International
Justiz

Todesstrafe: Diese Länder richteten 2018 Menschen hin

7 Grafiken rund ums Thema Todesstrafe, die du kennen solltest

Die Zahl der Hinrichtungen sank 2018 weltweit um 31 Prozent und erreichte den tiefsten Wert seit mindestens einem Jahrzehnt. Dunkler Fleck in der Statistik bleibt China – und erstmals gibt es Zahlen aus Vietnam.
10.04.2019, 07:1810.04.2019, 16:17
Lea Senn
Folge mir
Mehr «International»

Hinrichtungen weltweit

Bild
Grafik: Amnesty International/lea senn, watson

Die Zahl der weltweit registrierten Hinrichtungen ist auf den tiefsten Stand seit mindestens einem Jahrzehnt gefallen. Die dokumentierten Exekutionen sanken von mindestens 993 im Jahr 2017 auf mindestens 690 im Jahr 2018, wie der Jahresbericht von Amnesty International zeigt.

Zu diesem erfreulichen Trend trug auch ein neues Anti-Drogengesetz im Iran bei, das die Zahl der Hinrichtungen um die Hälfte senkte. Mit dem neuen Gesetz droht die Todesstrafe, wenn man mit mehr als 50 Kilogramm Betäubungsmittel wie Opium, 2 Kilogramm Heroin oder 3 Kilogramm Crystal Meth erwischt wird. Für den Besitz von Marihuana droht hingegen keine Todesstrafe mehr. Vor der Reform war der Besitz von 5 Kilogramm Opium oder 30 Gramm Heroin ein Kapitalverbrechen und wurde mit dem Tode bestraft.

Allerdings kritisiert Amnesty, dass das Land seine völkerrechtswidrige Praxis fortsetze, Menschen zu verurteilen und hinzurichten, auch wenn diese zum Tatzeitpunkt minderjährig waren.

Auch im Irak, Pakistan und Somalia wurden deutlich weniger Menschen hingerichtet, was sich ebenfalls auf den globalen Trend auswirkt. «Der starke globale Rückgang der Hinrichtungen zeigt, dass selbst Staaten, von denen man es nicht erwarten würde, ihre Haltung ändern und erkennen, dass die Todesstrafe keine Lösung ist», sagte Kumi Naidoo, Generalsekretär von Amnesty International. «Trotz Rückschritten in einigen Ländern ist die Zahl der Hinrichtungen gerade bei einigen der schlimmsten Vollstrecker deutlich zurückgegangen».

Warum es 2015 zu einem massiven Anstieg kam

Bild
grafik: amnesty international/lea senn, watson

Die Grafik zeigt die registrierten Hinrichtungen seit 2009. Der Trend zeigt nach unten – das sah 2015 noch anders aus.

Der massive Anstieg damals hatte vor allem mit Pakistan, Iran und Saudi-Arabien zu tun. So wurden in Pakistan im Jahr 2015 326 Menschen getötet, nachdem das Land im Dezember 2014 nach dem Angriff der Taliban auf eine Schule in Peschawar ein sechsjähriges Moratorium für die Hinrichtung von Zivilisten aufgehoben hatte. Es ist die höchste Zahl von Hinrichtungen, die Amnesty International je für Pakistan verzeichnet hat.

Die Hinrichtungen in Saudi-Arabien stiegen im Vergleich zu 2014 ebenfalls um 76 Prozent – 2015 wurden dort mindestens 158 Menschen getötet. In der Zwischenzeit hat der Iran mindestens 977 Menschen hingerichtet, hauptsächlich wegen Drogenkriminalität – eine Zahl, die sich mit der neuen Gesetzgebung massiv verringert hat (siehe Punkt 1).

Warum Hinrichtungen in den USA wieder zugenommen haben

Bild
grafik: amnesty international/lea senn, watson

Auch in den USA hält der weltweite Trend an, dass immer weniger Todesstrafen durchgeführt werden. Daran kann auch die leichte Zunahme in den letzten beiden Jahren nichts ändern. Diese ist vor allem darauf zurückzuführen, dass 2016 viele Hinrichtungen aufgeschoben werden mussten, nachdem viele Pharmafirmen die Nutzung seiner Mittel bei Hinrichtungen untersagte. Durch den Mangel an Substanzen für die Giftcocktails haben viele Bundesstaaten Exekutionen aufgeschoben.

Bereits 20 US-Bundesstaaten haben die Todesstrafe abgeschafft, 30 halten noch immer daran fest. Von diesen 30 haben 11 Staaten in den letzten zehn Jahren allerdings niemanden mehr hingerichtet. Die Gouverneure von Colorado, Oregan, Pennsylvania und Wyoming haben Moratorien für Exekutionen verfügt – seit 2019 auch Kalifornien, der Staat mit dem grössten Todestrakt der USA.

