fehlen von ihnen noch Daten der letzten Wochen.
In diesem Vergleich der Übersterblichkeit sticht Italien ins Auge: Im Frühling starben dort teilweise fast doppelt so viele Personen wie in den Vorjahren – und das notabene über alle Altersgruppe gesehen.
Allerdings ist der Anteil der älteren Bevölkerung nicht überall gleich – was die Grafik ein wenig verzerrt. Länder mit älterer Bevölkerung haben aus rein mathematischen Gründen eine höhere Übersterblichkeit – eine Tatsache, die man beim Vergleich im Hinterkopf haben sollte.
Zur besseren Vergleichbarkeit könnte man auch wie gleich folgend nur die Übersterblichkeit der über 85-Jährigen vergleichen. Hier bewegen wir uns inzwischen auf ähnlichem Niveau wie Österreich. Zu optimistisch über die sinkende Tendenz sollte man allerdings auch hier wegen verzögerten Meldungen noch nicht sein.
Natürlich bilden die Über-85-Jährigen auch hier nur einen Teil der Bevölkerung ab. Italien erreichte beispielsweise bei den 65- bis 74-Jährigen den bisherigen Höchstwert: Im Frühling starben in einer Woche mit 108 Prozent mehr als doppelt so viele Personen aus dieser Altersgruppe als üblich.
Für den Vergleich mit weiteren ausgewählten Ländern betrachten wir daher wieder die Übersterblichkeit über alle Altersgruppen. Spanien erreicht dabei in der ersten Welle eine Übersterblichkeit von über 150 Prozent. Inzwischen ist sie aber tiefer als bei uns.
Schweden, das im Frühling mit seinem Sonderweg für Aufsehen sorgte, verzeichnet aktuell kaum eine Übersterblichkeit. Ähnlich sieht es auch in vielen asiatischen Ländern aus.
Schon nur darum ist die Schlagzeile einmal mehr ungenau und wohl nur auf Drama aus.
Wieso schafft man es nicht die Dinge nüchtern zu betrachten und darzustellen? Die sind teils schon dramatisch genug für die meisten.
Die Übersterblichkeit insgesamt wäre z.B. so ein Ding.
Wenn ich die aktuelle Berichterstattung so lese, könnte man meinen, dass Sterben ein aussergewöhnlicher Prozess ist. Ist es denn so überraschend, wenn jemand nach einem erfüllten Leben mit +/- 80 stirbt?