Eine Eishockey-WM ist ein recht kompliziertes Geschäft. Für die Durchführung wird eine eigenständige Firma (Aktiengesellschaft) gegründet, die nach der WM wieder liquidiert wird. Beteiligt sind der Schweizerische Eishockey-Verband (Swiss Ice Hockey) und die Vermarktungsagentur Infront Sports & Media. Die Klubs der National League gehen bei der WM leer aus, da die National League juristisch vom Verband unabhängig ist. Die beiden teilen Gewinn oder Verlust. Die WM 2020 (die nun 2026 nachgeholt wird) musste wegen der Pandemie abgesagt werden. Die Versicherung bezahlte 13,4 Millionen für den Einnahmeausfall (je 6,7 Millionen für den Verband und Infront). Das Budget betrug rund 40 Millionen.
So hoch wird der Gewinn der WM 2026 (15. bis 31. Mai) nicht sein. Die Ticketpreise sind zwar ungefähr die gleichen wie 2020 und das Budget hat inzwischen 50 Millionen erreicht. Aber die Versicherung bezahlte auf der Basis von 64 ausverkauften WM-Partien. Es wäre ja theoretisch möglich gewesen, alle Tickets zu verkaufen.
So gut der Vorverkauf läuft – alle 64 Spiele werden bei der WM 2026 nicht ausverkauft sein. Die letzte WM 2009 in Bern und Kloten hatte bei 6768 Fans pro Spiel einen Reingewinn von 3,1 Millionen gebracht und dem Verband 1,5 Millionen beschert. Nun werden pro Partie zwar mehr Tickets verkauft. Die Zahlen der WM 2025 in Dänemark und Schweden (total 489'450 Fans/7647 pro Partie) dürften erreicht oder gar übertroffen werden. Allerdings ist die Liga-Kapazität der Stadien in Zürich (12'000 Plätze) und Fribourg (9280) für die WM rund 20 Prozent geringer: Zusatzbauten für die WM kosten Plätze. Der absolute Fan-Rekord von 2024 in Tschechien (797'727/12'646 pro Partie) ist ausser Reichweite.
Wie komme ich an ein Ticket? Am 27. Mai 2025, einen Tag nach dem WM-Final, startete der Ticketverkauf mit Finalrunden-Paketen. Also für die Viertel- und Halbfinalspiele, den Final plus das Bronze-Spiel sowie Pakete für alle Gruppenspiele in Zürich. Die verfügbaren Kontingente für die Finalrunde waren innerhalb von 48 Stunden ausverkauft. Da ist die Bezeichnung «Ticket-Wahnsinn» nicht übertrieben.
Aktuell sind noch Tagestickets für die Gruppenspiele an beiden Spielorten verfügbar. Aber keine mehr mit Spielen der Schweizer. Alle zum Verkaufsstart verfügbaren Kontingente für die Spieltage unserer Nationalmannschaft waren innerhalb einer Stunde ausverkauft. Doch auch Spieltage ohne Schweizer Beteiligung erfreuen sich sehr hoher Beliebtheit. Ein weiteres Kontingent an Tagestickets wird im November freigeschaltet. Tipp: Tickets (mit An- und Rückreise per Bus) sind auch über eventcar.ch buchbar.
Tagestickets für die Finalrunde in Zürich inkl. Final und die beiden Viertelfinals in Fribourg werden ab Januar verfügbar sein und noch verfügbare Einzeltickets kommen ab Februar in den Verkauf. Wann genau, wird vom WM-Veranstalter noch mitgeteilt. Der WM-Organisator kann nicht frei über die Tickets verfügen. Ein erheblicher Anteil geht an ausländische Verbände, Fan-Gruppierungen und Sponsoren. Erst wenn klar ist, wie viele Tickets so in Anspruch genommen werden, geht der Rest in den freien Verkauf.
Die beiden Viertelfinals in Zürich kosten zusammen 120 bis 250 Franken, in Fribourg 50 bis 210 Franken. Je zwei Viertelfinals werden in Zürich und Fribourg ausgetragen, die beiden Halbfinals, der Final und das Bronze-Spiel in Zürich. Die Halbfinal-Tickets kosten zusammen 300 bis 490 Franken und der Final und das Bronze-Spiel zusammen 340 bis 520 Franken. Die Schweiz bestreitet nicht nur alle Gruppenspiele, sondern auch im Falle eines Falles den Viertelfinal in Zürich. Einzeltickets ab Viertelfinal kommen erst im Februar in Verkauf (Zeitpunkt und Preise noch offen).
Wucherpreise? Auf den ersten Blick scheint es dem Laien so. Aber Wucher ist die Ausnutzung einer Zwangslage, Unerfahrenheit oder Willensschwäche eines anderen, um sich einen Vermögensvorteil zu verschaffen, der in einem auffälligen Missverhältnis zur erbrachten Leistung steht. Schon rein juristisch kann es also nicht Wucher sein. WM-Kommunikationschef Christian Stahl sagt dazu: «Von verschiedensten Seiten ist uns bestätigt worden, dass unsere Preise im Rahmen von Sportveranstaltungen dieser Qualität in unserem Land stehen, ja, dass die Preise sehr fair seien. Die Eishockey-WM bietet als internationaler Top-Event nicht nur mehrere Spiele pro Tag, sondern auch ein einzigartiges Fan-Erlebnis – sowohl in den offiziellen Fanzonen als auch auf den Rängen in den Arenen.»
Die Tickets sind nicht personalisiert. Christian Stahl sagt, es sei kein Problem, wenn jemand sein Ticket an einen Kollegen weiterverkaufe. «Wenn wir aber gewerbsmässigen Schwarzhandel entdecken – beispielsweise, wenn jemand sein Ticket auf einer Plattform wie Ricardo zu einem überrissenen Preis anbietet –, dann kann das rechtliche Konsequenzen haben.»