Wie viele Länder die Todesstrafe noch anwenden

Bild
grafik: amnesty international/lea senn, watson

Seit 1999 ist die Zahl der Länder, in denen immer noch die Todesstrafe herrscht, von über 30 auf 20 gesunken. Ende 2018 hatten 106 Länder die Todesstrafe für alle Verbrechen abgeschafft. Insgesamt 142 Länder hatten die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft oder wendeten sie nicht mehr an.

Burkina Faso hat beispielsweise im Juni 2018 ein neues Strafgesetzbuch verabschiedet, das die Todesstrafe abschafft. Im Februar bzw. Juli erklärten Gambia und Malaysia immerhin ein offizielles Moratorium für Hinrichtungen. Im US-Bundesstaat Washington wurde die Todesstrafe im Oktober für verfassungswidrig erklärt.

Wer welche Methode anwendet

Bild
grafik: amnesty international/lea senn, watson

Nur in Saudi-Arabien werden Enthauptungen offiziell noch durchgeführt. Wegen Drogendelikten hat neben Iran nur China, Iran, Singapur und Saudi-Arabien Menschen hingerichtet.

Die Länder mit den meisten Hinrichtungen

Bild
grafik: amnesty international/lea senn, watson

Amnesty schätzt, dass in China, das keine offiziellen Zahlen herausgibt, «tausende» Menschen hingerichtet wurden – mehr als im Rest der Welt zusammengenommen. Für China macht Amnesty International Hochrechnungen. Diese basieren auf entsprechenden Hinweisen, die etwa in den Staatsmedien publiziert wurden.

Erstmals gibt es Zahlen aus Vietnam. Demnach fanden dort 2018 mindestens 85 Hinrichtungen statt. Vietnam gehört damit zu den fünf Ländern mit den meisten Hinrichtungen.

Der Iran führt die Statistik der dokumentierten Todesstrafen (also ohne China) vor Saudi-Arabien, Vietnam und dem Irak an. Im Iran wurden demnach mindestens 253 Menschen hingerichtet, in Saudi-Arabien 149, in Vietnam 85 und im Irak 52. Insgesamt sind die vier Staaten für 78 Prozent der Exekutionen verantwortlich.

Welche Länder in welchem Jahr zum letzten Mal eine Todesstrafe vollstreckten

Animiertes GIFGIF abspielen

(Mitarbeit: meg)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Kein Nachschlag! So sahen die letzten Mahlzeiten von Mördern aus
1 / 14
Kein Nachschlag! So sahen die letzten Mahlzeiten von Mördern aus
Fotokünstler Henry Hargreaves kocht Henkersmahlzeiten berühmter amerikanischer Mörder zusammen und setzt diese in Szene. Diese hier, ist vom Massenmörder Ted Bundy. Hier geht's zur Story ...
quelle: henryhargreaves.com / henryhargreaves.com
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Im US-Bundesstaat Arkansas werden 7 Männer hingerichtet
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P.
10.04.2019 08:15registriert August 2018
Beziehungen zwischen Ländern müssen, ungeachtet dieser unschönen Dinge, trotzdem gepflegt werden.

"Sie (Finanzminister Saudi Arabien) müssen sich keine Sorgen machen. Von unserer (Schweiz) Seite ist es kein Problem, dass Sie Journalisten zerstückeln, Unschuldige enthaupten oder Frauen steinigen. Was uns wichtig ist, dass der monetäre Aspekt zwischen unseren Ländern keinen Schaden nimmt."

Leicht abgeändertes Zitat von *räusper* *doppelhust* *doppelräusper* *einfachhust* *dreifachräusper*
12519
Melden
Zum Kommentar
avatar
Don Quijote
10.04.2019 07:52registriert April 2015
Spannend, wie die Welle der Abschaffung von Südamerika ausging, dann Skandinavien und Europa erfasste und schliesslich in Afrika ankam!
441
Melden
Zum Kommentar
avatar
Joe "Ich schlug die Sozialisten" Biden
10.04.2019 07:56registriert Juli 2017
China, ein Freihandelspartner der Schweiz, führt diese üble Statistik mit Grössenordnungen an Vorsprung.

Danke für diesen informativen Artikel der einmal zeigt wie schlimm die Lage noch ist auf der ganzen Welt.
5012
Melden
Zum Kommentar
23
Konsumentenschützer erzielen Teilerfolg mit Klage gegen Mercedes

Im Zuge des Dieselskandals wollen Konsumentenschützer Schadenersatz für rund 2800 Mercedes-Kunden erstreiten. Nun haben sie einen Teilerfolg erzielt. Zu Ende ist die Auseinandersetzung noch nicht.

Zur Story